Zwei junge Brüder bei mutmaßlichem illegalen Autorennen getötet
"Nicht nur unsere Kinder sind gestorben, sondern auch wir" - Mutter weint im Gericht

War es ein illegales Autorennen auf einer Landstraße in Barsinghausen, bei dem zwei junge Brüder gestorben sind? Hat die 40-jährige Audi-Fahrerin Ewa P. den Tod der zwei Kinder billigend in Kauf genommen? Der Fahrerin wird unter anderem Mord und dem Mitangeklagten Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Der Anwalt der Eltern sagt im Gespräch mit RTL, dass für die Eltern an dem Tag nicht nur ihre Kinder, sondern auch sie innerlich gestorben sind. Heute wurden vor dem Landgericht Hannover die Plädoyers verlesen und die Staatsanwaltschaft fordert hohe Strafen.
Staatsanwaltschaft: Ewa P. ist für den Tod der Kinder verantwortlich
Das Plädoyer der Staatsanwaltschaft ist eindeutig: Ewa P. habe den Tod anderer Menschen durch ihr Handeln billigend in Kauf genommen. Dass die 40-jährige Fahrerin ihr Handeln im Nachhinein bedauere, ändere nichts an der Bewertung der Situation. Sie sei mit affenartiger Geschwindigkeit bei dem mutmaßlich illegalem Autorennen blind im Gegenverkehr um die Kurve gerast. Laut der Staatsanwaltschaft wusste die 40-Jährige, dass ihr Verhalten gefährlich ist. Aber das Machtspiel mit dem anderen Autofahrer Marco S. war für sie wichtiger.
Während des riskanten Überholmanövers kam es zu mehreren Zusammenstößen mit entgegenkommenden Autos. Darunter auch der Wagen einer vierköpfigen Familie. Bei dem Crash sterben die zwei kleinen Brüder (zwei und sechs).
Für die Staatsanwaltschaft ist klar: Es war kein normaler Unfall, sondern ein spontanes Autorennen. Beide Erwachsene hatten die Wahl: Entweder Gas geben oder bremsen. Die zwei Autofahrer rasten mit 180 Stundenkilometern auf der einspurigen Straße nebeneinander her, obwohl dort nur Tempo 70 erlaubt ist. Laut des Plädoyers der Staatsanwaltschaft berichten Zeugen, dass die Geschwindigkeiten jenseits ihrer Vorstellungen lagen.
Anwältin von Ewa P.: Es war kein Rennen

Die Anwältin der Angeklagten bestreitet hingegen in ihrem Plädoyer, dass es sich um ein Autorennen gehandelt habe. Die Strecke auf der Landstraße sei dafür zu kurz gewesen. Die 40-Jährige wäre nur auf dem Weg nach Hause zu ihren Kindern gewesen. Bei dem Crash handelt es sich laut Verteidigung um ein außer Kontrolle geratenes Überholmanöver. Der Anwalt von Marco S. spricht in seinem Plädoyer davon, dass sein Mandant vielleicht nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sei. Er sei kein Rennen gefahren. Beide Angeklagten weinten während des Prozesses. Die Verteidigung von Ewa P. fordert eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung, der Verteidiger von Marco S. fordert einen Freispruch für seinen Mandaten.
Urteil Mitte April erwartet

Für die Staatsanwaltschaft hingegen ist Ewa P. verantwortlich für den Tod beider Kinder. Sie fordert: Ewa P. soll wegen Mordes in zwei Fällen und sechs versuchten Morden zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt werden. Bei einer Verurteilung wegen eines illegalen Autorennens fordert die Staatsanwaltschaft mindestens acht Jahre.
Der Mitangeklagte Marco S. ist laut Staatsanwaltschaft auf der richtigen Seite der Straße gefahren und vertraute darauf, dass Ewa P. einscheren oder bremsen würde. Die Forderung: Der 40-Jährige soll für fünf Jahre in den Knast – wegen illegalem Autorennen, fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Das Urteil des Landgerichts Hannover wird für den 17. April erwartet.
Ewa P. zeigte Reue am ersten Prozesstag
Beim Prozessauftakt weinte Ewa P. und entschuldigte sich bei den Hinterbliebenen. „Es war für mich kaum zu ertragen, mit dieser Schuld zu leben. Vor allem, weil ich selbst Mutter von drei Kindern bin“, so die Angeklagte. Dabei stellt sie klar, dass ihre Reue den Unfall nicht ungeschehen machen kann. Sie bestreitet aber, sich mit dem Mitangeklagten ein Rennen geliefert zu haben.
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Auch Marco S. lässt beim Prozessauftakt seinen Anwalt eine Erklärung vorlesen. Er entschuldige sich und habe vor Ort versucht, erste Hilfe zu leisten. Jetzt befände er sich in psychologischer Behandlung. Auch er ist Vater, seine zwei Jungs sind neun und drei Jahre alt.