Urteil im Doppelmord-Prozess
Verurteilt! Ioannis K. (28) stach 180-mal auf seine Mutter und seinen Stiefvater ein

Aus Wut und Enttäuschung hat Ioannis K. seine Mutter und ihren Ehemann getötet. Am Freitagvormittag verurteilte ihn das Landgericht Hannover.
Doppelmörder zeigt anfangs kaum Regung
Lebenslange Haft und damit die Höchststrafe für den 28-jährigen Angeklagten, so lautet das Urteil zum tödlichen Wutausbruch in Hagen, einem Ortsteil in Neustadt am Rübenberge. Während der Urteilsverkündung zeigt der 28-Jährige zuerst kaum eine Regung, schüttelte nur ab und zu den Kopf.
Im Verlauf der Begründung reibt er sich dann immer wieder die Augen. Es liege hier eine besondere Schwere der Schuld vor, so der Vorsitzende Richter Martin Grote. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren rechtlich zwar möglich, in der Praxis aber so gut wie ausgeschlossen. Der Angeklagte zeige keine Empathie. Eine Tat aus niedrigen Beweggründen und im Fall des Stiefvaters kommt dazu noch Heimtücke.
Richter: Gemordet wie im Videospiel
Sein Leben rollte schon seit langem auf eine Katastrophe zu, so Grote in seiner Urteilsbegründung. Ioannis K. bezeichnet sich selbst als Autist und auch ein Gutachter bescheinigt ihm autistische Züge. Bis zur Tat sei er aber nie gewalttätig gewesen.
Weil seine Eltern ihn nicht mehr finanziell unterstützen wollten, fühlte er sich ausgegrenzt und fasste den Entschluss sie zu töten. Sein Vorbild dabei sollen Gewaltspiele gewesen sein. Er habe ein Szenario geschaffen, wie er es im Videospiel gespielt habe, beschreibt der Vorsitzende Richter den Mordablauf im Mai 2022.
Ioannis K. verursacht Blutbad in Hagen
Am 20. Mai 2022 habe Ioannis K. sich gewaltsam Zutritt zum Elternhaus verschafft. Laut Anklage sei er durch das Badezimmerfenster in das Haus eingestiegen, als seine Mutter und der Stiefvater beim Einkaufen waren. Bei ihrer Rückkehr soll er zunächst Frank S. überraschend angegriffen haben. Der 59-Jährige erlitt weit über 70 Stich- und Schnittverletzungen.
Bei der 53-jährigen Anja S. zählten die Ermittler 111 Verletzungen. Das Paar hatte dem Sohn zuvor den Schlüssel zu dem Haus in Hagen weggenommen. Rund zehn Tage lagen die Leichen unentdeckt im Haus, bis Angehörige sich sorgten und die Polizei riefen.
Nach Doppelmord: Das ganze Dorf in Angst
Die Tat hatte ein ganzes Dorf in Angst und Schrecken versetzt, weil zunächst nicht klar war, wer der brutale Mörder des Ehepaares war, das in ihrem abgelegenen Haus am Rande des Dorfes verbluten musste. Schnell geriet jedoch der Sohn der getöteten Frau ins Visier der Ermittler. Nach tagelanger Fahndung fasste ihn endlich die Polizei.
Täter fühlt sich psychisch krank
Während des Prozessverlaufs gesteht Ioannis K. den Doppelmord und bezeichnet sich selbst als „seelisch und psychisch krank“. Daraufhin forderte die Verteidigung in ihrem Plädoyer seine Unterbringung in der Psychiatrie und hilfsweise eine Verurteilung wegen Totschlags bei verminderter Schuldfähigkeit.
Die Staatsanwaltschaft plädierte dagegen für eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld.
Staatsanwalt: Ioannis K. hatte sein Leben nicht im Griff
Zur Tatzeit befand sich der damals 27-Jährige der Staatsanwaltschaft zufolge in einer „immer weiter zuspitzenden Lebenssituation“. Er habe kein Bargeld mehr besessen, seinen Job verloren und keine Sozialleistungen beantragt, weil er die Corona-Maßnahmen nicht akzeptieren wollte.
Es habe auch Mietrückstände für seine eigene Wohnung gegeben, ihm drohte die Obdachlosigkeit. Statt Obdachlosigkeit wird er aber nun die nächsten Jahre in Haft verbringen.