Wird er jetzt doch noch zur Rechenschaft gezogen?Marie-Thérèses mutmaßlicher Mörder hat alles gestanden − und ist seit Jahren frei!

Vor 39 Jahren verschwindet Marie-Thérèse Bonfanti spurlos!
Die damals 25-jährige Mutter von zwei Kindern arbeitet als Zeitungszustellerin. Doch am 22. Mai 1986 kommt sie von der Arbeit nicht mehr nach Hause. Von Anfang an steht ein Mann im Fokus der Ermittler: Yves Châtain. Bis heute.
Erst leugnet, dann gesteht er
Im französischen Pontcharra beginnt nach Marie-Thérèse Bonfantis Verschwinden eine große Suchaktion. Ihr Auto wird entdeckt, doch von der jungen Frau fehlt jede Spur. Yves Châtain steht damals unter Verdacht, etwas mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben. Doch er bestreitet alles, das Verfahren gegen ihn wird eingestellt. Ein folgenschwerer Fehler?
36 Jahre später, im Mai 2022, rollt die Polizei den Fall erneut auf. Wieder wird Yves Châtain befragt − und gibt dieses Mal eine völlig andere Antwort: Er legt ein Geständnis ab, erklärt Marie-Thérèse getötet und ihre Leiche in einer Schlucht entsorgt zu haben. An der genannten Stelle entdecken die Ermittler nur eins: Marie-Thérèses Schädel.
Ist der Fall verjährt?
Der 50-jährige mutmaßliche Mörder wird daraufhin angeklagt und in Untersuchungshaft geschickt. Die Staatsanwaltschaft Grenoble erklärt, die Tat sei noch nicht verjährt, da Châtain sein Geständnis erst Jahre nach der Tag ablegt. Trotzdem ist Yves Châtain kurz darauf wieder frei!
Ein Gericht hebt die Entscheidung der Staatsanwaltschaft auf. Die Begründung: Es läge eine falsche Auslegung der rechtlichen Lage vor. Bis heute ist nicht geklärt, ob der Mord an Marie-Thérèse verjährt ist oder nicht. Die Ermittlungen gehen trotzdem weiter!
Lese-Tipp: Brutaler Mord? Rentnerpaar tot in idyllischem Landhaus entdeckt
Video-Tipp: Darum ist True Crime so fesselnd
Mutmaßlicher Mörder spielt Tat nach
Am Donnerstag (15. Mai) − drei Jahre nach Châtains Geständnis − gehen die Ermittler einen neuen Weg: Sie lassen den Tatverdächtigen den Ablauf des mutmaßlichen Mordes nachspielen.
Châtain hatte erklärt, Marie-Thérèse habe am Tag ihres Todes eine Zeitung zum Haus seiner Familie gebracht. Er habe sich darüber geärgert, dass die junge Frau falsch geparkt habe. Daraufhin hätten die beiden gestritten, die Situation soll eskaliert sein. Zweimal will Châtain auf die 25-Jährige eingeschlagen haben − dann soll sie tot gewesen sein.
Lese-Tipp: Fall Seike Sörensen: Was macht es mit einem Ort, wenn ein Kind für immer verschwindet?
Das Problem bei der Rekonstruktion: Das besagte Haus, der angebliche Tatort, ist mittlerweile zerstört. Die Polizei richtet daher die Turnhalle der Gendarmeriebrigade her und stellt dort den Aufbau des Hauses nach. Keine zufriedenstellende Lösung, findet der Anwalt von Marie-Thérèses Familie: „Wäre sie [die Rekonstruktion; Anm. d. Red.] damals in dem berühmten Haus durchgeführt worden, hätte man gemerkt, dass er lügt“, sagt Bernard Boulloud dem Sender BFMTV.
Marie-Thereses Familie zweifelt
Die Familie hat große Zweifel an der Version des selbsterklärten Killers. Auch ihr Anwalt Bernard Boulloud beharrt darauf, dass Châtains Version der Geschehnisse voller Widersprüche sei, die auch während der vierstündigen Rekonstruktion nicht beseitigt werden konnten. „Insgesamt verlief die Nachstellung gut, aber der Verdächtige beharrte auf seiner Version, die nicht der Realität entsprach. Er wirkte auf uns sehr distanziert, wir haben keine Empathie von ihm gespürt“, erklärt er.
Ist Châtain ein Frauenhasser?
Über allem schwebe die große Frage: „Wenn man sich seine gerichtliche Vorgeschichte ansieht, fragt man sich, warum es 1988 keine Rekonstruktion gab?”, fragt der Anwalt. Schon als Junge sei Yves Châtain gewalttätig geworden − immer gegen Frauen.
Lese-Tipp: Lebt der Westerwald-Killer überhaupt noch? Survival-Experte schätzt Überlebenschancen ein
1979 hatte er im Alter von 14 Jahren eine Radfahrerin angegriffen, ein Jahr vor Marie-Thérèses Tod, versuchte er eine Autofahrerin zu erwürgen. Ob er des Mordes an der jungen Mutter jemals überführt werden kann, ist noch unklar. Die Polizei ermittelt weiter. (xas)