Mann (25) zwingt Teenager 192 Mal zur Prostitution

„Es ist egal, mit wem, Hauptsache du wirst bezahlt”

von Rafael Fleischmann und Johanna Kroke

Als sie aussteigen will, muss sie um ihr Leben fürchten.
Jannik E. muss sich seit Donnerstag (17. Oktober) vor dem Landgericht Flensburg wegen Zwangsprostitution seiner minderjährigen Freundin verantworten. Über eine Onlineplattform soll der 25-Jährige das Mädchen anderen Männern angeboten haben. Als sie schließlich aussteigen will, droht er der Teenagerin, damit sie weiter macht.

192 Mal an fremde Männer verkauft

Mit ihrer Mutter zieht die 16-Jährige oft um, sie hat kaum Geld und lebt in prekären Verhältnissen. Diese Situation soll der Angeklagte ausgenutzt haben. „Er soll ihr vorgeschlagen haben, der Prostitution nachzugehen, um Geld zu verdienen für sich und auch für ihn“, erklärt Stefan Wolf, Sprecher des Landgerichts Flensburg im Interview mit RTL. Alternativlos habe das Mädchen zugestimmt.

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Jannik E. schickt das Mädchen nach Hamburg, nach Kassel und Rostock. Die meisten Käufer soll die 16-Jährige in Schleswig-Holstein getroffen haben. Laut Staatsanwaltschaft gibt der Angeklagte sein Opfer als angeblich 19 Jahre alte Prostituierte aus. In weniger als einem Jahr verkauft er das Mädchen so 192 Mal an verschiedene Männer. „Es ist egal, mit wem, Hauptsache du wirst bezahlt“, erklärt die Staatsanwaltschaft die Haltung des Angeklagten.

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Ausstieg sei „ein Ticket in den Wald” für sie

Das Geld soll das Mädchen dem 25-Jährigen geben. Wenn er ihren Körper verkaufte, habe das zwischen 50 und 700 Euro gebracht, trägt die Staatsanwaltschaft bei der Anklageverlesung am Donnerstag vor. Zu Beginn der Taten sind die Anteile für den 25-Jährigen und sein Opfer gleich aufgeteilt. Doch das habe sich schnell geändert, heißt es, der Angeklagte habe immer mehr und schließlich das ganze Geld für sich behalten.

„Irgendwann im November oder Ende Oktober 2023 soll sie dann gesagt haben, sie wolle das nicht mehr weitermachen“, erklärt der Gerichtssprecher. Daraufhin soll der Angeklagte dem Mädchen gedroht haben, sie soll weiter machen. Ihr Ausstieg sei „ein Ticket in den Wald für sie“, zitiert der Sprecher die Drohung. „Er würde eine Schuldenliste aufstellen, die sie abzuarbeiten habe.“

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Kein vorzeitige Einigung über Strafmaß

Vor Gericht muss sich der 25-Jährige wegen Zwangsprostitution und Drohung zur Fortsetzung verantworten. Nach Verlesung der Anklage gibt es am ersten Prozesstag ein Gespräch zwischen den Verfahrensbeteiligten über eine Verständigung. Diese hätte den Prozess bei einem Geständnis des Angeklagten deutlich verkürzt und dem Opfer eine Aussage vor Gericht ersparen können. Wie der Gerichtssprecher mitteilt, sei die Sitzung mehrfach unterbrochen worden. Zu einer Einigung kommt es jedoch nicht. Die Beweisaufnahme in dem Prozess hat am ersten Verhandlungstag noch nicht begonnen. Der Prozess wird am 30. Oktober fortgesetzt.