Laut Expertin kann es jede treffen
Wie deutsche Mädchen für Sex verkauft werden

Das hat nichts mit Liebe zu tun!
In einem aktuellen Fall aus Flensburg soll ihr damaliger Freund eine 16-Jährige zur Prostitution gezwungen haben. Mindestens 192 Mal muss das Mädchen das Grauen laut Staatsanwaltschaft über sich ergehen lassen. Wie kann es soweit kommen und wer ist besonders gefährdet? Eine Expertin erklärt die sogenannte Loverboy-Methode.
Es kommt häufiger vor als man denkt
Erschütternd: Der Fall, für den sich der 25-jährige Angeklagte ab Donnerstag (17. Oktober) vor dem Landgericht Flensburg verantworten muss, ist keineswegs außergewöhnlich, so die Expertin. Claudia Rabe, Leiterin von Contra, einer Fachstelle gegen Menschenhandel in Schleswig-Holstein, zu RTL: „Es kommt vor, dass minderjährige Betroffene mit einer kriminellen Anwerbestrategie, der sogenannten Loverboy-Methode in die Zwangsprostitution gedrängt werden.”
Mögliche Gründe: Gewalt und Erpressung
Die Täter manipulieren dabei ihre Opfer, bauen laut der Expertin gezielt eine emotionale Abhängigkeit auf. „Warum Menschen das mit sich machen lassen, lässt sich nicht pauschal beantworten. Allerdings kann hier nicht von Freiwilligkeit gesprochen werden, Manipulation ist psychische Gewalt.” Manchmal stecke auch physische Gewalt oder Erpressung dahinter.
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„Junge Menschen sind in der Zeit der Adoleszenz besonders vulnerabel, da eine erhöhte Bindungsoffenheit besteht. Deshalb sind nicht nur junge Menschen aus defizitären Familiensystemen betroffen.” Bedeutet: Es kann im Grunde jede und jeden treffen. „Ein Opfer kann die Situation oft gar nicht klar einordnen. Deshalb ist es wichtig, mit einer Vertrauensperson zu sprechen, bei allem, was sich nicht gut anfühlt”, so Rabe weiter.
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Auch Angehörige und Freunde können etwas tun
Der Rat der Expertin für Menschen, die dem Opfer nahe stehen: Hilfe anbieten, aber keinen Druck ausüben. Sowohl Betroffene als auch Angehörige haben zudem bei der Fachstelle die Möglichkeit sich Hilfe zu holen und beraten zu lassen.
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