Steigende Kündigungen
Lieber Bürgergeld statt Arbeit: Reinigungsfirmen schlagen Alarm
Lohnt sich Arbeit überhaupt noch?
In den unteren Lohngruppen scheinen immer mehr Beschäftigte genau nachzurechnen. Und das sogar in Branchen, die über den Mindestlohn zahlen. Jetzt schlagen Reinigungsfirmen Alarm.
Schock-Umfrage unter Reinigungsfirmen
Eine aktuelle Umfrage unter Reinigungsfirmen hat ergeben: Mehr als zwei Drittel der Unternehmer haben bereits die Erfahrung gemacht, dass Beschäftigte ihre Arbeit aufgeben und zur Begründung die Möglichkeit des Bürgergeldbezugs anführen.
Konkret haben 28,4 Prozent der Unternehmen angegeben, dass bei ihnen „bereits mehrere Beschäftigte mit konkretem Verweis auf das Bürgergeld gekündigt oder eine Kündigung in Aussicht gestellt haben.“
Weitere 40 Prozent bestätigen laut der Umfrage des Bundesinnungsverbands des Gebäudereinigerhandwerks (BIV) den Trend, sprechen aber noch von Einzelfällen.
Lese-Tipp: Mindestlohn wird angehoben
Dabei liegen die tariflichen Branchenmindestlöhne in der Reinigungsbranche sogar über dem gesetzlichen Mindestlohn. Reinigungskräfte erhalten ab 1.1.2024 mindestens 13,50 Euro die Stunde, der Mindestlohn beträgt ab Januar 2024 12,41 Euro die Stunde. Fachkräfte sowie Beschäftigte in der Glas- und Fassadenreinigung erhalten sogar einen noch höheren Mindestlohn: sie erhalten ab Januar 2024 einen Stundenlohn von 16,70 Euro.
Ist das Bürgergeld zu hoch oder der Mindestlohn zu niedrig?
Die entscheidende Frage wäre: Ist das Bürgergeld zu hoch oder der Mindestlohn zu niedrig?
Verbands-Chef Wolfgang Molitor spricht im Gespräch mit RTL Klartext: „Es muss sich für die Leute wieder lohnen. Es muss für sie wirklich überzeugend sein, morgens früh aufzustehen, acht Stunden zu arbeiten, das möglichst fünfmal in der Woche. Es darf nicht sein, dass die Leute anfangen zu überlegen: Lohnt sich Arbeit für mich überhaupt?“
Denn fest steht: Die monatlichen Geldleistungen für Bezieher von Bürgergeld werden zum 1. Januar 2024 um knapp 12 Prozent erhöht. Damit verringert sich aber auch der Abstand zu den unteren Lohngruppen.
SPD will Mindestlohn erhöhen
Für SPD-Chef Lars Klingbeil muss deshalb der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland weiter erhöht werden. „Das Leben ist teurer geworden. Da muss mehr kommen als 12,41 Euro“, sagte Klingbeil am Wochenende den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Aus der SPD gibt es bereits Forderungen auf eine Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte allerdings angekündigt, einen Vorschlag der Mindestlohnkommission umzusetzen. Sie hatte vorgeschlagen, den Mindestlohn zum 1. Januar 2024 von derzeit 12,00 auf 12,41 Euro und ein Jahr später auf 12,82 Euro anzuheben - was insgesamt ein Plus von 6,8 Prozent bedeutet. Die Arbeitnehmervertreter in der Kommission hatten die Anhebung als zu niedrig bezeichnet, wurden aber überstimmt.
Lese-Tipp: Höheres Bürgergeld ab 2024 – so viel Geld steht Ihnen zu
Dies sei „vom Stil her falsch und vom Ergebnis her zu wenig“, kritisierte Klingbeil. Der SPD-Chef rief die Mindestlohnkommission dazu auf, wieder einstimmig zu entscheiden. Die Arbeitgeberseite dürfe nicht mehrheitlich ihre Interessen gegen diejenigen durchdrücken, „die jeden Tag aufstehen und hart arbeiten“.
Immer mehr Beschäftigte scheinen den Arbeitgebern die Entscheidung abzunehmen: Sie beziehen lieber Bürgergeld, statt täglich zur Arbeit zu gehen. (mit dpa)