Zwei Kinder sterben nach mutmaßlichem illegalen Autorennen
„Kaum zu ertragen“: 40-jährige Angeklagte zeigt Reue vor Gericht
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von Sarina Sprengelmeyer und Nicole Ide
Hat die 40-jährige Audi-Fahrerin Ewa P. den Tod von zwei Kindern billigend in Kauf genommen, um ein verbotenes Autorennen auf einer Landstraße in Barsinghausen zu gewinnen? Das muss seit Freitag das Landgericht in Hannover klären.
Mord und Beihilfe zum Mord
Die Angeklagte sitzt im Gerichtsaal und versucht sich hinter ihren offenen Haaren zu verstecken. Sie ist angeklagt wegen Mordes. Mitangeklagt ist Marco S. Der 40-Jährige muss sich für Beihilfe zum Mord verantworten. Beide sollen im vergangenen Jahr, am 25. Februar um genau zu sein, in ihren PS-starken Fahrzeugen mit circa 180 Stundenkilometern auf der einspurigen Straße nebeneinanderher gerast sein. Erlaubt ist dort nur Tempo 70. Da kommt ihnen ein Auto entgegen – es kommt zum Crash. Zwei Kinder (zwei und sechs) sterben.
Angeklagte weint: „Es war für mich kaum zu ertragen“
Laut Anklage waren beide entschlossen, ein Rennen zu veranstalten. Es soll ihnen darum gegangen sein, eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen und den anderen zu überbieten. Während die in Untersuchungshaft sitzende Ewa P. aussagt, weint sie: „Ich möchte sagen, wie sehr ich dieses grauenvolle Ereignis, welches durch meinen Fehler verursacht wurde, bedauere.“ Im Gerichtsaal entschuldigt sie sich bei den Hinterbliebenen. „Es war für mich kaum zu ertragen mit dieser Schuld zu leben. Vor allem, weil ich selbst Mutter von drei Kindern bin“, so die Angeklagte. Dabei stellt sie klar, dass ihre Reue den Unfall nicht ungeschehen machen kann. Sie bestreitet aber, sich mit dem mitangeklagten anderen Autofahrer ein Rennen geliefert zu haben.
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Mitangeklagter muss oft an die toten Kinder denken
Der aus Italien stammende Marco S. lässt seinen Anwalt eine Erklärung vorlesen, in der er sich entschuldigt und mitteilen lässt, dass er oft an die verstorbenen Kinder denken müsse. Er habe vor Ort versucht erste Hilfe zu leisten. Jetzt befände er sich in psychologischer Behandlung. Auch er ist Vater, seine zwei Jungs sind neun und drei Jahre alt.
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Zwei kleine Brüder sterben
Während des riskanten Überholmanövers kam es zu mehreren Zusammenstößen mit entgegenkommenden Autos auf der Straße Kirchdorfer Rehr bei Barsinghausen. Darunter ist auch der Nissan Qashqai einer Familie. In diesem Auto saßen ein Mann (37), seine Frau (29) und ihre zwei Söhne. Durch die Wucht des Zusammenstoßes wurde der Familienwagen nach rechts von der Fahrbahn geschleudert. Vater, Mutter und die beiden Kinder wurden im Auto eingeklemmt. Die Eltern waren schwer verletzt. Der Zweijährige starb noch am Unfallort, der sechsjährige Bruder später im Krankenhaus. Dazu wurden noch weitere entgegenkommende Autofahrer verletzt, auch die mutmaßliche Unfallverursacherin selbst.
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Weitere Zeugen sollen aussagen
Insgesamt sind neun Verhandlungstage angesetzt. „Es ist unter anderem geplant, mehrere Zeugen, Ersthelfer und auch Geschädigte zu vernehmen“, sagt die Sprecherin am Landgericht Hannover Annika Osterloh im Interview mit RTL. Dazu soll auch ein Unfallrekonstruktionsgutachten erstellt werden. Der nächste Prozesstag ist für den 2. März geplant.