Prozess um Horror-Tat in Hockenheim
Mutter erstickte ihre Kinder (7, 9): Polizist schildert dramatische Festnahme

Es ist eine Tat, für die es keine Worte, keine Erklärung gibt. An Ostern 2023 erstickt Desirée A. ihre beiden Söhne (7, 9) und verbringt zuhause noch einen ganzen Tag mit den Leichen. Dann schreibt die damals 43-Jährige der Polizei eine Mail und erklärt, sie habe „etwas Schlimmes" getan. Am Mittwoch hat in Mannheim der Prozess gegen die Mutter begonnen. Ein Polizist schildert, wie Desirée A. festgenommen wurde: Das Drama dauerte 45 Minuten und wäre beinahe tödlich geendet.
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Mutter hockte mit Waffe in der Hand auf dem Boden
„Ich hatte die Waffe fünfmal entsichert und fünfmal den Finger am Abzug", erklärt der Polizist, der am ersten Prozesstag als Zeuge geladen ist. Er spricht über den Ostersonntag dieses Jahres – zuvor ist Desirée A.s Mail bei der Polizei eingegangen. Als die Polizei ihre Wohnung betritt, hockt die Frau auf dem Boden. Sie hantiert mit einer Waffe, hält sie sich auch an die Schläfe. Später stellt sich heraus, dass es sich um eine Schreckschusswaffe handelte.
Für die Polizei beginnt ein Nervenkrimi. „Ich habe mir vorgenommen, sie zu erschießen", erinnert sich der Polizist. Die Beamten ziehen sich zurück und legen Schutzkleidung an. Der Einsatz dauert eine Dreiviertelstunde. Erst dann ist Desirée A. überwältigt und wird festgenommen.
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Kinder sollten Ostern bei ihrer Mutter in Hockenheim verbringen
Rückblick: Nachdem sich Stefan A. von seiner Frau getrennt hat, bekommt er das alleinige Sorgerecht für die gemeinsamen Söhne Hagen (9) und Theodor (7). Desirée A. ist offiziell psychisch krank – ihre Kinder darf sie dennoch alle zwei Wochen am Wochenende sehen.
Über Ostern 2023 sollen die Jungen ein paar Tage bei ihrer Mutter verbringen. Stefan A. bringt sie donnerstags zu Desirée A. nach Hockenheim. Sonntag will er sie wieder abholen und nach Ostern mit den Kindern und seiner neuen Freundin für eine Woche in den Urlaub fahren. „Sie sind immer gerne hingegangen", erinnert sich Stefan A. im Gespräch mit RTL. Zwar habe er Bedenken gehabt, und die Kinder seien nach den Besuchen bei ihrer Mutter zum Teil „verdreht" oder „verstört" gewesen. Aber alles habe sich dann "immer wieder beruhigt".
Söhne mit Medikamenten betäubt und erstickt

Am Karsamstag geschieht das Unfassbare: Desirée A. betäubt ihre Söhne offenbar mit Medikamenten und erstickt sie. Als sie einen Tag später die Polizei informiert, eilen die Beamten zu ihrer Erdgeschosswohnung und entdecken die Kinderleichen. Desirée A. gesteht die Tat und kommt in Untersuchungshaft.
Kinder getötet: Angeklagte könnte vermindert schuldfähig sein
Eine der wichtigsten Frage im Prozess dürfte sein, ob die Angeklagte zum Tatzeitpunkt vermindert schuldfähig war. Desirée A. leide unter einer Persönlichkeitsstörung infolge einer Hirnschädigung, teilte Mannheimer Landgericht mit. Krankheitsbedingt habe sich bei ihr die irrationale und unkorrigierbare Überzeugung gebildet, ihre Söhne seien wegen angeblicher psychischer und körperlicher Misshandlungen durch den Vater existenziell gefährdet. Wegen ihrer Erkrankung habe die damals 43-Jährige als einzigen Ausweg gesehen, die Kinder und sich selbst zu töten.
Erkennt das Gericht die verminderte Schuldfähigkeit an, würde die für Mord vorgesehene lebenslange Freiheitstrafe reduziert. „Das Strafmaß würde sich dann zwischen drei und 15 Jahren Freiheitsstrafe bewegen", sagt Oberstaatsanwältin Katja König.
Das Gericht hat fünf weitere Verhandlungstermine bis zum 8. Januar angesetzt.
Hier finden Sie Hilfe in schwierigen Situationen
Sollten Sie selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, suchen Sie sich bitte umgehend Hilfe. Versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über Ihre Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich. Hier finden Sie eine Übersicht über Hilfsangebote.
Wenn Sie schnell Hilfe brauchen, dann finden Sie unter der kostenlosen Telefon-Hotline der Telefonseelsorge 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die Ihnen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter www.telefonseelsorge.de.