Allein in Köln fast jeden Tag ein Fall Acht Vergewaltigungen pro Tag in NRW: Zahl der schweren Sexualstraftaten steigt deutlich

Im vergangenen Jahr sind laut Innenministerium in Nordrhein-Westfalen 2.949 Vergewaltigungen erfasst worden – das sind rund 600 Fälle mehr als noch 2021. Im Durchschnitt sind das acht Vergewaltigungen pro Tag – allein in Köln fast jeden Tag eine (309 Fälle im Jahr 2022). Auch bundesweit sind die Zahlen der schweren Sexualstraftaten drastisch gestiegen.
Kleine Anfrage an NRW-Landtag bringt erschreckende Zahlen ans Licht
Die NRW- Zahlen gehen aus der noch unveröffentlichten Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD im Landtag hervor. Die Abgeordneten Markus Wagner und Enxhi Seli-Zacharias hatten darin nach statistischen Daten zu Vergewaltigungen in Nordrhein-Westfalen gefragt.
In dem Papier werden auch Zahlen für alle Kreispolizeibehörden aufgelistet. Demnach gab es die meisten Fälle in großen Städten. So zählte die Polizei Köln 309 Vergewaltigungen, die Polizei Düsseldorf 175, Dortmund 135, Essen 134, Recklinghausen 133, Wuppertal 117. In den anderen Polizeibehörden waren die Zahlen zweistellig. Bei 246 Vergewaltigungen wurden 2022 mehr als ein Täter erfasst. Wie viele genau, wurde in der Statistik nicht aufgeführt.
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Bundesweit steigt Zahl der schweren Sexualdelikte ebenfalls
In der deutschlandweiten Kriminalstatistik wurden 2022 11.896 Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellem Übergriff im besonders schwerem Fall erfasst. Ein Plus von rund 20 Prozent – 2021 waren es noch 9.903 Fälle. Selbst im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 sind die Zahlen stark gestiegen, denn da wurden 9.426 Fälle erfasst. Rund ein Viertel der Taten wurden von Jugendlichen und Heranwachsenden (bis 21 Jahre) begangen. 132 der erfassten Täter sind weiblich. Erfasst wurden auch in dieser Statistik nur die Taten, die bei der Polizei zur Anzeige gebracht wurden. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
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Michael Maatz, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), ist alarmiert. Dass die Zahl der Vergewaltigungen in NRW im letzten Jahr um 25 Prozent gestiegen sei, mache ihm große Sorgen, sagt er im RTL-Interview. „Da muss Ursachenforschung betrieben werden“, meint er.
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Vergewaltiger sind häufig Partner, Ex-Partner oder Bekannte der Opfer
"Ein dramatischer Vorgang, der mich sehr beunruhigt“, kommentierte auch NRW-Innenminister Herbert Reul die Zahlen. „Das ist keine Frage von Straßen und Plätzen. Das findet meistens zuhause statt“, erklärt Reul im RTL-Interview. Laut polizeilicher Kriminalstatistik passieren etwa 60 Prozent der Übergriffe im privaten Umfeld. In vielen anderen Fällen kennen sich Opfer und Täter zumindest flüchtig. „Die Täter sind größtenteils Partner, Ex-Partner oder Bekannte“, schreibt auch die Opferschutz-Organisation Weißer Ring auf ihrer Website.
„Wir haben noch viel mehr Täter, die wir ermittelt haben als in früheren Zeiten. Mit Anstieg der Taten steigt auch die Anzahl derjenigen, die wir erwischen", meint der NRW-Innenminister. „Da hilft eigentlich nur: Melden, anzeigen.“ Dann würden die Zahlen zwar steigen, aber das sei – ähnlich wie beim Kindesmissbrauch – so lange der Fall, bis die potentiellen Täter sich nicht mehr trauen würden oder „bis eine andere Haltung einzieht“. (jgr)
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