Ermittlungsrichter spricht von Mord - verweifelter letzter Funkspruch

Polizisten in Kusel erschossen: Alexander K. (†29) schoss Magazin leer, bevor er starb

Es ist der zweite Tag nach den Todes-Schüssen auf zwei Polizisten in Kusel (Rheinland-Pfalz). Und der Schock sitzt tief, wie man auch auf einer Pressekonferenz der Ermittler spürt. Eine 24-jährige Polizistin und ihr 29-jähriger Kollege wurden bei einer Routinekontrolle durch Kopfschüsse getötet. Vor ihrem Tod hatten die beiden Beamten noch versucht, Hilfe herbei zu rufen, wie der Einsatzleiter der Polizei in einer Pressekonferenz eindrücklich erklärte – im Video.

Polizisten: „Kommt schnell! Die schießen“

Laut Angaben der Polizei setzten die Beamten bei ihrer Kontrolle noch einen verzweifelten Funkspruch an ihre Kollegen ab: „Kommt schnell! Die schießen“, hätten die Polizisten unmittelbar vor ihrem Tod demnach noch gefunkt.

Die beiden Polizisten hatten das Auto in der Nacht auf Montag kontrollieren wollen, nachdem ihnen große Mengen Wild auf der Ladefläche des Fahrzeugs aufgefallen war. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden Insassen des Autos die Polizisten töteten, um dadurch unerlaubte Jagdwilderei zu verdecken. Der zuständige Staatsanwalt sprach von „Mord“, als er die Erlassung der Haftbefehle gegen beide Verdächtigen bestätigte – mehr dazu hier.

Polizei findet Schrotflinte und Jagdgewehr

Das Auto, das von den beiden Polizisten untersucht worden war, wurde mittlerweile sichergestellt. Dabei wurden große Mengen Wild auf der Ladefläche sowie zwei Waffen – eine Schrotflinte sowie ein Jagdgewehr – im Auto gefunden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass beide Tatverdächtige geschossen haben sollen. Die Polizeibeamtin wurde mit einem Schuss aus der Schrotflinte getötet, ihr Kollege wurde vier Mal getroffen. Er starb beim Eintreffen der Sanitäter am Tatort. Der Polizist feuerte vor seinem Tod selbst 14 Schüsse ab.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass von beiden Tatverdächtigen Fluchtgefahr ausgehe. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der beiden seien „alles andere als geordnet“, ihre sozialen Verhältnisse zudem „eher brüchig“. Sie sitzen in Untersuchungshaft.

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Kusel: Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Am frühen Montagmorgen waren eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ein 29 Jahre alter Oberkommissar bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz in der Nähe der Kreisstadt Kusel erschossen worden. Der Polizist Alexander K. soll am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben - ob es Warnschüsse waren oder der Beamte auf die Tatverdächtigen schoss, blieb zunächst noch unklar.

Die Waffe seiner Kollegin kam nicht zum Einsatz. Während die junge Frau, die noch an der Hochschule der Polizei studierte, nach Polizeiangaben sofort tot war, habe ihr Kollege zunächst noch gelebt. Er sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen.

Polizist Alexander K. starb bei einer Routine-Kontrolle in Kusel
Polizist Alexander K. starb bei einer Routinekontrolle in Kusel.
Privat

Polizisten erschossen: Zwei Festnahmen am Montag

Am Montagabend folgten die Festnahmen zweier Deutscher. Zunächst stellte sich ein 38-jähriger Wildhändler aus dem saarländischen Kreis Neunkirchen der Polizei. Sie hatte öffentlich nach Andreas Johannes S. gefahndet. Der Verdächtige habe sich über seine Anwältin bei der Polizei gemeldet und sei vor einem Haus im saarländischen Sulzbach festgenommen worden, berichtete ein Polizeisprecher.

Die Polizei hatte am Tatort Papiere des Verdächtigen gefunden. Der Mann war der Polizei nach Angaben aus Sicherheitskreisen in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen.

Bundeskanzler Scholz drückt Beileid aus

Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag), seine Behörde werde bei der Aufklärung der Tat „seine volle Unterstützung“ leisten. „Es ist unbegreiflich, wenn Polizistinnen oder Polizisten bei der Erfüllung ihrer Aufgabe, die Bevölkerung vor Gefahren zu schützen, zum Angriffsziel werden und ihr Leben verlieren.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach den Angehörigen der erschossenen Polizisten sein Beileid aus. Was in Kusel passiert sei, bedrücke ihn sehr, schrieb Scholz auf Twitter. Er denke an die vielen Polizistinnen und Polizisten, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um Bürger zu schützen, betonte der Kanzler.

Auch Innenpolitiker mehrerer Parteien auf Bundesebene rückten die Risiken des Polizeiberufs in den Fokus. So sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sebastian Hartmann, der „Bild“: „Brutal zeigt sich die Gefährlichkeit des Polizeiberufs. Die Tat ist restlos aufzuklären auch mit Blick auf den besten Schutz von Polizeibeamten.“

Solidaritätsbekundungen bei Anti-Corona-Maßnahmen-Demos

Ein Polizeisprecher aus Trier berichtete am Montagabend, bei Protestveranstaltungen gegen die Corona-Maßnahmen hätten einige Teilnehmer den Polizisten kondoliert. Kerzen seien zum Gedenken an die beiden toten Beamten entzündet worden. Auch ein Sprecher des Polizeipräsidiums Kaiserslautern sagte, es habe bei einigen der Veranstaltungen Solidaritätsbekundungen für die Polizei gegeben. (jda/lth, mit dpa)