Podcast: Leben ohne Sinn„Ich bin ohne Geruchssinn geboren – und habe es 14 Jahre lang nicht gemerkt“
Gerüche haben in meinem Leben noch nie eine Rolle gespielt.
Lange dachte ich, dass ich einfach sehr schlecht riechen könnte. Erst mit 14 Jahren stellte ein Arzt die Diagnose: Anosmie – und zwar seit meiner Geburt. Ich bin also ohne Geruchssinn auf die Welt gekommen. Warum das erst so spät erkannt wurde und wie die Diagnose unser Leben als Familie verändert hat, erzähle ich gemeinsam mit meiner Mutter Susanne in der ersten Folge meines Podcasts „Leben ohne Sinn".
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Diagnose war für meine Mutter schwer und für mich erleichternd
14 Jahre lang bin ich davon ausgegangen, dass mit mir körperlich alles in Ordnung ist. Meine Mutter hat mir häufig die Geschichte erzählt, wie sie mich nach meiner Geburt zum ersten Mal im Arm gehalten hat: „Ich habe deine Finger und deine Zehen gezählt, deinen Vater angeschaut und gesagt: Wir haben ein kerngesundes Kind!“ Erst Jahre später stellte sich heraus, dass das so nicht stimmt, aber einen fehlenden Geruchssinn kann man eben nicht sehen.
Für meine Mutter war diese Diagnose schwieriger als für mich. Für sie war ihr Kind plötzlich behindert. Ich hingegen hatte endlich einen Namen, eine Erklärung für etwas, das schon immer so war. Der HNO-Arzt hat mir damals den Wikipedia-Artikel über Anosmie ausgedruckt. Die zusammengetackerten Zettel habe ich noch heute, abgeheftet in dem mittlerweile deutlich angewachsenen Ordner, in dem sich Arztberichte und Befunde stapeln.
Was passiert, wenn ein Sinn fehlt?
Mit meiner Sinneseinschränkung bin ich schon immer offen umgegangen, denn damit ich im Alltag barrierefrei zurechtkomme, brauche ich Menschen in meinem Umfeld, die mir ihre Nase „leihen“. Im Vergleich mit anderen fällt aber auch auf, was der Geruchssinn eigentlich alles kann - und was mir dadurch fehlt.
Spannend wird es vor allem, wenn dann Menschen mit anderen Sinneseinschränkungen erzählen, wie ihr Alltag aussieht. Und wie groß sogar der Unterschied zwischen mir und jemandem ist, der seinen Geruchssinn erst im Laufe seines Lebens verloren hat. Jede Idee, jedes Bild, jeder Gedanke, den wir haben, kamen durch einen oder eine Kombination unserer Sinne in unserem Kopf. Einen anderen Weg haben wir nicht. Wenn dann ein Sinn fehlt, hat das große Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung.
Folge 1 des Podcasts: „Und plötzlich war mein Kind behindert"
Folge 2: Alice Scharf weiß schon jetzt, dass sie erblinden wird. Wie es ihr damit geht, erzählt sie hier.
Folge 6: Claudia Kerber hat ihren Geruchssinn verloren und weiß bis heute nicht, warum der Sinn fehlt.
Neue Folgen auf RTL+
Im „Leben ohne Sinn“-Podcast sprechen Menschen mit einer Sinneseinschränkung über ihren Alltag, über Vorurteile und über die ganz großen Sinnfragen, wenn einer der Sinne fehlt.
Ihr wollt auch die anderen Folgen hören? „Leben ohne Sinn“ mit Lauren Ramoser findet ihr bei RTL+.