Felix Hutt Investigativ - Der kriminelle Kampf um unsere Lieblingsinsel
Zwangsprostitution auf Mallorca: Für 40 Euro müssen Frauen mit betrunkenen Party-Urlaubern ins Bett
Es ist der Sehnsuchtsort vieler Deutscher: Mallorca! Traumstrände, malerische Buchten, Partys – und der Ballermann. Doch fernab der atemberaubenden Landschaften und weißen Sandstrände gibt es auf der Kultinsel Mallorca eine gefährliche Parallelwelt – mit illegalen Bordellen, fragwürdigen Clubbetreibern und Zwangsprostituierten. Investigativ-Reporter Felix Hutt wagt sich in dieses Milieu.
Frauen werden zu weit mehr gezwungen, als sich „nur“ auszuziehen
Mallorca in der Hochsaison – das bedeutet volle Läden und Party am Ballermann. Nicht nur das Bamboleo oder der Megapark sind gut besucht. Sondern auch die vielen Stripclubs an der Playa. Doch was viele Touristen nicht ahnen, nicht alle Frauen arbeiten hier freiwillig. Einige werden zu weit mehr gezwungen, als sich „nur“ auszuziehen. Für die Polizei auf Mallorca ein ständiger Kampf.
„Es sind Menschen hier auf Mallorca, die meistens aus Lateinamerika, kommen. Sie kommen her und sie werden getäuscht. Man sagt ihnen, dass sie als Kellnerinnen auf Mallorca arbeiten werden oder, dass sie sich um Kinder oder alte Menschen zu kümmern sollen. Doch dann zwingt man sie zur Prostitution“, sagt Polizist Chema Jiménez.

Polizisten achten auf Frauen, die ängstlich wirken
Einen Abend lang nehmen die Polizisten das RTL-Team mit, auf ihrer Suche nach Zwangsprostituierten und Menschenhändlern – mitten am Ballermann. Fünf Stripclubs stehen heute auf Chemas Plan – etwa alle zwei Monate kontrollieren sie hier in S‘ Arenal die Läden. Bei ihren Razzien achten der Inspektor und sein Team besonders auf Frauen, die ängstlich wirken.
„Ich führe Gespräche mit den Mädels, um zu wissen, ob sie gezwungen werden, hier zu arbeiten, oder freiwillig da sind. Wir kontrollieren auch, wie lange sie schon in Spanien sind und gleichen das mit den Pässen ab“, sagt Polizist Chema.
Für 40 Euro müssen die Frauen hier die betrunkenen Party-Urlauber bedienen
Und tatsächlich: Es ist schockierend was das RTL-Team entdeckt. Ein vermeintlicher Tabledance-Laden – doch nur ein Meter weiter ein kleines Zimmer mit Bett. Hier wird Prostitution angeboten, für 40 Euro müssen die Frauen die betrunkenen Party-Urlauber bedienen.
Dass Tourismus und Prostitution Hand in Hand gehen, diese Erfahrung hat auch Natalie gemacht. Im Sommer steigt die Zahl der Frauen, die sich auf der Insel prostituieren um fast 50 Prozent, so die Hilfsorganisation Médicos del Mundo. Ein florierendes und vor allem internationales Geschäft. Auch Natalie kommt, wie viele, die zum Anschaffen gezwungen werden, aus dem Ausland: „Ich wurde in ein Haus, in eine Wohnung gebracht. Sie hatten ein gut organisiertes Netzwerk. In der Stadt, in der ich untergebracht wurde, kommen viele Gelegenheits-Touristen vorbei. Sie sind nur auf Durchreise, bleiben nicht länger als eine Woche. Ich war in einer Art Airbnb und alle Dienstleistungen waren inbegriffen. Ich war eingesperrt. Ich habe auch kein Geld verdient. Ich musste ja erst meine Schuld abbezahlen.“
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"Frauen werden 25 Mal am Tag penetriert. Sie haben Unterleibsschmerzen, Angststörungen, Schlafprobleme, Essstörungen"
Bei der Hilfsorganisation Medicos del Mundo erfährt das RTL-Team: Oft müssen Prostituierte rund 50 Prozent ihrer Einnahmen an ihre Bordell-Vermieter abdrücken. Zudem traumatisieren die Umstände, unter denen sie arbeiten müssen, viele Frauen, erzählt uns Belen. „Die Frauen haben teilweise 10, 20, 25 Klienten am Tag und dementsprechend werden sie 25 Mal am Tag penetriert. Sie haben Unterleibsschmerzen, Angststörungen, Schlafprobleme, Essstörungen. Ständig haben sie Angst, fragen sich: Ist meine Gesundheit – ist mein Leben in Gefahr.
Besonders am Ballermann fühlen sich viele Prostituierte unsicher. Der Grund: Betrunkene Kunden sind oft aggressiv und unkontrolliert. Die meisten Frauen, würden dort nicht freiwillig arbeiten, sondern von ihrem Zuhälter dazu gezwungen, erklärt uns Belen.
Die komplette Dokumentation „Felix Hutt investigativ: Rauschgift, Rotlicht, Rocker - Der kriminelle Kampf um unsere Lieblingsinsel Mallorca“ sehen Sie am Mittwochabend (01.09.2022) um 20:15 Uhr bei RTL – und im Anschluss zum Streamen auf RTL+.