Rechtsanwältin klärt auf
Nach Kampfansage von Gen-Z-TikTokerin: Diese Rechte haben Eltern am Arbeitsplatz

TikTokerin Andra Berghoff ist sauer auf ihre Kollegen mit Kindern.
Sie ist der Meinung, dass diese in ihrem Unternehmen bevorzugt behandelt würden. Aber ist das rechtlich überhaupt zulässig? Wir haben mit Rechtsanwältin Nicole Mutschke gesprochen.
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Hier werden Eltern „bevorzugt"
Urlaub
Tatsächlich werden in manchen Bereichen Eltern mehr Rechte zugesprochen. Dies ist sogar gesetzlich festgeschrieben, wie Rechtsanwältin Nicole Mutschke im RTL-Interview erklärt. So wie beim Urlaub: „Jeder Arbeitnehmer hat Recht auf Urlaub, aber die Lage bestimmt der Arbeitgeber. Dabei soll er die Wünsche des Arbeitnehmers berücksichtigen und auch soziale Gesichtspunkte. Das würde bei Eltern mit Kindern tatsächlich dazu führen, dass man einen Vorteil hat“, so die Juristin. Im Bundesurlaubsgesetz stehen soziale Gesichtspunkte drin, weshalb der Arbeitgeber dies berücksichtigen muss.
Kündigung
Auch bei einer Kündigung können Eltern einen Vorteil haben. Falls verschiedene Arbeitnehmer zur Kündigung anstehen, weil man nicht alle beschäftigen kann, würde eine Art Sozial-Auswahl getroffen. So wären laut Frau Mutschke Singles, die noch nicht so lange im Unternehmen sind, als nicht so schutzwürdig erachtet, wie jemand, der vier Kinder hat und schon lange im Unternehmen ist. „Da wäre es total in Ordnung, Eltern zu bevorzugen“, so Frau Mutschke.
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Kinder krank
Nach dem Gesetz darf ich als Elternteil bei meinem kranken Kind zuhause bleiben, wenn es noch Betreuung bedarf. „Das Gesetz sagt auch, dass der Arbeitgeber dann zahlen muss, als wäre ich da. Zwar nur begrenzt, aber an dieser Regelung sieht man, dass es ein Gesetz ist, dass Eltern in diesen Fällen zuhause bleiben können“, so Nicole Mutschke.
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Vertrag
Ein weiterer Punkt betrifft die Verträge der Arbeitnehmer. So können verschiedene Mitarbeiter sich unterschiedliche Dinge in ihren Vertrag festgelegt haben, wo andere Kollegen womöglich nichts von wissen. So werden Arbeitszeiten, Gehalt, Teilzeitregelungen und vieles mehr ausgehandelt.
Sachliche Gründe für Bevorzugung
Auch wenn es einige gesetzliche Besonderheiten gibt, was Urlaub, Kündigung und Krankentage angeht, so muss es im Arbeitsumwelt sachliche Gründe für eine Bevorzugung geben. „Ein sachlicher Grund ist klassischerweise Arbeitsleistung, Qualifikation oder unterschiedliche Arbeitsplatzanforderung“. So könne eine Moderatorin schlechter von zuhause arbeiten, als jemand im Backoffice.
Grundsätzlich müsse der Arbeitgeber aber Gleiche gleich behandeln und wenn dies nicht so ist, müsse es laut der Anwältin einen sachlichen Grund geben. Wenn es keinen Grund gibt, könne der Arbeitnehmer dagegen vorgehen.
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VIDEO: Was müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wissen?
Das tun bei Ungerechtigkeit
Wenn ich als Arbeitnehmer das Gefühl habe, dass ich ungerecht behandelt werde, kann ich dagegen vorgehen. Beispielsweise falls jemand den gleichen Job hat, aber viel mehr von zuhause aus arbeiten darf oder bessere Arbeitszeiten hat.
„Es gibt einen allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatz und es gibt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), bei Ungleichbehandlung kann man dort ansetzten“, erzählte Rechtsanwältin Nicole Mutschke. Dennoch rät sie dazu, vorher ein Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen und die Situation darzulegen. Bei dem Gespräch nach den sachlichen Gründen fragen, warum andere Mitarbeiter scheinbar bevorzugt behandelt werden.
Ein weiterer Tipp: „Nicht sofort das Gespräch suchen, wenn man sich aufregt, sondern einmal darüber schlafen und darüber nachdenken, gibt es vielleicht Gründe, warum es zur Ungleichheit kommt.“
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