Corona-Lockdown trotz hoher Inzidenz beendet
Niederlande machen auf – und appellieren an Deutsche: Bleibt zuhause!
Geduld ist gefragt beim Warten auf die ersehnten Lockerungen. Bis mindestens Ende Juni sollen die aktuellen Corona-Beschränkungen in Deutschland gelten, nur bei einer 7-Tage-Inzidenz unter 100 sind mehr Freiheiten möglich. Mutiger sind unsere niederländischen Nachbarn – oder soll man sagen: risikofreudiger? Denn trotz einer landesweiten Inzidenz von 323 (Stand: 28. April) macht das Land einen großen Schritt Richtung Normalität. Damit verbunden ist die Sorge, dass deutsche Touristen über die Grenze strömen und so das Infektionsrisiko steigt. In beiden Ländern appellieren deshalb Politiker, auf unnötige Reisen und Tageausflüge zu verzichten.
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Niederländischer Premier Mark Rutte: Lockerungen sind "kalkuliertes Risiko"

Ein "kalkuliertes Risiko" nennt der geschäftsführende niederländische Premierminister Mark Rutte den Schritt. Wissenschaftliche Berater der Regierung hingegen halten die Lockerungen für verfrüht und warnen vor einem Notstand in Krankenhäusern.
Über vier Monate lang hatte in den Niederlanden ein strenger Lockdown gegolten. Seit Mittwoch ist die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben, Kunden dürfen wieder ohne Termin in Geschäfte gehen. Und Gastronomiebetriebe können unter Auflagen von 12 bis 18 Uhr Kunden bedienen – allerdings nur im Außenbereich.
Ende des Corona-Lockdowns: In Roermond sind alle Tische ausgebucht
"Es füllt sich", berichtete RTL-Reporter Jan Heikrodt kurz nach Öffnung der Cafés und Restaurants aus der Grenzstadt Roermond. Nach Auskunft der Gastronomen vor Ort sind am Mittwoch bis 18 Uhr alle Tische reserviert. In der Bevölkerung ist die Meinung über die Lockerungen gespalten. Die meisten Holländer freuten sich offenbar über die zurückgewonnene Freiheit, erklärte Jan Heikrodt. Es gebe aber auch Stimmen von Bürgern, die lieber noch gewartet hätten.
Appelle auf beiden Seiten der Grenze
"Vermeiden Sie unnötige Reisen und kommen Sie erst in besseren Zeiten wieder", rief der niederländische Justizminister Ferdinand Grapperhaus potenziellen deutschen Besuchern zu. Auf deutscher Seite baten die Kreise Heinsberg und Borken ihre Bürger, nicht zum Einkaufen oder Cafébesuch nach Holland zu fahren. Auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) richtete einen entsprechenden Appell an die Bevölkerung.
Video: Ralf Benkö zu Reisen in der Corona-Zeit
Keine Corona-Testpflicht bei Einreise per Auto
Das Auswärtige Amt hat die Niederlande als Hochinzidenzgebiet eingestuft – und die Niederlande haben Deutschland zum Risikogebiet erklärt. Wer von Deutschland aus mit dem Auto einreist, muss keinen Corona-Test machen; eine Quarantäne wird lediglich empfohlen. Rückkehrern nach NRW bleibt eine Quarantäne erspart, sofern sie einen negativen Test vorweisen können.
AUDIO-NOW-Podcast zum Thema Corona
Rund 30 Prozent der Erwachsenen Niederländer gegen Corona geimpft
Verboten sind in den Niederlanden nach wie vor alle Veranstaltungen mit Publikum, zum Beispiel Sportwettkämpfe. Museen, Theater und Kinos bleiben geschlossen. Es gilt weiterhin eine Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden und ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern.
Die Regierung hofft, dass sich die Corona-Lage durch fortschreitende Erfolge beim Impfen entspannt. Bisher wurden mehr als fünf Millionen Bürger mit mindestens einer Dosis geimpft – etwa 30 Prozent der Erwachsenen.