"Es gab ja einen Fall von häuslicher Gewalt zuvor"

Familienhelferin sah ermordete Ekaterina (†32) aus Bremerhaven als Letzte lebend

Ekaterina B. wurde fast vier Wochen lang vermisst. Jetzt gibt es traurige Gewissheit. Die Mutter wurde tot aufgefunden.
Ekaterina B. wurde fast vier Wochen lang vermisst. Dann die traurige Gewissheit. Die Mutter einer Tochter wurde tot aufgefunden.
Privat
von Carmen Gocht und Thees Jagels

Leyla W. ist Sozialpädagogin und hat Ekaterina B. und ihren Mann Walter B. betreut. Denn das Ehepaar hatte Probleme. Am 4. Februar besucht die Familienhelferin das letzte Mal Ekaterina und Walter B., danach verschwindet die 32-Jährige. Vier Wochen später werden Ekaterinas Leichenteile in einem Koffer gefunden. Jetzt sagte die Sozialpädagogin am Landgericht Bremen aus, wie das letzte Treffen mit Ekaterina und ihrem Mann ablief.

Treffen zum Wohl der gemeinsamen Tochter

Ekaterina (†32) war Mutter einer mittlerweile fünfjährigen Tochter.
Ekaterina (†32) war Mutter einer mittlerweile fünfjährigen Tochter.
privat

Leyla W. lernt Ekaterina und ihren Mann im November 2021 kennen. „Ziel war es, die Erziehungsfähigkeit der Eltern zu verbessern, die Streitkultur zu verbessern. Denn es gab ja einen Fall von häuslicher Gewalt zuvor“, erzählt sie dem Richter. Aber es ging bei den Treffen auch um die gemeinsame Tochter. „Und ich habe versucht der Familie die Kinderbrille aufzusetzen, damit sie ihr Verhalten zum Wohl der Tochter verbessern.“

Ekaterina wurde auf Trennung vorbereitet

Leyla W. berichtet, dass sie auch daran gearbeitet hat, dass Ekaterina selbstständiger und unabhängiger wurde: „Wir haben ihr zum Beispiel eine eigene Sparkassenkarte besorgt, damit sie sich auch selbst mal etwas kaufen kann. Und wir haben gemeinsam Busfahrten unternommen, damit sie das lernt.“ Auch für den Fall einer Trennung, sagt die Familienhelferin.

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Ekaterina machte ihrem Ehemann "das erste mal eine klare Ansage"

Dann am 4. Februar das letzte Treffen: Leyla W. sagt, ihre Arbeit habe zu dem Zeitpunkt schon Früchte getragen. „Ihr Selbstbewusstsein ist dadurch gestiegen. Sie hat da zum Beispiel auch ihren Mann das erste Mal eine klare Ansage gemacht.“ Es habe nicht den Anschein gegeben, als hätte es einen großen Streit gegeben: „Da war es eher so, dass beide gesagt haben, dass sie an ihrem Verhalten arbeiten wollen.“ Streit gab es über Themen wie nicht gemachte Hausarbeit oder andere Ansichten über das Essen. „Beide konnten sehr laut werden. Es gab keinen Stopp. Sie haben immer weiter ausgeholt. Es wurde zwar nicht geschrien, aber sehr laut gesprochen. „Du kannst ja nicht sauber machen“, fiel häufig“, erinnert sich Leyla W.

Ekaterina soll fremdgegangen sein

Walter B. soll Ekaterina aber auch immer wieder vorgeworfen haben, dass sie fremdgehen würde. „Diesen Vorwurf hat er sehr häufig erhoben. Sie hat es einmal auch zugegeben, da waren wir aber noch nicht in der Familie. Aber damals waren sich beide einig, das sie darüber hinwegschauen“, sagt die Sozialpädagogin aus.

So reagierte Ekaterinas Mann nach ihrem Verschwinden

Walter B. ist bei dem Prozess wegen Mordes an seiner Frau Ekateria angeklagt. Drei Tage nach ihrem Verschwinden besuchte Leyla W. den 46-Jährigen. „Er hat dann gesagt, dass sie ja schon häufiger weggewesen wäre und dass sie schon wiederkommen würde. Er wirkte sehr gelassen und gleichgültig auf mich“, erinnert sich die Familienhelferin. Auf ihre Bitte hin, habe er dann aber Ekaterina bei der Polizei als vermisst gemeldet. Der Angeklagte Walter B. hat sich bisher noch nicht vor Gericht geäußert.