Freiwillige fuhr dreieinhalb Stunden in zerstörten OrtFlutopfer dankt Helferin: Ich habe alles verloren, aber eine Freundin gewonnen
Zehntausende Freiwillige kämpfen unermüdlich für die Opfer der Flutkatastrophe. Bei allem Leid der Betroffenen gibt es auch Momente der Hoffnung – und sogar neue Freundschaften. Tanja Veit fuhr spontan dreieinhalb Stunden von Karlsruhe in den verwüsteten Ort Schuld (Rheinland-Pfalz), um mit anzupacken. Dass plötzlich eine wildfremde Frau vor ihrer Tür stand, um zu helfen, konnte Margret Rademacher kaum glauben. Sie sagt: Ich habe alles verloren, aber eine Freundin gewonnen. Mehr dazu im Video.
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Fremde Frau stand vor der Tür, um beim Aufräumen zu helfen
"Heute ist ein Tag, der mir ziemlich nahe geht", sagt Margret Rademacher. Sie erklärt, wie sie Tanja Veit kennenlernte: "Ich bin gestern aufgestanden, hab’ mal rausgeguckt. Und dann steht sie da unten und fragt mich: 'Kann ich Ihnen helfen?' Dann hab’ ich gesagt: ‘Wir müssen hier Dreck schleppen. Das ist körperliche Arbeit.’ Da sagt sie: 'Und? Das ist doch egal.'"
Video aus Schuld: Luftbilder zeigen das Ausmaß der Zerstörung
Helferin packte ihre Sachen und fuhr ins Flutgebiet
Für Tanja Veit war beim Anblick der erschütternden Hochwasser-Bilder im TV klar, dass sie etwas tun musste. „Ich hab's am Donnerstag im Fernsehen gesehen“, erzählt sie. „Und dann hab ich zu meinem Mann gesagt: Ich pack die Koffer, ich fahr heute Nacht los.“
Aber Tanja Veit räumt nicht nur mit auf, sondern leistet auch seelischen Beistand. „Das ist das, was mich so berührt“, berichtet Margret Rademacher. „Es gibt Menschen, die sind selbstlos.“ Ihre neue Freundin möchte sie „jetzt nicht mehr verlieren“. Tanja Veit beruhigt sie: „Das wird sie auch nicht – auf keinen Fall.“
Video: Anwohner kämpfen in Schuld um ihre Existenz
Hochwasserlage entspannt sich
Aus den Hochwassergebieten in Deutschland kommen inzwischen auch einige gute Nachrichten. An vielen Stellen hat sich die Lage etwas entspannt. Im bayerischen Passau lag der Pegelstand der Donau am Montagmorgen bei 8,18 Metern – und damit unterhalb der höchsten Hochwasserwarnstufe (8,50 Meter). Von katastrophalen Zuständen sei man noch entfernt, erklärte ein Polizeisprecher.
Erftstadt: Keine Toten in eingeschlossen Fahrzeugen
In Erftstadt (Nordrhein-Westfalen) konnten die mehr als 100 auf einer Bundesstraße vom Hochwasser eingeschlossen Fahrzeuge bis auf zwei Lastwagen geborgen werden. Tote wurden dabei nicht entdeckt. Aufatmen auch im Berchtesgadener Land (Bayern), das von Unwettern stark getroffen wurde: "Die Nacht verlief ruhig", erklärte die Feuerwehr.
Gute Wetteraussichten für die nächsten Tage
Die Wetteraussichten geben Anlass zur Hoffnung. Schauer und Gewitter lassen nach, es ist fast überall wieder trocken. Das Unwettertief "Bernd" zieht ab und macht Platz für Hoch "Dana". Die nächsten Tage werden voraussichtlich ruhig und sonnig. (bst)