Welt-Aids-Tag am 1. Dezember
Vom Ex-Mann angesteckt: Alexandra Frings lebt seit 15 Jahren mit HIV
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Alexandra hatte Hautausschlag - Diagnose: HIV positiv!
Heute ist, wie jeden 1. Dezember, Welt-Aids-Tag. In Deutschland tragen etwa 91.000 Menschen das HI-Virus in sich – und warten schon seit Jahrzehnten auf einen Impfstoff. Viele fragen sich: Warum ging das bei Corona so schnell und warum gibt es gegen Aids noch immer kein Vakzin? Wir haben Alexandra getroffen. Vor 15 Jahren fing bei der Mutter eines Sohnes alles mit einem Hautausschlag an. Wie sie heute mit dem HI-Virus lebt, sehen Sie im Video.
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Betroffene leiden unter Stigmatisierung
Obwohl HIV inzwischen gut mit Medikamenten behandelbar ist und so eine Weitergabe des Virus verhindert werden kann, müssen Infizierte noch immer mit Vorurteilen kämpfen. „Zumindest ist es so, dass Menschen, die mit HIV leben, sehr gut überlegen, mit wem sie über ihre Infektion sprechen. Und das ist auch nachvollziehbar, wenn man sieht, dass mehr als die Hälfte der Menschen auch schon negative Reaktionen erleben mussten, nach dem sie ihre Diagnose offen gelegt haben", sagt Dr. Annette Haberl von der Deutschen Aids Gesellschaft im Gespräch mit RTL. Schon die Formulierung „die mit HIV leben“ zeigt: Betroffene leiden in der Regel nicht unter der Krankheit, sie können gut damit leben. Leiden tun sie dann eher unter der Stigmatisierung und Diskriminierung, die vor allem durch Halbwissen über das Virus verursacht wird.
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Haberl: "HIV hat ein weibliches Gesicht"
Dass HIV nicht nur homosexuelle Männer treffen kann, zeigt Alexandras Geschichte im Video. Doch es ist Teil dieses Halbwissens – und tatsächlich kommt das nicht aus dem Nichts. Schließlich werden Homosexuelle durch eine Regel aus den 80er Jahren heute noch beim Blutspenden diskriminiert. Wie also soll die Gesellschaft ein anderes Bild bekommen? Weltweit habe HIV ein weibliches Gesicht, sagt Annette Haberl: „Die Gruppe der Männer, die Sex mit Männern haben, macht bei uns mit 62 Prozent schon den größten Anteil an HIV-Positiven aus. Aber in Deutschland leben auch knapp 18.000 Frauen mit HIV, das entspricht etwa 20 Prozent. Und wenn wir weltweit gucken, machen Frauen eigentlich die Mehrzahl aus. Global gesehen sind 53 Prozent der Menschen, die mit HIV leben, weiblich.“
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Unterschiedliche Behandlung bei Männern und Frauen
Fakt ist: HIV ist behandelbar, aber nicht heilbar. Die Medikamente werden bei Männern und Frauen teilweise unterschiedlich eingesetzt. „Bei den jungen Frauen wollen wir die Therapie so zusammensetzen, dass im Fall einer Schwangerschaft – und die meisten Schwangerschaften sind ungeplant – das Regime auch sicher ist für das ungeborene Kind“, so Harberl. Das bedeute, dass man dafür nicht die neuesten Substanzen wähle, weil es nach der Zulassung der Medikamente noch keine Daten zur Schwangerschaft gebe. „Und insgesamt muss man sagen, dass der Anteil der Frauen in den klinischen Studien für HIV-Medikamente bei uns traurig gering ist.“ Der liege etwa bei 15-20 Prozent. Da müsse man besser werden, so Haberl.
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Wie sieht es aus mit einem Impfstoff?
Es ist die Frage, die bereits beim letzten Welt-Aids-Tag viele beschäftigt hat. Gerade liefen die Impfungen gegen das Coronavirus an, ein Virus, das quasi noch in seinen Kinderschuhen steckte. Das HI-Virus ist im Vergleich dazu ein alter Hase – gegen das es bislang keinen Impfstoff gibt. "Es gibt keine Menschen, die das HI-Virus selber besiegen können und danach eine schützende Immunantwort haben. Dadurch hat uns die Natur erstmal keinen Weg gezeigt, wie wir eine schützende Immunantwort mittels Impfstoff provozieren können", erklärt Virologe Prof. Hendrik Streeck vor einem Jahr im RTL-Interview.
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Doch die Hoffnung auf einen HIV-Impfstoff keimt immer wieder auf. Im September startete Moderna Studien zum Einsatz von mRNA-Impfstoffen, wie wir sie von der Corona-Impfung kennen, gegen das HI-Virus. Annette Haberl sagt im RTL-Interview dazu: „Ich denke, es wird so sein, dass wir irgendwann einen Impfstoff haben werden, auch wenn das HI-Virus eine echte Herausforderung für die Impfstoff-Forschung ist, aber wann das sein wird, das kann heute keiner seriös beantworten.“ Außerdem sei es nicht richtig, falsche Hoffnungen zu wecken. (mol)