Die Schattenseite des Sommers

Dürre in Deutschland: Erste Landkreise rationieren schon unser Trinkwasser

Natürlich fanden wir das nasse Frühjahr unangenehm. Ständig dieser Regen, der Schirm ein steter Begleiter. Aber immerhin – so dachten wir – steht uns nach den heißen Dürresommern nun ein Sorglos-Sommer bevor. Leider nein: Es gibt wieder Waldbrände in Deutschland und erste Landkreise rationieren schon das Wasser.

Das Wasser wird wie mit einem Stausauger aus dem Boden gezogen

13.06.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Groß Lüsewitz: Im Schaugarten des JKI-Fachinstituts für Züchtungsforschung an landwirtschaftlichen Kulturen zeigt Brigitte Ruge-Wehling, Pflanzengenetikerin, Felder mit Gelber Lupine, die sehr gut mit großer Trockenheit umgehen kann. Das JKI-Fachinstitut ist Gastgeber für die Internationale Lupinenkonferenz 2023. Es gehört zum Julius Kühn-Institut (JKI), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Deutschland, und ist eines von bundesweit 18 JKI-Fachinstituten. Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Es ist sehr trocken in Deutschland. So trocken, dass Kommunen über Rationierung von Wasser nachdenken.
bwu htf, dpa, Bernd Wüstneck

Momentan haben wir oft noch genügend Wasser. Allerdings geht der Sommer ja erst los und in vielen Landkreisen und Kommunen steigt angesichts der wie betonierten Wetterlage die Nervosität. Wie weit kommen wir mit dem Wasser in den Talsperren, was ist mit der Ernte?

Seit etwa sechs Wochen kommt fast nichts mehr runter. Und im Osten war der Frühling gar nicht so nass. In vielen Orten Mitteldeutschlands wurde das normale Soll nicht erreicht. Die hohe Verdunstung und der permanente Sonnenschein bei wochenlanger Trockenheit haben nun schnell wieder Fakten geschaffen. Dazu war die Luftfeuchtigkeit gering und gemeinsam mit dem Wind wurde das Wasser sozusagen wie mit einem Staubsauger aus dem Boden gezogen. „In einem Streifen vom östlichen Niedersachsen über Sachsen-Anhalt bis Berlin und Brandenburg haben wir die Situation, dass es dort schon seit fünf Jahren zu trocken ist“, sagte Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig.

Lese-Tipp: Waldbrände in Deutschland: Droht ein neuer Feuer-Sommer?

Teilweise historische Tiefstände: Wo wird über Rationierung nachgedacht?

Monatsprognose Juli 2023
Die Monatsprognose für den Juli 2023: Warm und zu wenig Regen. Aber immerhin etwas Regen und nicht die ganz große Dürre.
  • In Berlin wird bereits jetzt über eine Rationierung von Trinkwasser diskutiert

  • Im Harz und in angrenzenden Landkreisen gelten jetzt schon Verbote für Gärtner und Landwirte

  • Der Landkreis Nienburg/Weser in Niedersachsen hat wegen der akuten Trockenheit den Wasser-Notstand ausgerufen. Dieser gilt bis Ende September! Bereits jetzt werden an einer Vielzahl von Messstellen in dem Gebiet die historischen Tiefstände des Trockenjahres 2018 unterschritten

  • Auch im eigentlich nassen Westen gibt es Probleme: So raten die Stadtwerke Emmerich dringend, von Gartenbewässerung und Befüllung von Swimmingpools bis auf Weiteres abzusehen

  • Es gilt immer: Bitte alle Wasser sparen – wir wissen nicht, was uns noch erwartet

Lese-Tipp: Illegale Brunnen, Nationalpark trocknet aus: Der große Erdbeer-Skandal in Andalusien

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Warum sich eine Dürre im Sommer niemals auflöst

In den Sommermonaten kann sich eine Dürre eigentlich nur verschärfen. Doch warum ist das so? Im Sommer steht der Boden permanent unter Stress. Die Verdunstung ist sehr hoch, die Pflanzen ziehen das Wasser aus dem Boden. Diese Faktoren gibt es im Winterhalbjahr nicht, da kann der Boden sich mit Wasser sättigen. Im Sommer ist das kaum möglich, zumal wir wegen der Versiegelung der Flächen immer mehr Wasser in Kanalisation und Flüsse leiten, sodass es überhaupt nicht im Boden ankommt.

„Daher ist es aber leider unwahrscheinlich, dass sich die Dürre über die Sommermonate auflösen wird“, so Experte Marx.

Immerhin scheint sich die Wetterlage in der kommenden Woche umzustellen. Gewitter und Regen werden wieder wahrscheinlicher, es ist also zumindest regional wieder Wasser für die Böden in Sicht. Und: Die aktuelle Juli-Prognose sieht keinen krassen Dürre-Sommer voraus (siehe Bild). Zwar wird weniger Regen als im langjährigen Schnitt berechnet, doch es sollten durchaus einige wichtige Liter zusammenkommen.

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(osc)