„Ich laufe am Anschlag”Für Tom Kaulitz (35) wird Tournee wegen Cluster-Kopfschmerz-Attacken zur Tortur

Die aktuelle Tournee von ”Tokio Hotel” durch Zentral- und Lateinamerika begann für Tom Kaulitz mit einer Attacke seiner Cluster-Kopfschmerzen.
Das verriet er nun seinem Zwillingsbruder Bill im gemeinsamen Podcast „Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood”. Wir erklären, wie sich Cluster-Kopfschmerzen von normalen Kopfschmerzen unterscheiden und was sie so schmerzhaft macht.
Was sind Cluster-Kopfschmerzen?
Von seinem Bruder Bill im gemeinsamen Podcast auf seine „riesigen Augenringe” angesprochen, erklärt der Ehemann von Topmodel Heidi Klum: „Ich bin unter starken Medikamenten und laufe am Anschlag.” Weiter erzählt er, dass es sich mit Spritzen eindecken musste, um die Schmerzen ertragen zu können. Dennoch steht der Gitarrist der Band „Tokio Hotel” während der Tournee durch Zentral- und Lateinamerika weiter auf der Bühne. Doch was steckt hinter den auch als „Suizid-Kopfschmerzen” bekannten Cluster-Kopfschmerzen?
In Deutschland sind etwa 120.000 Menschen vom sogenannten Bing-Horton-Syndrom betroffen. Das sind etwa einer von 1.000 Menschen. Obwohl vor allem Männer zwischen 20 und 40 Jahren unter den schmerzhaften Attacken leiden, können sie Menschen jedes Alters und Geschlechts treffen. Cluster-Kopfschmerzen äußern sich durch intensive, bohrende Schmerzen im Bereich von Augen und Schläfen. Meist treten sie einseitig auf. Begleitet werden die Attacken nicht selten von tränenden Augen und einer laufenden Nase. Die zeitlichen Abstände zwischen den Attacken variieren und sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Während es manche nur alle paar Monate erwischt, haben andere wiederum teils täglich eine Episode. Die Dauer einer Attacke dauert meistens zwischen 15 und 180 Minuten.
Das Schlimme: Menschen, die oft von den fiesen Schmerzen ereilt werden, können dadurch sogar eine Depression entwickeln, denn: Betroffene beklagen oft eine verminderte Lebensqualität.
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"Es ist ein Schmerz, als ob in einem ein Teufelchen sitzen würde, der mit dem Messer hinter das Auge sticht"
Auch im Netz finden sich viele Videos von Betroffenen. Cluster-Kopfschmerzen gelten als die schlimmsten Kopfschmerzen überhaupt, Betroffene geben dem Schmerz häufig den Wert zehn an: den höchsten Wert auf der Schmerzskala.
Auch Dagmar aus Augsburg leidet an den sogenannten Selbstmord-Kopfschmerzen. Bei der 52-Jährigen ist die Krankheit vor vier Jahren ohne Vorwarnung aufgetreten: „Es ist ein Schmerz, als ob in einem ein Teufelchen sitzen würde, der mit dem Messer hinter das Auge sticht", sagt sie.
Cluster-Kopfschmerzen werden meist mit Sauerstoff behandelt. Bei der Therapie wird 100%iger Sauerstoff über eine Gesichtsmaske inhaliert. Dies hilft bis zu 70 Prozent aller Betroffenen bei einer akuten Episode. Alternativ kommen auch spezielle Migräne-Medikamente zum Einsatz.
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Kopfschmerzen gelten als echte Volkskrankheit
Ganz so schlimm wie bei Dagmar ist es bei Christine zum Glück noch nicht. Doch auch sie leidet: nicht unter Cluster-Kopfschmerzen, sondern unter Migräne seitdem sie elf Jahre alt ist. „Man hat das Gefühl gehabt, hinter dem Rücken wurde über einen geredet: 'Ach, warum fehlt die denn schon wieder, die hat doch gar nichts'. Man wünschte denjenigen einmal eine Migräne-Attacke, damit sie wissen, wie der Schmerz wirklich ist", sagt Christine.
Dabei ist Migräne eine echte Volkskrankheit: Rund zwölf Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Und ähnlich wie bei den Cluster-Kopfschmerzen fühlen sich die Patienten oft missverstanden und hilflos. Doch so genannte Neurostimulatoren könnten helfen. Peter aus Belgien hat sich so einen in den Nacken einsetzen lassen. Leichte Impulse sollen dafür sorgen, dass der Schmerz im Gehirn nicht mehr weitergeleitet wird. Anfangs haben die die Impulse geholfen, den Schmerz in den Griff zu bekommen. Doch wenige Wochen nach der OP war wieder alles wie vorher.
Peter denkt ernsthaft über Sterbehilfe nach, die in Belgien unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist. Jetzt haben seine Ärzte ihm eine erneute Operation vorgeschlagen, in die Peter nun seine ganze Hoffnung setzt, um endlich schmerzfrei leben zu können. (nri)
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