Gedemütigt, geschlagen und getretenJugendbande foltert zwei Mädchen (12 und 15) stundenlang - Experte: Soziale Medien befeuern Brutalität

von Lynn Michel, Johannes Ahlemeyer, Jan Dafeld und Felix Balß

"Wir haben auch um einiges mehr Kraft als du. Wenn ich will, haue ich dich hier locker um!“

Eine fünfköpfige Jugendbande quält zwei Mädchen (12 und 15) stundenlang und fordert Geld von ihnen – mitten in München. Die Jungs treten ihnen immer wieder in den Bauch, hauen mit voller Kraft in ihre Gesichter – und filmen ihren brutalen Angriff auch noch.
In unserem Video erklärt ein Psychologe, welche Rolle soziale Medien bei Fällen wie diesem spielen.

Täter fordern Geld von den zwei Mädchen (12 und 15)

Die fünf Jugendlichen fordern von den beiden Opfern am 12. Juni am Rosenkavalierplatz in Bogenhausen mehrere Tausend Euro. „Zahl deine Schulden du dumme Sch*****!“, ruft ein Junge in einem der Videos, die in den sozialen Medien kursieren. „Wie viel Geld hast du zuhause?", fragt einer der Jungs. Völlig verängstigt antwortet das 12-Jährige Opfer: „Ich kann von meinen Eltern was nehmen."

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Dann holt er aus und schlägt mit der flachen Hand in das Gesicht des Mädchens. Immer wieder kickt die Bande – alle zwischen 14 und 17 Jahren - gegen die Schultern der Mädchen und in ihre Bäuche. Einer der Täter hält drohend ein Messer in der Hand. Die Jugendlichen nehmen der 15-Jährigen auch ihre hochwertigen kabellosen Kopfhörer weg.

Experte: "Beobachten eine Zunahme von Jugendgewalt"

Experten zufolge werden Szenen wie diese immer häufiger. „Generell beobachten wir seit Jahren eine Zunahme von Jugendgewalt“, sagt Psychologe Dirk Baumaier zu RTL. „Und das besondere an den letzten Fällen ist, dass die Täter mit besonderer Brutalität vorgehen.“

„Für Straffällige bieten soziale Netze offenbar auch eine Plattform, die eigene Gewalttätigkeit und den eigenen ‘Mut’ mit einer größeren Community zu teilen. Junge Menschen sehen es als Flex an, ihre Taten auf solchen Plattformen zu posten“, erklärt Baumaier. „Einen Teil der Jugendgewalt gibt es nur deshalb, weil soziale Plattformen existieren, auf denen man Videos dieser Gewalt hochladen kann. Jedes Video, das Aufmerksamkeit erregt, findet Nachahmer.“

Laut Kriminalstatistik nimmt die Anzahl solch brutaler Fälle von Jugendgewalt zu.

Psychologe Dirk Baumaier sieht einen Anstieg von Jugendgewalt in Deutschland.
Psychologe Dirk Baumaier sieht einen Anstieg von Jugendgewalt in Deutschland.
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München: Opfer sind verängstigt und hilflos

Die vier Jungs und das eine Mädchen der Bande lachen während ihrer brutalen Tat. „Wir haben auch um einiges mehr Kraft als du. Wenn ich will, haue ich dich hier locker um“, droht ein Junge. Die Mädchen wirken aufgelöst, verängstigt und hilflos. Tränen stehen ihnen in den Augen.

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Während des brutalen Angriffs lehnt die 12-Jährige an einer Tischtennisplatte. Darauf hockt einer der Jungs aus der Bande in einem roten T-Shirt. Immer wieder ascht er seine heiße, glühende Zigarette über ihrem Kopf ab.

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Zwei Tatverdächtige (14 und 17) sitzen jetzt in U-Haft

Als die fünfköpfige Jugendbande mit den beiden Mädchen in einen anderen Park gehen wollte, konnten sie endlich vor ihren Peinigern fliehen. Die zwei Mädchen erlitten leichte Verletzungen. Noch am Tatabend haben die Opfer zusamnmen mit ihren Eltern Anzeige bei der Polizei erstattet. Alle fünf Tatverdächtigen wurden identifiziert.

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Nach RTL-Informationen wurde eine 14-Jährige und ein 17-Jähriger Anfang Juli festgenommen. Die 14-Jährige bedrohte das 15-jährige Opfer auch nach der Tat weiterhin, meistens digital. Der 17-Jährige ist bereits mehrfach wegen Raubdelikten auffällig geworden. Beide sitzen jetzt in Untersuchungshaft.