Podcast "Leben ohne Sinn"Nach Schlaganfall: "Mein Gehirn hat meine linke Körperhälfte vergessen"

Nach einem Schlaganfall saß der damals 24-jährige Gunnar van der Pütten in der Reha und aß zu Mittag. Nach einer halben Portion beschwerte er sich, warum er keinen ganzen Teller bekam. Doch das Problem lag nicht auf dem Teller, sondern in seinem Gehirn: Es hat den Teller nur noch halb wahrgenommen – ein sogenanntes Neglect. Van der Pütten lebt seither mit dieser Art des Gesichtsfeldausfalls. Im Podcast erzählt er, wie er gelernt hat, ganze Teller leer zu essen, die Hoffnung nicht aufzugeben und heute anderen Schlaganfall-Patienten Mut zu machen.
Folge 11: "Mein Gehirn hat meine linke Körperhälfte vergessen"
Neglect: Wenn das Gehirn den halben Körper vergisst
Ein Gesichtsfeldausfall nach einem Schlaganfall fällt den Betroffenen zunächst nicht auf, bis sie etwas essen. Geschultes medizinisches Personal erkennt die Symptome: Patienten und Patientinnen essen nur noch eine Hälfte ihres Tellers leer, laufen mit ihrer linken Körperhälfte gegen Hindernisse oder nehmen Bewegungen und Geräusche auf dieser Seite gar nicht oder nur mit Verzögerung wahr. Erst dann wird deutlich, dass das Gehirn eine gesamte Körperhälfte – von der Zehe bis zur Haarspitze – vergessen hat.
So auch in Gunnar van der Püttens Fall. „Ich lag zwei Wochen im Koma und als ich danach in der Reha war, habe ich mich beschwert, dass es nur Kinderportionen gab“, erklärt er. Daraufhin habe die Krankenpflegerin die Symptome richtig gedeutet. Man würde meinen, dass, selbst wenn man den Teller nicht als ganzes Rund sieht, sich doch gut erinnern kann und somit erkennt, dass man eben nur die Hälfte sieht. Aber genau das ist das Problem mit dem Neglect: Das Gehirn kann sich nicht erinnern, es vernachlässigt die Eindrücke der linken Köperhälfte vollständig.
„Meine größte Behinderung ist, dass ich auf dem Land lebe und kein Auto fahren kann“, erzählt Gunnar van der Pütten, dessen Schlaganfall inzwischen 18 Jahre zurückliegt. Seitdem lebt er mit dem halbseiten Gesichtsfeldausfall. Mit seinem Trike, einem Fahrrad mit drei Rädern, hat er sich Mobilität zurückerkämpft – er fährt jeden Tag bis zu 55 Kilometer.
Was Betroffene machen können, wenn es zu spät ist und der Schlaganfall schon eingetreten ist, erklärt van der Pütten im Podcast.
Podcast "Leben ohne Sinn": Darum geht's!
Wie sieht das Leben aus, wenn einer unserer Sinne fehlt? Um diese Frage zu beantworten, treffe ich jede Woche Menschen, die einen ihrer fünf Sinne verloren haben oder ihn nie hatten. Ich selbst kann nicht riechen und will wissen, wie es anderen ohne ihre Sinne geht. Hat jemand, der blind ist, eine Lieblingsfarbe? Wonach suche ich ein Gericht aus, wenn ich nicht schmecken kann? Warum ist es so gefährlich, ohne Schmerzempfinden zu leben? Und was bedeutet Musik für jemanden, der nicht hören kann?
In jeder Folge des "Leben ohne Sinn"-Podcasts erzählt ein Betroffener oder eine Betroffene aus dem Leben: über Vorurteile, schöne Momente und emotionale Geschichten – immer nah und authentisch, aber ohne Mitleid. Jeden Dienstag neu bei AUDIO NOW, Spotify, Deezer, Apple Podcast, podcast.de und überall, wo es Podcasts gibt.
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Alles Folgen von "Leben ohne Sinn"
Folge 1: Wie es ist, schon immer ohne Geruchssinn zu leben, erzähle ich mit meiner Mutter zusammen hier.
Folge 2: Alice Scharf weiß schon jetzt, dass sie erblinden wird. Wie es ihr damit geht, erzählt sie hier.
Folge 6: Claudia Kerber hat ihren Geruchssinn verloren und weiß bis heute nicht, warum der Sinn fehlt.
Jede Sekunde zählt: Schlaganfälle richtig erkennen
Nach einem Schlaganfall geht es um jede Sekunde: Je schneller das persönliche Umfeld die Symptome erkennt und medizinische Hilfe anfordert, desto höher sind die Chancen, dass dem Patienten geholfen werden kann. Den FAST-Test, mit dessen Hilfe Sie einen Schlaganfall bei anderen erkennen können, finden Sie hier.