Anwohner von Ratingen schockiert

Nachbarn über Hochhaus-Horror: "So etwas sehen wir eigentlich nur in Action-Filmen“

Der feige Anschlag von Corona-Leugner Frank P. (57) hinterlässt tiefe Wunden. Weil der Briefkasten nicht mehr geleert wurde und überquoll, hatte die Vermieterin die Polizei gebeten, nach dem Rechten zu sehen. Was dann in dem Hochhaus in Ratingen (NRW) passiert, können die Anwohner im Block noch immer nicht begreifen, wie sie RTL verraten.

Ratingen gedenkt der Schwerverletzten

Das wichtigste vorab: Alle lebensgefährlich Verletzten haben die zweite Nacht nach dem mutmaßlichen Mordanschlag überlebt. Noch immer liegen fünf von ihnen im Koma, schweben weiter in Lebensgefahr. Die zwei Polizisten und drei Feuerwehrleute waren mutmaßlich von Frank P. in eine Feuerfalle gelockt worden.

Mehrere hundert Feuerwehrleute, Polizisten und viele Bürger gehen am Samstagnachmittag in Ratingen auf die Straße. Sie gedenken der fünf Einsatzkräfte, die noch um ihr Leben kämpfen und auch der vielen anderen Einsatzverletzten. „Es ist wie eine Welle, eine Welle der Anteilnahme, eine Welle der Solidarität und des Zuspruchs. Das ist genau das, was unsere verletzten Kolleginnen und Kollegen benötigen“, sagte Diane Dulischweski von der Polizei Mettmann.

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„Wir sind in unseren Gedanken bei den Verletzten"

Nachbarin von Frank P. in Ratingen
Nachbarin von Frank P. in Ratingen
RTL

Doch die Horror-Attacke von Ratingen hat auch bei den Anwohnern des Hochhaus-Blocks Spuren hinterlassen. „So etwas sehen wir eigentlich nur in Action-Filmen“, sagt eine Anwohnerin zu RTL und schüttelt den Kopf. „Wir sind in unseren Gedanken bei den Verletzten. Wir sind alle Menschen. Man muss sich unterstützen und zusammenhalten. Wir leben alle hier zusammen“, sagt ein ander Nachbar im Gespräch mit RTL.

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Im Video: Einsatzkräfte und Täter von Ratingen treffen aufeinander

Weitere Entwicklung nach Explosion in Hochhaus in Ratingen

Nachbar von Frank P. Ratingen
Auch dieser Nachbar des Ratinger Hochhaus-Blocks ist schockiert
RTL

Doch dieses friedliche Leben hat Frank P. zerstört. Um 11.15 Uhr öffnen die herbeigeilten Einsatzkräfte die Tür. Der 57-Jährige soll ihnen sofort eine „brennbare Flüssigkeit“ entgegengekippt haben, die sich sofort entzündet habe, erklären Polizei und Staatsanwaltschaft in einer Pressekonfrenz am Freitag. Wie der Kölner Stadt Anzeiger berichtet, liegen im Treppenhaus immer noch die geschmolzenen Uniformen verletzter Polizisten.

Im Block fragen sich die Nachbarn, warum er sich zu so einer Wahnsinns-Tat hat hinreißen lassen. Frank P. hätte das „Ende der Welt“ deklariert, sei jeden Morgen früh einkaufen gegangen. „Er hat viel Wasser gekauft“, erzählt eine Nachbarin im Gespräch mit RTL. „Also ich würde sagen, dass viele Angst vor ihm hatten. Der war so aggressiv.“

Nach ersten Erkenntnissen soll der 57-Jährige gemeinsam mit seiner Mutter in der Wohnung gelebt haben, in der die Detonation ausgelöst wurde. Ein Anwohner sagt RTL, der Mann habe seine im Rollstuhl sitzende Mutter (91) gepflegt.

Auch ein weiterer Nachbar erinnert sich im Gespräch mit RTL an die seltenen, teilweise befremdlichen Augenblicke, in denen er Frank P. und seine Mutter erlebt hat: „Er hat sich wie ein Löwe vor sie gestellt und wollte sie beschützen. Er hat niemanden an sie rangelessen, egal, ob man die Tür aufhalten oder nur ‘Guten Tag’ sagen wollte. Er hat das nicht zugelassen, so kam es mir vor.“

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Im Video: Polizisten und Feuerwehrleute in Falle gelockt

Ratingen: Frank P. bunkerte Waffen im Keller

Gut möglich auch, dass Frank P. ein Zugehöriger der Prepper-Szene ist. Als Prepper, abgeleitet vom englischen „prepare“ (zu deutsch: vorbereiten), werden Menschen bezeichnet, die sich auf das Überleben im Katastrophenfall vorbereiten. Er soll auch Corona-Leugner sein. Unterdessen kündigte die SPD-Opposition im nordrhein-westfälischen Landtag an, wegen des Falls eine Sondersitzung des Innenausschusses zu beantragen.

Klar ist: Frank P. hatte im Keller PTB-Waffen gebunkert, darunter Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen gefasst - sowie Messer und Dolche. Ein Richter hatte den Verdächtigen am Freitag wegen versuchten Mordes in neun Fällen in Untersuchungshaft geschickt.

Die Menschen im Horror-Hochhaus von Ratingen sind indes froh, dass Frank P. nun aus dem Verkehr gezogen wurde – und hoffen, dass alle schwer verletzten Einsatzkräfte überleben werden. (kra)