Sommer- vs. WinterzeitWarum ein Leben ohne Zeitumstellung Fluch und Segen sein könnte

Was wäre, wenn wir die Uhren nicht mehr umstellen müssten?
Ob wir wollen oder nicht, zweimal im Jahr wird die Uhr umgestellt. Der Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit macht vielen Menschen zu schaffen. Wäre es dann nicht sinnvoll, es bei einer Zeit zu belassen? Immerhin wurde die Abschaffung schon 2018 im Europaparlament diskutiert. Nur Sommer- oder nur Winterzeit? Wir erklären euch, was das bedeuten würde.
Viel Zeit vergangen und – nichts passiert!
Bald ist es wieder soweit: Am letzten Sonntag im Oktober wird die Uhr, wie jedes Jahr, eine Stunde nach hinten gestellt. Am letzten Sonntag im März geht es dann wieder eine Stunde nach vorne. Nicht nur, dass man sich jedes Mal aufs Neue fragt „muss ich die Uhr jetzt vor- oder zurückstellen”, die Umstellung hat auch Auswirkungen auf unseren Körper. Sie ist vergleichbar mit einem Mini-Jetlag. Bedeutet, die Umstellung stresst unseren Biorhythmus und damit unseren Körper. In Extremfällen kann es bis zu zwei Wochen dauern, bis wir uns auf die neue Uhrzeit und den geänderten Tagesrhythmus eingestellt haben. Eingeführt wurde die Zeitumstellung ursprünglich aus Energiespargründen. Durch die Sommerzeit hoffte man, Strom zu sparen zu: Eine Stunde mehr Tageslicht sollte eine Stunde weniger künstliches Licht aus der Steckdose bedeuten. Doch gebracht hat das Ganze nichts.
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Eigentlich sollte die Zeitumstellung längst Geschichte sein. 2018 hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, dass mit dem Wechsel zwischen Sommer- und Normalzeit Schluss sein soll. Bei der Onlineumfrage waren schließlich mehr als 80 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer dafür. Doch geändert hat sich nichts. Der Grund – Uneinigkeit bei den einzelnen Ländern der EU, denn die Sache ist komplizierter als gedacht.
Nur Sommer- oder Winterzeit hätte Konsequenzen
Jedes EU-Land muss für sich entscheiden, ob seine Bürger dauerhaft in der Sommer- oder in der Winterzeit leben sollen. Doch damit wird es kompliziert. Das Problem – in Europa gibt es insgesamt drei verschiedene Zeitzonen:
Im Westen gilt die „Greenwich Mean Time” (GMT).
Im Zentrum die „Central European Time” (CET).
Im Osten die „Eastern European Time” (EET).
Stellt sich die Frage, wie soll das funktionieren? Das fängt zum Beispiel schon mit dem Reisen an. Müssen Grenzpendler jeden Tag zweimal die Uhr umstellen? Käme die dauerhafte Sommerzeit, hieße das für Spanien im Winter Dunkelheit bis kurz vor 10 Uhr. Einigen sich alle auf Winterzeit, würde es in Warschau im Sommer schon um 3.00 Uhr hell.
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Szenario: Dauerhafte Sommerzeit
Würde man sich nun doch auf eine gleichbleibende Sommerzeit einigen und somit die Zeitumstellung abschaffen, würde sich einiges ändern. Durch die Sommerzeit wird es im Sommer später hell und erst spät dunkel. Wer träumt da nicht auch von langen, lauen Sommernächsten? Doch was zur Jahresmitte noch schön ist, würden wir Richtung Jahresende wahrscheinlich verfluchen. Da in den dunklen, eher kalten Monaten die Sonne sowieso erst später aufgeht, würde mit einer dauerhaften Sommerzeit im Winter die Sonne erst gegen 9 Uhr oder später aufgehen. Abends hingegen wäre es noch länger hell.
Beispiel: Köln am 21. Dezember 2023 (Winteranfang): Bei einer ewigen Sommerzeit würde die Sonne hier erst um 9.33 Uhr aufgehen und um 17.27 Uhr untergehen.
Für unseren Biorhythmus wären diese Zeiten fatal, denn unser Körper orientiert sich am Stand der Sonne. Unser Leistungshoch erreichen wir, wenn die Sonne am höchsten steht, also gegen Mittag. Fangen wir also um 8 Uhr morgens an zu arbeiten, ist es noch relativ lange dunkel. Unsere Leistungsfähigkeit wäre aus dem Gleichgewicht.
Szenario: Dauerhafte Winterzeit
Würde man sich auf eine dauerhafte Winterzeit einigen, käme das unserem Biorhythmus entgegen. Auch Experten wie Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht sprechen sich für diese Zeit aus. In einem früheren RTL-Interview sagt er hierzu: „Wenn wir die Zeit tatsächlich dauerhaft auf Sommerzeit umstellen würden, bedeutet dies, dass es morgens auch noch dunkel und abends länger hell ist. Das heißt, gerade für unseren Schlaf- und Wachrhythmus ist das gar nicht gut. Wir produzieren ja Melatonin, sobald es dunkel wird und dann erst werden wir schläfrig und müde.”

Nehmen wir wieder Köln als Beispiel, dieses Mal am 21. Juni 2024 (Sommeranfang): Würde es eine ewige Winterzeit geben, würde die Sonne schon um 4.19 Uhr aufgehen und um 20.48 Uhr wieder untergehen. Auch das wäre nicht ideal, aber angenehmer als eine ewige Sommerzeit.
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Auch wenn es die meisten von uns nervt: Würden wir unsere Uhren nicht umstellen, hätte das erhebliche Konsequenzen für unser Leben. Am Sonntag (27. Oktober) werden die Uhren von 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr zurückgestellt. (ude)
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