Der Nutzen von Zusatzleistungen im Check IGeL-Report 2023: Warum der Eierstock-Ultraschall sogar schädlich sein kann

Kostenpflichtige Zusatzleistungen beim Arzt können negative Konsequenzen haben – das zeigt der am 27. April veröffentlichte Report zu den Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL-Report). Vier Behandlungen erhielten dabei die schlechteste Bewertung, darunter auch jene, die in Praxen deutschlandweit am häufigsten durchgeführt wird. Um welche Untersuchungen es sich genau handelt?
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Experten lehnen Ultraschall der Eierstöcke ab
Vorsorge ist wichtig, Krebs im Frühstadium zu erkennen, erhöht die Heilungschancen oft deutlich. Kein Wunder, dass sich viele Frauen für eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke entscheiden, obwohl die Kosten der Behandlung nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.
Zwischen 25 und 53 Euro kostet die Zusatzleistung und ist damit eine sogenannte IGeL-Leistung – und zwar die am häufigsten durchgeführte! Doch der IGeL-Report 2023 zeigt: Der Ultraschall der Eierstöcke hat kaum einen Nutzen, kann aber großen Schaden anrichten. Oft käme es zu falsch-positiven Ergebnissen und dadurch zu unnötigen weiteren Untersuchungen oder sogar operativen Eingriffen, heißt es da.
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Dr. Stefan Gronemeyer, Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Dienstes Bund, fällt ein vernichtendes Urteil: „Die oft jungen Frauen werden völlig unnötig in Angst und Schrecken versetzt. Die Untersuchung hat als Früherkennung keinen Nutzen; sie kann aber definitiv schaden und wird deshalb auch von den gynäkologischen Fachgesellschaften abgelehnt.“ Auch der Ultraschall der Gebärmutter wird dabei eher negativ bewertet.
IGeL-Report: Akupunktur und Lichttherapie durchaus sinnvoll
Für den IGeL-Report 2023 wurden 6000 Versicherte zwischen 20 und 69 Jahren befragt. Bei 55 Leistungen wurde eine Bewertung durchgeführt, bei fast allen war der Nutzen entweder unklar oder eher negativ, vier Leistungen erhielten sogar die schlechteste Bewertung. Neben dem Ultraschall der Eierstöcke handelt es sich dabei um die durchblutungsfördernde Infusionstherapie beim Hörsturz, die Immunglobulin G-Bestimmung zur Diagnose einer Nahrungsmittelallergie und die Colon-Hydro-Therapie.
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Nur in zwei Fällen kommt der Report zu einem positiven Ergebnis, dazu gehört auch die Akupunktur zur Migränevorbeugung. Zwar gebe es keine Hinweise, dass sie besser wirke als eine Therapie mit Medikamenten, dafür habe sie aber weniger Nebenwirkungen und weniger Therapie-Abbrüche. Auch die Lichttherapie gegen Winterdepressionen wird tendenziell positiv bewertet, weil zumindest ein geringer Nutzen nachgewiesen werden konnte.
Das Fazit: Der Medizinische Dienst Bund bewertet viele ärztliche Zusatzleistungen als fragwürdig und fordert bessere Informationen für Patientinnen und Patienten.