Tagebuch einer Kriegsreporterin

Kavita Sharma: Staunen in Hotel, als wir nicht die Zimmer, sondern den Keller sehen wollten

Kriegsreporterin Kavita Sharma.
Kriegsreporterin Kavita Sharma führt bei RTL.de ein Tagebuch, in dem sie aus der Ukraine berichtet.
RTL
von Kavita Sharma

Mein Name ist Kavita Sharma. Für RTL und ntv berichte ich regelmäßig aus Kriegsgebieten. Das hier ist mein Tagebuch aus der Ukraine.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker

26. Februar: Familie des Fahrers, Nachbarn und eine Katze sind auch dabei

Heute sind wir nach Dnipro gefahren, die viertgrößte Stadt der Ukraine. Es war ungewöhnlich, der Fahrer Andre hat seine Frau, zwei Kinder, Nachbarn und ihren Sohn noch mitgenommen. Wir saßen dicht gedrängt mit einer Katze im Minibus. Der Fahrer wollte seine geliebten Menschen in dieser Situation nicht zurücklassen.

Immer im Auto sind natürlich noch Schutzwesten und Erste-Hilfe-Kästen. Da kommt ganz schön was zusammen, wenn eine Familie auf der Flucht ist. Am Checkpoint waren die Wachleute leicht verwirrt, wer denn diese beiden Ausländer sind, die mit der Familie unterwegs sind.

Andre hat uns in Dnipro abgesetzt, bevor er seine Familie und die Freunde weiter Richtung Westen bringt, eher er zurückkommt.

Hier im Hotel haben wir uns zuerst den Keller zeigen lassen, falls es zu Angriffen kommen sollte. Jetzt wissen wir, wie wir durchs Treppenhaus in den Schutzraum kommen. Die Angestellten waren erstaunt, dass wir vor dem Einchecken den Keller sehen wollten. Dann waren sie aber sehr hilfsbereit und haben uns versichert, sie würden uns etwas zu Essen hinstellen, falls wir vielleicht einmal eine Nacht im Keller verbringen müssen.

12. Februar: Zum Schlafen steigen wir in einen Nachtzug

Ich befinde mich derzeit in der ukrainischen Stadt Krasnohrad, Kiew haben wir verlassen. All die Anspannung und all die Arbeit lassen sich natürlich nur im Team bewältigen. Gerade unsere Producer und Fahrer stehen unter einem ganz besonderen Druck. Sie sind ja direkt vom Krieg betroffen – und fürchten um ihre Familien. Umso dankbarer bin ich, dass sie trotzdem für uns arbeiten in dieser Zeit und uns helfen, über ihr Land zu berichten.

Übernachtungen können gerade in dieser Lage ein kleines Abenteuer werden, das habe ich nun sehr deutlich gemerkt. Wir haben dieses Mal mehrmals einen Nachtzug genommen. Das hieß: im Zug schlafen. Das ging tatsächlich eigentlich ganz gut.

Lese-Tipp: RTL-Politikchef beantwortet Fragen – "Müssen wir Angst vor einem 3. Weltkrieg haben?"

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Video: "Wir hören Explosionen von schwerem Geschütz"

Momentan ist es jedoch so, dass die Hotels in kleineren Orten schnell ausgebucht sind. Sie haben oft keine Zimmer. Denn die Kriegsflüchtlinge müssen natürlich auch auf einmal irgendwo unterkommen.

In der letzten Nacht hatte ich zwar ein Zimmer. Aber ich habe eine der zwei Matratzen an jemanden abgegeben, der sonst auf den Boden geschlafen hätte.

Wie komme ich persönlich über den Tag? Mit einer Thermoskanne gefüllt mit heißem Wasser und Instant-Kaffee. Damit kann ich lange Tage überstehen.

Lese-Tipp: RTL-Reporter werden aus der Ukraine abgezogen

Unsere Reporter vor Ort, Interviews und Analysen - in unserer Videoplaylist

Playlist 50 Videos