Prozess um zerstückelte Ekaterina B. (†32)

Angeklagter bricht vor Gericht sein Schweigen: Hat Walter B. seine Frau allein getötet?

Walter B. sagt am Mittwoch (15. Februar) zur Prozessfortsetzung vor dem Landgericht Bremen.
Walter B. sagt am Mittwoch (15. Februar) zur Prozessfortsetzung vor dem Landgericht Bremen aus. Trägt er dabei noch immer seinen Ehering?
RTL Nord
von Thees Jagels und Nicole Ide

Laut Anklage soll Walter B. seine Ehefrau im Februar 2022 in Bremerhaven betäubt, erwürgt, anschließend zerstückelt, in Plastiksäcke verpackt und in die Weser geworfen haben. Nach monatelangem Schweigen redet der Angeklagte erstmals vor Gericht.

Ein Prozess mit überraschenden Wendungen

Ein Mord, ein Angeklagter – aber an einer der Verhandlungstage hatte plötzlich die Mutter des beschuldigten Ehemanns die Tötung gestanden. Mit Spannung haben deshalb am Mittwoch (15. Februar) das Gericht und Prozessbeobachter bei der Prozessfortsetzung darauf gewartet, ob Walter B. innerhalb seiner angekündigten umfangreichen Aussage erneut gestehen oder den Mord auf seine Mutter schieben würde.

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Walter B. nimmt Medikamente zur Beruhigung

„Ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich habe meine Frau verloren, meine Liebe meines Lebens. Meine Schmerzen sind unerträglich“, beschreibt der Angeklagte Walter B. seine derzeitige Verfassung. „Ich möchte meine Aussage wie ein Buch von Anfang bis zum Ende erzählen. Ich bitte deshalb darum, mir bis zum Ende zuzuhören“, erklärt er zu Anfang seiner Aussage, die er monoton abließt. „Um den Schmerz zu verarbeiten habe ich wieder Beruhigungsmittel genommen, was erklärt, dass ich das hier so ruhig vortrage.“

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Mutter sitzt im Zuschauerraum

Die Mutter von Walter B. sitzt im Zuschauerraum. Als Walter B. in den Gerichtssaal geführt wird sucht er zuerst ihren Blickkontakt und begrüßt sie. Der 46-Jährige beschreibt ausführlich, wie Ekaterina und er sich im Urlaub kennengelernt haben. „Sie war wunderschön. Aber ich war 125 Kilo schwer und habe mir wenig Hoffnungen gemacht. Sie war 20 Jahre alt, ich schon über 30.“ Er lässt ihr Rosen aufs Zimmer stellen und besucht sie später regelmäßig in ihrer Heimat Sankt Petersburg. Sie kommen zusammen und leben in Deutschland, bekommen eine gemeinsame Tochter. „Ich habe mich vollständig für meine Familie geopfert, ab dem Zeitpunkt als unsere Tochter 2016 zur Welt kam. Ich hatte keine Hobbys, keine Freunde mehr, gar nichts.“

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Ekaterina hat unter Schwiegermutter gelitten

Walter B. beschreibt, wie schwierig die Ehe und das Verhältnis zwischen Ekaterina und seiner Mutter war: „Meine Mutter hat unseren Lebensstil sehr kritisiert. Katja hatte immer Ausreden, die wir dann als Lügen entlarvt haben. Meine Liebe wurde immer weniger, ich war genervt“, so Walter B. Zwei mal soll seine Frau deswegen einen Burnout gehabt haben. „Wir haben versucht durch Gespräche die Probleme zu lösen. Ich brauchte Hilfe und Katja brauchte Hilfe. Ich habe vorgeschlagen zum Psychiater zu gehen. Die Psychiaterin hat das schwierige Verhältnis zur Schwiegermutter als Ursache diagnostiziert.“

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Walter B.: Mutter "sah nur das Negative in ihr"

In seiner Ausführung beschreibt Walter B. seine Sicht zum Zusammenleben mit Ekaterina: „Katja hat immer alles überall rumliegen lassen. Wir hatten deswegen alles dreifach oder fünffach. Ich habe immer Zimmer für Zimmer alles aufgeräumt. Aber sie hat immer sofort wieder alles vorgeräumt. Ich hatte dann irgendwann keine Kraft mehr das zu machen“, sagt er. Trotzdem habe er sie noch immer geliebt. Der Beschuldigte ergänzt: „Bei meiner Mutter war das anders. Sie liebte sie nicht, und sah nur das Negative in ihr.“

Anhörung von Walter B. wird am Mittwoch fortgesetzt

Zum eigentlichen Tatvorwurf äußert sich der 46-Jährige am Dienstag aber nicht, denn so weit kommt er in seiner Aussage nicht. Nach fast sechs Stunden beendet der vorsitzende Richter die Sitzung. Am Mittwoch soll Walter B. weitersprechen, er hat noch 80 Seiten Aussage vor sich. Ab dem 20. Februar soll außerdem Ekaterinas Mutter aus Russland vor Ort sein, heißt es vom Anwalt der Nebenklage. Ob die sich dann auch in dem Verfahren äußern wird, ist noch nicht klar.