1000 Meter Deutschland
Arbeiten bis 70 - kann das die Lösung für unser Rentenproblem sein?
30 weitere Videos
von Nadine to Roxel und Martin to Roxel
Es ist seit vielen Jahren ein Dauerthema in der Politik. Die große Frage, wie es um die Zukunft der Rente steht. Denn immer weniger junge, müssen für die Rente von immer mehr ältere Menschen aufkommen. Aus der Wirtschaft kommt die Idee, dass Renteneintrittsalter auf 70 anzuheben.
Ehepaar Hansen: Mit über 70 noch als Komparsen im Einsatz
Auf unseren 1.000 Metern sind wir diesmal im Märkischen Viertel in Berlin unterwegs. In der Hochhaus-Siedlung leben fast 45.000 Menschen. Und wie in viele Orten in Deutschland sind hier die meisten Menschen zwischen 65 und 75 Jahre alt.
In der Finsterwalder Straße treffen wir das Ehepaar Christina und Manfred Hansen. Beide sind Rentner, sie ist 72, er 76 Jahre alt. Und trotzdem arbeiten beide noch als Komparsen beim Film. Er ist schon als Papst durchs Berliner Olympiastadion gefahren, sie hat schon Werbung für einen großen Supermarkt gemacht. Beide arbeiten noch gerne. Und trotzdem: Das gesetzliche Renteneintrittsalter auf 70 zu erhöhen, finden sie ungerecht. Jeder sollte doch selbst entscheiden, wie lange er oder sie noch arbeiten kann und will.
„Man sollte das doch dem zukünftigen Rentner selbst überlassen“, sagt Christina Hansen. „Wenn ich zum Beispiel Schreibtischarbeit habe, dann schaffe ich das vielleicht bis siebzig“, findet Manfred Hansen, „aber nicht, wenn ich handwerklich schwer arbeiten muss.“ „Da finde ich schon 65 oder 67 eigentlich zu lang“, ergänzt seine Frau.
Lese-Tipp: Rentenversicherung informiert: Neue Krankenkassenbeiträge für Rentner ab März 2023
Und wie stehen Sie zu diesem Thema? Ihre Meinung zählt!
Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.
Empfehlungen unserer Partner
Ergotherapeutin Andrea Thiel hat Angst vor dem Alter
Rund 900 Meter von den Hansens entfernt liegt die Ergotherapie-Praxis von Andrea Thiel. Ein richtig kleiner Familienbetrieb, denn auch ihr Sohn und Tochter Alina arbeiten hier als Ergotherapeuten. Andrea Thiel ist jetzt 57 Jahre alt, war viele Jahre selbstständig und schaut mit Angst auf ihre Rente. Mehr als 600 Euro wird sie kaum bekommen, dafür hat sie einfach zu wenig eingezahlt.
„Da krieg ich wirklich Existenzängste, gerade als Selbstständige. Man kann es sich gar nicht leisten in die Rentenkasse einzuzahlen.“
Altersarmut ist vor allem ein Frauenproblem
So geht es aktuell jedem fünften Rentner über 65 in Deutschland – sie sind von Altersarmut bedroht. Besonders häufig trifft es Frauen. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken hervor.
Andrea Thiel fürchtet, dass sie genau deshalb noch bis 70 arbeiten muss. Nicht, weil sie es so möchtet, sondern weil es finanziell nicht anders geht. Arbeiten bis ins hohe Alter, das sich Tochter Alina nicht vorstellen kann. „Das ist ja auch sehr anstrengend. Auch wenn man jung ist. Ich wundere mich, dass Mama das noch so gut hinkriegt“, sagt sie und lacht.
Lese-Tipp: Arm im Alter – wie lange man für 1.000 Euro Rente einzahlen muss
Bundesregierung plant Rentenreform
Die Bundesregierung weiß um das Problem mit der Rente. Noch in diesem Jahr will sie eine Reform angehen. I m Interview mit RTL schließt der Arbeitsminister eine Erhöhung des Renteneintrittsalters übrigens explizit aus. "Ich werde das gesetzliche Renteneintrittsalter nicht erhöhen, denn das heißt für viele Menschen nur eine Rentenkürzung."
30 weitere Videos
Interviews, Reportagen und Service-News für Verbraucher - in unseren Videos
Playlist: 30 Videos