Lehrerinnen des diabetes-kranken Mädchens verurteilt Emily stirbt bei Klassenfahrt nach London: Vater kämpfte vier Jahre für Gerechtigkeit
„Ich bin müde, total erschöpft“, sagt Kay Schierwagen.
Vier Jahre lang hat er für seine Tochter Emily gekämpft. Jetzt gibt es endlich ein Urteil gegen ihre beiden Lehrerinnen. Die Frauen wurden wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen zu Geldstrafen verurteilt. Das zuckerkranke Mädchen starb 2019 auf Klassenfahrt in London.
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Angeklagte kommen komplett verhüllt im Gerichtssaal
„Ich weiß, das bringt mir meine Emily nicht wieder, aber sowas darf nie wieder passieren“, erklärt Emilys Vater im RTL-Interview. „Ich habe kein Mitleid mit den Lehrerinnen, die hatten auch kein Mitleid mit Emily.“
In dunklen Winterjacken betreten die beiden Angeklagten Marina M. und Anna Sophia A. den Gerichtssaal. Die Kapuzen haben sie tief herunter gezogen. Das, was von ihren Gesichtern noch herausschaut, haben sie mit FFP2-Masken verdeckt. Sie sitzen dem Mann gegenüber, dessen Tochter in ihrer Obhut war, als sie starb.

Vater kann vor Gericht plötzlich nicht mehr weitersprechen
Vor Gericht will er vor dem Urteil noch eine vorbereitete Erklärung vorlesen. „Emily war mein einziges Kind, mein ein und alles“, beginnt Kay Schierwagen. Doch viel weiter kommt er nicht. Nach ein paar Sätzen wird er offenbar von seinen Emotionen überwältigt. Er muss sich setzen und kann nicht weitersprechen. „Mir ist die Luft weggeblieben“, erklärt der Vater im Gespräch mit RTL. „Ich musste mit meinen Tränen kämpfen“, sagt er. Der Prozess sei eine große Belastung für ihn.
Anna Sophia A und Marina M. müssen Geldstrafen zahlen
Für die ältere Angeklagte Anna Sophia A. verhängte der Richter 180 Tagessätze zu je 130 Euro, also 24.400 Euro Geldstrafe. Die jüngere Angeklagte Marina M. muss 7.200 Euro (180 Tagessätze à 40 Euro) bezahlen. „Es gab einen Sorgfaltspflicht-Verstoß auf dem Elternabend“, erklärte der Richter. Die Lehrerinnen hätten Krankheiten ihrer Schüler abfragen müssen. Außerdem seien sie mehrfach von Schülern auf Emilys Zustand angesprochen worden.
Die Staatsanwältin hatte den beiden Pädagoginnen in ihrem Plädoyer Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. „Die beiden Angeklagten haben im Verfahren keine Verantwortung für den Tod von Emily übernommen und kein Fehlverhalten eingeräumt.“ Die Verteidigung hatte sich für einen Freispruch ausgesprochen.
Emilys Vater kämpft vier Jahre lang für Gerechtigkeit
„Ich habe vier Jahre darauf warten müssen, um zu verstehen, was mit meiner Emily passiert ist“, sagt ihr Vater im RTL-Interview vor der Urteilsverkündung. Vor dem Prozess habe niemand mit ihm sprechen dürfen oder wollen. Es seien die schwersten Momente für ihn gewesen, die Aussagen, der Lehrer, Mitschüler und der Gutachter anzuhören, noch mal miterleben zu müssen, wie seine an Diabetes erkrankte Tochter starb.
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Er sei jetzt „noch fassungsloser noch trauriger, weil ich jetzt weiß, hätte meiner Emily jemand geholfen, wäre das nicht passiert“, erklärt Kay Schierwagen. Aber zumindest hat der Vater jetzt endlich Gewissheit. Die vier Jahre, in denen er dafür gekämpft habe, dass die beiden Lehrerinnen vor Gericht kommen, hätten in krank gemacht. „Ich habe mich selbst voll vernachlässigt“, erinnert er sich. Inzwischen sei er in psychologischer Behandlung, um mit dem Unbegreiflichen fertig zu werden.

Emilys Vater kann Entschuldigung der Lehrerinnen nicht ernst nehmen
Die Lehrerinnen haben sich im Laufe des Prozesses für den Tod ihrer Schülerin entschuldigt. Kay Schierwagen fällt es aber schwer, das ernst zu nehmen. „Ich denke das ist alles nur gespielt – abgesprochen – denn beide haben exakt dasselbe ausgesagt.“ Auch sein Verteidiger Wolfgang Steffen kritisiert, dass die beiden Frauen bis zum Ende der Beweisaufnahme gewartet hätten, bevor sie das Wort ergriffen. Das Gericht habe ihnen gleich zu Beginn des Prozesses schon „goldene Brücken gebaut“ – auf eine Entschuldigung habe sein Mandant aber weiter warten müssen.
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Schülerin mit Diabetes stirbt auf Klassenfahrt in London
Auf der Londonfahrt im Sommer 2019 ging es der 13-Jährigen nach einem Restaurant-Besuch plötzlich schlecht. Emily übergab sich immer wieder, bis ihre Mitschüler Alarm schlugen, weil das Mädchen immer schwächer wurde. Sie war Typ-1-Diabetikerin, doch das wussten die Lehrerinnen offenbar nicht. Laut Emilys Klassenkameraden riefen die Aussichtspersonen erst zwei Tage später einen Krankenwagen. Zu spät für die 13-Jährige: Sie starb wenige Stunden später im Krankenhaus.
„Herr Schierwagen, Sie haben lange gekämpft“, sagte der Richter bei seinem Urteil direkt an Emilys Vater gerichtet. „Es wird Ihnen Emily nicht wieder bringen. Wir haben alles getan,
um aufzuklären. Sie haben Ihrer Tochter einen letzten Dienst erwiesen.“






























































