Sie hat Angst um ihr ZuhauseNach 70 Jahren soll Paula (95) wegen Eigenbedarf aus ihrer Wohnung raus – dann schaltet ER sich ein

Die tatkräftige Unterstützung von Kalle Gerigk hat Erfolg, Paula Hilsemer kann in ihrer Wohnung bleiben.
Politiker Kalle Gerigk eilt der Seniorin zur Hilfe – mit Erfolg.
von Larissa Volkenborn und Johanna Kroke

„Heiligabend war für mich gestorben!”
Kurz vor Weihnachten 2024 flattert bei Paula Hilsemer Post ins Haus, die Nachricht ist alles andere als besinnlich. Nach 70 Jahren soll die Seniorin aus ihrer Wohnung ausziehen, ihr Vermieter kündigt wegen Eigenbedarf. Doch im Kampf um ihr Zuhause ist die 95-Jährige nicht auf sich allein gestellt.

Seit 1955 wohnt Paula Hilsemer in ihrer Wohnung

Im Jahr 1955 zieht Paula Hilsemer in ihre kleine Wohnung im Kölner Stadtteil Mülheim und verbringt fast ihr ganzes Leben auf den 52 Quadratmetern. In ihrem gemütlichen Wohnzimmer und in ihrer sonnengelben Küche fühlt sie sich zuhause. Als sie im Dezember 2024 die Kündigung ihres Vermieters erhält, bricht für die Seniorin eine Welt zusammen. „Ich hatte Tränen in den Augen. Der Heiligabend war für mich gestorben”, erinnert sie sich im Interview mit RTL.

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Doch Rettung naht, Politiker Kalle Gerigk (Linke) schaltet sich ein, um der Seniorin zu helfen. Unter dem Hashtag „Paula bleibt” wendet er sich an die Medien und startet eine Petition. Mittlerweile haben 80.000 Menschen den Aufruf unterschrieben. Bemühungen, die Wirkung zeigen!

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„Manchmal braucht man Mut und Courage”

Tatsächlich zieht der Vermieter den Bedarf wenig später zurück. Paula Hilsemer kann in ihrer Wohnung bleiben. „Ich war felsenfest davon überzeugt, dass du hier bleiben kannst [...]”, freut sich Kalle Gerigk mit der Seniorin. „Manchmal braucht man Mut und Courage”, sagt sie dankbar.

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Doch Gerigk will nicht nur Gerechtigkeit für die 95-Jährige, sondern für alle Rentner. Seine Petition schickt er deshalb zur Prüfung nach Berlin an Justizministerin Stefanie Hubig. „Ich hoffe natürlich, dass man sich jetzt damit mal ernsthaft beschäftigt”, wünscht er sich. Denn Eigenbedarf könne ein Vermieter nicht nur anmelden, wenn dieser selbst in eine Wohnung einziehen wolle. „Das geht bis zur Haushaltshilfe, bis zum Neffen. Das ist einfach zu viel, das muss eingeschränkt werden”, findet Gerigk. Eine Verbesserung wäre in seinen Augen schon die Beschränkung auf Bedarf von Angehörigen ersten Verwandtschaftsgrades.

Im Alter wird sich wohnlich nicht mehr verkleinert

Doch der Blick auf den Wohnungsmarkt ist heikel. Laut der aktuellsten Erhebung des Statistischen Bundesamts von 2022 wohnen Alleinlebende über 65 Jahre im Schnitt auf 83 Quadratmetern, also mehr als alle anderen Altersgruppen, zur Verfügung haben. „Das führt natürlich zu einer Verteilungsungerechtigkeit”, erklärt Immobilien-Experte Dr. Reiner Braun. Wenn Kinder und/oder der Lebenspartner die Wohnung verließen, würden die meisten Menschen dennoch in ihrem Zuhause wohnen bleiben und sich nicht mehr verkleinern.

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Von zu groß kann man bei Paula Hilsemers 52 Quadratmetern nicht sprechen. Sie ist froh, mit 95 Jahren nicht doch noch einmal auf Wohnungssuche gehen zu müssen.

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche