Muss es wirklich bis zum Ende genommen werden?

Die häufigsten Irrtümer über Antibiotika

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Die häuftigsten Irrtümer über Antibiotika

Bei Antibiotika kann man so viel falsch machen – oder etwa nicht?
Von der Anwendungsdauer bis hin zu Resistenzen: Es ist höchste Zeit, ein paar Irrtümer aufzudecken. Wir klären die wichtigsten Fragen mit Ärztin und Professorin Maria Vehreschild.
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Antibiotika müssen immer zu Ende genommen werden. Gilt diese Regel noch?

Professorin Maria Vehreschild: Diese Regel gilt grundsätzlich nicht mehr. Man weiß mittlerweile, dass viele Erkrankungen viel kürzer antibiotisch behandelt werden müssen, als man ursprünglich dachte. Und für die Entwicklung von Resistenzen ist die Dauer der Antibiotikagabe maßgeblich. Das bedeutet, hier muss man von ärztlicher Seite eine korrekte Vorgabe machen, was die Minimaldauer der Verschreibung angeht, die trotzdem noch den gewünschten Effekt hervorruft.

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Eine Erkältung mit Antibiotika ist schneller vorbei. Stimmt das?

Professorin Maria Vehreschild: Nein, eine Erkältung ist eine virale Erkrankung und Antibiotika wirken hier nicht. Vielmehr ist es so, dass die Patienten durch das Auftreten von Nebenwirkungen noch anderweitig beeinträchtigt werden können. Dazu zählen etwa Durchfallerkrankungen, die relativ häufig vorkommen, aber auch Sehnenentzündungen oder Leberschäden.

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Wenn ich nur selten Antibiotika nehme, dann spielen Resistenzen für mich keine Rolle, oder?

Professorin Maria Vehreschild: Nur Bakterien werden gegen Antibiotika resistent, nicht die Menschen. Das heißt, Resistenzen sind kein individuelles Problem einzelner Menschen. Zudem kommt es sehr auf die Dauer und Art der Antibiotika an, die Ihnen verschrieben wurden. Je länger und breiter man behandelt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass multiresistente Erreger sich durchsetzen und dann auch eine Infektion verursachen können. Das ist theoretisch schon nach einer einmaligen intensiven Exposition gegenüber Antibiotika möglich.

Sollte ein Antibiotikum in der Hausapotheke sein?

Professorin Maria Vehreschild: Auf keinen Fall, denn jede Antibiotikaverschreibung sollte nach sorgfältiger Abwägung der Notwendigkeit von einem Arzt für die entsprechende Situation des Patienten neu vorgenommen werden.

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Was kann ich denn selbst tun, um Antibiotikaresistenzen zu vermeiden?

Professorin Maria Vehreschild: Immer wenn ein Arzt ein Antibiotikum verschreibt, sollten Sie selbst aber auch Angehörige die Verschreibung kritisch hinterfragen, besonders bei leichten Infekten. Auch beim Fleischkonsum sollte man darauf achten, dass Fleisch möglichst aus Quellen kommt, wo die Haltungsbedingungen der Tiere bekannt sind.

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