Urteil im Missbrauch von Münster
14 Jahre Haft für Haupttäter Adrian V.
Im zentralen Prozess um den Missbrauchskomplex von Münster ist der Hauptangeklagte Adrian V. (28) zu 14 Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Auch die weiteren drei Angeklagten hat das Landgericht Münster schuldig gesprochen: Marco Sch. aus Hannover erhält 10 Jahre, Enrico L. aus Schorfheide 11 Jahre und Tobias Sch. aus Staufenberg 12 Jahre Haft. Alle drei Männer sind ebenfalls wie Adrian V. zu anschließener Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Die Mutter des Angeklagten Carina V. erhält ein Strafmaß von fünf Jahren.
Sohn von Adrian V.s Lebensgefährtin schwer missbraucht
Seit Herbst 2020 wird in Münster einer der umfangreichsten Kindesmissbrauchskomplexe der vergangenen Jahre verhandelt. Adrian V., ein IT-Techniker aus Münster, gilt als Schlüsselfigur in dem ausufernden Fall von sexueller Gewalt gegen Kinder. Er soll den heute elf Jahre alten Sohn seiner Lebensgefährtin unzählige Male selbst schwer missbraucht und ihn anderen Männern angeboten und ihnen für sexuelle Gewalttaten überlassen haben. Auch die mitangeklagten Männer aus Hannover, Schorfheide in Brandenburg und Staufenberg in Hessen sollen sich an dem Kind vergangen haben. Die Mutter des Angeklagten, Carina V., soll dabei geholfen haben und musste sich wegen Beihilfe vor Gericht verantworten.

Kriminalpsychologe zum Missbrauch in Münster "Es entsteht eine Gruppendynamik"
Missbrauch in Gartenlaube in Münster
Ein Tatort soll eine inzwischen abgerissene Gartenlaube in Münster gewesen sein. Weil sie von dem Geschehen in ihrem Kleingarten gewusst haben soll, war in dem Prozess auch die Mutter des 28-Jährigen wegen Beihilfe angeklagt.
Staatsanwaltschaft und Nebenklage hatten Haftstrafen zwischen zehn und 14 Jahren sowie anschließende Sicherungsverwahrung wegen Wiederholungsgefahr gefordert. Die Verteidigung wollte mildere Urteile, im Fall der angeklagten Frau plädierte der Anwalt auf Freispruch. Für sie hatte die Anklage sechs Jahre Haft gefordert.
Lob für Ermittler von NRW-Innenminister Herbert Reul
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul lobte den Einsatz der Ermittler. "Ohne die herausragende Arbeit der Ermittler gäbe es heute kein Urteil", sagte er. "Für meine Polizistinnen und Polizisten war und ist das eine Riesenaufgabe: wegen der unfassbaren Datenmenge, aber vor allem wegen der seelischen Belastung. In den vergangenen Jahren hat sich beim Kampf gegen Kindesmissbrauch viel bewegt: Er ist kein Nischenthema mehr und bleibt einer unserer polizeilichen Schwerpunkte. Der Urteilsspruch ist ein wichtiges Etappenziel in einem besonders brutalen Fall mit vielen Mittätern; gleichzeitig spornt er uns an, im Kampf gegen Kindesmissbrauch nicht nachzulassen."
Fälle von Kindesmissbrauch in Münster, Lügde und Bergisch Gladbach
Münster ist neben Lügde und Bergisch Gladbach einer von drei großen Tatkomplexen um Kindesmissbrauch in Nordrhein-Westfalen, die in den vergangenen drei Jahren aufgedeckt wurden. Ausgehend von den Ermittlungen in Münster gibt es Verfahren gegen 50 Tatverdächtige, von denen rund 30 in Untersuchungshaft sitzen. Etwa 30 Kinder sollen Opfer geworden sein.