Expertin gibt Tipps
Dürre-Bedrohung in Deutschland: Was Sie gegen extreme Trockenheit unternehmen können
Deutschland droht der Dürre-Kollaps!
In manchen Regionen der Republik herrscht seit Jahren durchgängig extreme Trockenheit. Damit das Wasser zukünftig nicht knapp wird, arbeitet die Politik an Plänen für eine gesicherte Versorgung. Wie Sie auch privat nachhaltiger mit ihrem Wasser umgehen können, verrät Expertin Diana Nenz bei RTL.
Niedrigwasser und Rationierungen sind erste Dürre-Folgen
Wohnen Sie in der Nähe großer Flüsse wie dem Rhein? Kennen Sie dieses Bild bereits aus den Sommern der letzten Jahre: niedrige Pegelstände, teilweise sogar zu enge oder flache Fahrrinnen für Schiffe. Die Folge: Frachter können nicht mehr voll beladen durch die Gewässer fahren, Reedereien müssen Waren auf mehrere Schiffe aufteilen. Zwar passen sich einzelne Unternehmen bereits dem Problem an, doch im schlimmsten Fall könnten zukünftig sogar Versorgungsengpässe drohen! Zu wenig Regen ist die Hauptursache des Niedrigwassers, die Folgen des mangelnden Niederschlags spürt aber nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Tiere, Pflanzen – und immer mehr Menschen.
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Erste Kommunen rationieren bereits Trinkwasser oder machen Gärtnern und Landwirten Auflagen zum Wässern von Pflanzen. Angesichts des Klimawandels werden wir uns zukünftig daran gewöhnen müssen, mit dem vorhandenen Wasser überlegt umzugehen. Wie das gelingen kann, verrät Diana Nenz, Referentin für Gewässerpolitik beim Naturschutzbund Deutschland (NABU).
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Nationale Wasserstrategie soll Versorgung auch in 30 Jahren sicherstellen

Sie sieht in erster Linie die Politik in der Pflicht. Maßnahmen wie die im Frühjahr vom Bundeskabinett vereinbarte Nationale Wasserstrategie müssten effektiv realisiert werden, um den Wasser-Zusammenbruch in Deutschland zu verhindern. „Das ist ein guter und umfassender Ansatz, weil nahezu alle Interessengruppen eingebunden werden. Entscheidend ist aber, wie das jetzt umgesetzt wird“, sagt Nenz. Die Ziele sind dabei saubere Gewässer und Grundwasser, Nutzung und Infrastruktur zur Versorgung sollen auch unter Rahmenbedingungen des Klimawandels funktionieren. Das Wichtigste: Auch in 30 Jahren soll immer und überall bezahlbares Trinkwasser vorhanden sein, das qualitativ hochwertig ist.
„Die Wassersituation in Deutschland ist nicht überraschend, obwohl sich vor zehn Jahren fast niemand dafür interessiert hat“, sagt Nenz. Nun sei das Problem, dass nicht nur weniger Grundwasser vorhanden, sondern auch die Qualität des Wassers belastet sei. Etwa durch Landwirtschaft und Industrie. „Es gibt bereits Nutzungskonflikte um Wasser, beispielsweise bei Tesla in Brandenburg“, so Nenz.
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Technik wird wichtig, doch helfen kann jeder

Die Folge: „Die Behörden müssen für die Nutzung der Wasserreserven priorisieren“, erklärt Nenz. Industrie und Landwirtschaft verbrauchten am meisten, ein geringerer Wasserverbrauch würde hier demnach am schnellsten für eine entspanntere Wassersituation sorgen. Denkbare Lösungsansätze dafür legte Oldrich Rakovec vor, Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig. Unterirdische Wasserreservoirs, angelegt in regenreichen Zeiten, könnten helfen. Oder intelligente Bewässerung, die direkt an die Wurzeln von Pflanzen anschließt. Hitzebeständigere Pflanzen könnten ebenfalls dabei unterstützen, wie er dem Hörfunksender Deutsche Welle sagte.
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Doch für die Zukunft können wir auch im Privaten mit sinnvollen Maßnahmen zu einer sicheren Wasserzukunft beitragen, sagt Nenz. Schon aus dem Grund, weil wir so ein Bewusstsein für das Problem entwickelten. „Wenn wir uns die Trends in den Vorgärten anschauen, sehen wir viel Schotter. Das trocknet die Böden aus und ist für unser Grundwasser ein Albtraum.“ Schottergärten erhitzten die Umgebung, darunter trockne der Boden aus und könne deshalb Wasser deutlich schlechter aufnehmen. Rasen oder Pflanzenbeete tun dem Boden dagegen mehr Gutes, genau wie Bäume. Sie speichern viel Wasser, spenden darüber hinaus Schatten und Schutz vor Witterung. Apropos Garten: „Eine Familie kann langfristig Wasser und Geld sparen, wenn sie Wasser wiederverwendet und beispielsweise zur Bewässerung im Garten einsetzt“, sagt die Expertin. Auch die altbewährte Regentonne sei für den Garten sinnvoll.
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Wasseraufbereitung zu Hause kann sich lohnen
Abwasser aus Wasserhähnen vom Wäschewaschen, Duschen oder Baden kann bei privaten Haushalten ganz besonders ins Gewicht fallen. Fachleute sprechen bei Abwasser dieser Art auch von Grauwasser. Es ist nur gering durch Schmutz, Viren und Bakterien belastet – und deshalb auch wiederverwendbar. Wassersparende Armaturen können außerdem bereits helfen, den beiläufigen Wasserverbrauch zu minimieren. Dazu sind sie recht kostengünstig.
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Und wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann sich sogar eine sogenannte Grauwasseranlage für daheim einbauen lassen. Die Anlage bereitet das verbrauchte Wasser wieder auf, bis zu 50 Prozent des Wasserverbrauches und verbundenen Kosten lassen sich so einsparen, sagen Experten. Zwar erreichen Nutzer keine Trinkwasserqualität, doch duschen und waschen ist mit dem aufbereiteten Wasser gut möglich. Allerdings: Eine Anschaffung für kleinere Haushalte rechnet sich durch Material- und Installationskosten kaum. Besser geeignet könnte eine Grauwasseranlage für Familien sein. Auch für Hotels, Wohnanlagen oder Camping-Plätze wäre ein Einsatz denkbar.
Es gibt also bereits jetzt Möglichkeiten, aktiv einen besseren und bewussteren Umgang mit Wasser zu starten. Auch wenn Politik und Industrie in großem Umfang handeln müssen, damit sie die Ziele der Nationalen Wasserstrategie erreichen. Sollte das gelingen, sehen wir künftig vielleicht wieder mehr Schiffe durch Flüsse wie dem Rhein fahren.
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