Bei einem Besuch in Dubai verschleppte ihn das iranische Regime!Tochter Gazelle kämpfte vergeblich gegen Todesurteil – Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd hingerichtet

Weder flehende Appelle noch politischer Druck zeigten Wirkung!
Jamshid Sharmahd ist tot. Hingerichtet vom iranischen Regime wegen angeblicher Beteiligung an terroristischen Aktivitäten. Dabei hatten sich so viele Menschen dafür eingesetzt, dass das im April 2023 gesprochene Todesurteil doch noch aufgehoben wird. Neben Menschenrechts-Aktivisten und der deutschen Regierung war es vor allem Tochter Gazelle Sharmahd, die unermüdlich für ihren Vater kämpfte.

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Gazelle kämpfte weltweit für Aufmerksamkeit, um das Schlimmste doch noch zu verhindern.
picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Hinrichtung im Iran: Empörung nach Tod von Jamshid Sharmahd

Wie das offizielle Justizportal Misan bekanntgab, erfolgte die Exekution am Morgen, trotz aller internationaler Kritik an dem Todesurteil. Deutschland hatte bis zuletzt dessen Aufhebung gefordert. Irans Justiz verweigerte jedoch konsularischen Zugang – ein übliches Vorgehen bei Gefangenen mit iranischer Staatsbürgerschaft.

Tochter Gazelle Sharmahd setzte sich aus ihrer Wahlheimat USA unermüdlich für ihren Vater ein. Jeden Morgen lähmte sie die Angst vor einer schrecklichen Nachricht. „Morgens aufzustehen, einfach nur mein Handy anzumachen, kostet mich jedes Mal so viel Überwindung. Es ist die schlimmste Minute und Sekunde”, sagte sie im Mai 2023 im RTL-Interview. Jetzt ist ihre schlimmste Befürchtung wahr geworden: Ihr Vater ist tot.

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Der Fall des Deutsch-Iraners politisch äußerst brisant

Der Iran warf Jamshid Sharmahd terroristische Aktivitäten vor.
Der Iran warf Jamshid Sharmahd terroristische Aktivitäten vor.

CDU-Chef Friedrich Merz hatte eine politische Patenschaft für Sharmahd übernommen. Er verurteilte die Hinrichtung als „scheußliches Verbrechen” und forderte, den iranischen Botschafter in Berlin auszuweisen. „Die Herabstufung der diplomatischen Beziehungen auf die Geschäftsträgerebene ist angezeigt”, schrieb Merz auf der Plattform X.

Auch Außenminister Annalena Baerbock zeigte sich entsetzt: „Die Ermordung von Jamshid Sharmahd durch das iranische Regime verurteile ich auf das Schärfste. Jamshid Sharmahd wurde aus Dubai nach Iran verschleppt, ohne faires Verfahren jahrelang festgehalten und jetzt getötet. Für seine Familie ist heute das Schlimmste geschehen. Seiner Familie, mit der wir immer im engsten Austausch waren und sind, gilt mein ganzes Mitgefühl für diesen schrecklichen Verlust”, schrieb sie in einer Stellungnahme.

Renata Alt (FDP), Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, sprach von einer „schrecklichen Nachricht”. Die brutale Hinrichtung sei „ein weiterer Beleg dafür, dass mit diesem Terrorregime keine konstruktiven Verhandlungen möglich sind”.

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Im Video: Das umstrittene Todesurteil gegen Djamshid Sharmahd

Jamshid Sharmahd: Entführung – Isolationshaft – Todesurteil – Hinrichtung

Sharmahd wurde in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren, wuchs in Deutschland auf und lebte zuletzt in den USA. Im Sommer 2020 war er unter mysteriösen Umständen während einer Reise aus Dubai in den Iran verschleppt worden. Mehrere Berichte sprechen von einer Entführung durch den iranischen Geheimdienst. Seitdem saß er in Isolationshaft.

Ein Revolutionsgericht verurteilte ihn im Frühjahr 2023 wegen Terrorvorwürfen. Hintergrund dürfte sein Engagement in der iranischen Exil-Oppositionsgruppe „Tondar” (Donner) sein. Die iranische Staatsführung wirft der monarchistischen Organisation vor, für einen Anschlag im Jahr 2008 in der Millionenstadt Schiras mit mehreren Todesopfern verantwortlich zu sein. Die Vorwürfe lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Sharmahds Familie und Menschenrechtler wiesen die Anschuldigungen vehement zurück.

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Die undatierte Aufnahme zeigt den Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd in einem Teheraner Revolutionsgericht.
Die undatierte Aufnahme zeigt den Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd in einem Teheraner Revolutionsgericht.
DPA BF

Familie warf Bundesregierung Untätigkeit vor

In blau gestreifter Gefangenenkleidung, wie sie im Iran üblich ist, saß Sharmahd vor Gericht. Staatliche Medien veröffentlichten immer wieder Fotos des 69-Jährigen – mal mit Brille, mal mit Gesichtsmaske und weit geöffneten Augen. Die bedrückenden Bilder sind die letzten öffentlich bekannten Aufnahmen vor seiner Hinrichtung. Todesstrafen werden im Iran normalerweise durch Erhängen vollstreckt.

Kritiker bezeichneten den Prozess als grob unfair – Sharmahd durfte keinen eigenen Anwalt wählen, und sein Aufenthaltsort blieb bis zuletzt unbekannt. Geständnisse, die im Staatsfernsehen ausgestrahlt wurden, könnten unter Folter erzwungen worden sein.

Die Bundesregierung hatte das Todesurteil gegen ihn scharf kritisiert und Sharmahds Freilassung gefordert. Dessen Tochter Gazelle warf dem Auswärtigen Amt regelmäßig Untätigkeit vor. Die Vollstreckung des Todesurteils dürfte in den diplomatischen Beziehungen zwischen Teheran und Berlin zu neuen Spannungen führen. (sbl, mit dpa)

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