Jugendbande in Wien vor Gericht Lehrerin (28) über Monate misshandelt! Angeklagte Teenager finden es offenbar lustig

von Anna Pauly und Ulrich Vonstein

Schon wieder so ein Prozess und es gibt auffällige Parallelen!
Nur wenige Tage nach den für viele Menschen unverständlichen Freisprüchen einer Vergewaltiger-Bande, die ein 12 Jahre altes Mädchen monatelang sexuell drangsaliert haben soll, steht in Wien erneut eine Horde jugendlicher Gruppenvergewaltiger vor Gericht. Sieben Teenager im Alter von 14 bis 17 Jahren haben eine Lehrerin mutmaßlich monatelang vergewaltigt, verletzt und beklaut. Der Prozessauftakt erinnert in einem Punkt an das Verfahren um die Gruppenvergewaltigung der Zwölfjährigen: Die Angeklagten zeigen unverhohlen ihre Geringschätzung für die Justiz.

Einer der Angeklagten bricht immer wieder in Gelächter aus

Die Angeklagten zeigten am ersten Prozesstag kaum Reue, stritten die Taten zum Teil ab und demonstrierten ihr Desinteresse an der Verhandlung. „Obwohl einige von ihnen bereits vorbestraft sind, scheinen die Burschen im Prozess heute nur teilweise ernst zu nehmen“, stellt unsere Reporterin in Wien fest. „Einer der Angeklagten zum Beispiel bricht während seiner Einvernahme immer wieder in Gelächter aus“, berichtet sie. Das habe dazu geführt, dass ihn die Richterin fragte, „was an der ganzen Thematik überhaupt so lustig sei.”

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Regelmäßige Erpressung mit Sex-Video

Die Verbrechen der „Liesinger Gang“, benannt nach dem Wiener Bezirk, in dem sich das unfassbare Geschehen abspielte, hatte weit über Österreich hinaus Aufsehen und Entsetzen hervorgerufen.

Der Fall war bekannt geworden, weil sich die Frau nach monatelangem Terror durch die Jugendlichen an die Behörden gewandt hatte. Ausgangspunkt der Serie an mutmaßlichen Straftaten war laut Staatsanwaltschaft ein einvernehmliches sexuelles Verhältnis zwischen der knapp 30-jährigen Frau und einem ehemaligen Schüler, das im April 2024 begonnen hatte. Angeblich existierten Videoaufnahmen, die das Paar beim Sex zeigten.

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Ab Mai 2024 besuchte der Jugendliche seine Ex-Lehrerin mit Freunden, die sich nach Angaben der Frau als Mitglieder einer kriminellen Gang präsentierten und sie einschüchterten. Die Bande soll der Lehrerin damit gedroht haben, diese Aufnahmen dem Direktor ihrer Schule zu schicken, wenn sie sich nicht auf ihre Forderungen einlasse. Bei späteren Besuchen hätten einige der Angeklagten mit der Lehrerin Drogen konsumiert, wobei die Jugendlichen den Zustand der Frau ausgenutzt hätten, sagte die Staatsanwältin.

Laut der Staatsanwaltschaft wurde die Lehrerin im August 2024 vergewaltigt. Anschließend soll sie von den Jugendlichen über Monate mehrfach vergewaltigt, geschlagen und bedroht worden sein. Einer der mutmaßlichen Täter soll die Frau regelmäßig um Geld erpresst haben.

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Bande zündet Wohnung des Opfers an

Die Gruppe soll die Wohnung ihres Opfers als Treffpunkt genutzt haben, sie ließen sich Essen dorthin liefern, bestellten Fahrdienste. Alles sei mit der Kreditkarte der Frau bezahlt worden. In der Wohnung kam es im Januar zu einer weiteren Eskalation, als einige Bandenmitglieder Feuer legten und das Zuhause der Frau völlig ausbrannte. Daraufhin zeigte die 29-Jährige die Verbrecher an.

Den Angeklagten wird laut Anklage unter anderem mehrfache Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Erpressung, Diebstahl, Brandstiftung, schwere Körperverletzung sowie Datenmissbrauch vorgeworfen, berichten österreichische Medien. Im Falle einer Verurteilung droht den Jugendlichen eine Haftstrafe von bis zu siebeneinhalb Jahren. Die Verteidiger der Jugendlichen bestritten, dass es zu Missbrauch gekommen sei und sprachen von einvernehmlichen sexuellen Handlungen. Die Angeklagten bekannten sich nur teilweise in Bezug auf die Diebstähle, die Drogen und das Feuer schuldig.

Vier Prozesstage sind angesetzt, ein Urteil wird für den 20. Oktober erwartet. Bis zu einer möglichen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

12-Jährige monatelang missbraucht: Empörung über Freisprüche

Erst vor wenigen Tagen hatte der Richterspruch in einem anderen Fall heftige Diskussionen in Österreich ausgelöst. Zehn junge Männer waren im Fall der monatelangen Gruppenvergewaltigung eines 12 Jahre alten Mädchens freigesprochen worden. Obwohl das Kind von insgesamt 17 Teenagern und jungen Erwachsenen nachweislich unter Druck gesetzt worden war, wurde nach mehreren Prozessen nur ein einziger von ihnen verurteilt.

Der ehemalige Freund des Mädchens erhielt eine Bewährungsstrafe. Er hatte nach ihrem 13. Geburtstag einvernehmlichen Sex mit ihr, wusste aber um ihr Alter. Sex mit unter 14-Jährigen ist in Österreich auch für Jugendliche verboten, wenn der Altersunterschied mehr als 36 Monate beträgt.

Verwendete Quellen: Der Standard; heute.at; oe.at; dpa