Expertin klärt aufMehr Kehlkopfkrebs durch Oralsex: Droht uns das auch in Deutschland?
Es sind dramatische Zahlen, die uns aus den USA und Großbritannien erreichen: Immer mehr Menschen leiden hier an Kehlkopfkrebs, zurückzuführen womöglich auf eine Infektion mit dem humanen Papillomvirus (HPV). Die Ursache? Häufiger Oralsex. Das vermuten zumindest medizinische Experten, wie zum Beispiel Dr. Hisham Mehanna von der Universität Birmingham. Er sieht das Erkrankungsrisiko vor allem bei Menschen, die viele Oralsex-Partner hatten. Was ist dran an der erschreckenden Erkenntnis? Und wie sieht die Situation hierzulande aus? Sind wir ebenfalls gefährdet? Gynäkologin Dr. Judith Bildau klärt auf.
Expertin erklärt: Oralsex löst Krebs aus
„Auch wir in Deutschland erleben tatsächlich eine Zunahme der Krebserkrankungen im Mund- und Rachenbereich. Und wir wissen, dass ein gewisser Anteil dieser Krebserkrankungen mit einer Infektion mit dem HP-Virus assoziiert wird. Und der Wirt dieses Virus wird eben auch durch Oralsex übertragen“, erklärt die Expertin. Oralsex löst Krebs aus – diese Schlussfolgerung liege damit nahe.
Sie bewertet daher die britische Studie als „gut durchgeführt“ und findet es sinnvoll, dass man das Augenmerk nun auf diese Problematik lege. „Viele Menschen wissen nicht, dass eben auch Oralsex ein Übertragungsweg für HPV ist.“
Trotzdem sei gesagt: Insgesamt kennen wir 200 unterschiedliche Typen des humanen Papillomvirus, weit über 90 Prozent infizieren sich einmal oder sogar mehrmals mit einem oder mehreren Typen des Virus, sagt Bildau.
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In der Regel gehe diese Infektion folgenlos aus. „Bei manchen Menschen kann es jedoch zu Zellveränderungen kommen, unter anderem eben im Mund- und Rachenbereich, bei Frauen am Gebärmutterhals, oder aber auch im Analbereich. Und das kann dann über mehrere Jahre oder Jahrzehnte Krebs auslösen.“
In Panik muss jedoch niemand verfallen: „Insgesamt sind in Deutschland nur zwei Prozent der HPV-Infektionen für Krebserkrankungen verantwortlich.“
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Safer Sex und die Impfung gegen humane Papillomviren helfen

Schützen gegen eine HPV-Infektion könne man sich zu einem beachtlichen Teil mit der Nutzung eines Kondoms oder Lecktuchs. Eine Infektion sei zwar nie zu hundert Prozent auszuschließen, aber es stelle dennoch einen guten Schutz dar.
Und: „Die beste Prävention, die wir betreiben können, ist die Impfung. Es ist nicht mehr so, dass diese Impfung Mädchen empfohlen wird, sondern auch Jungs. Und zwar ab einem Alter von neun Jahren“, erklärt Bildau.
Kinder unter 15 Jahren werden zwei Impfdosen verabreicht, ab 15 Jahren werden drei Dosen benötigt. „Die Empfehlung geht ganz klar dahin, dass vor dem ersten Geschlechtsverkehr geimpft wird. Mittlerweile übernehmen auch viele Krankenkassen eine Impfung nach dem 18. Lebensjahr. Auch da lohnt es sich durchaus, mal nachzufragen.“
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Generell habe die Impfung dafür gesorgt, dass die Zahlen für Gebärmutterhalskrebs zum Beispiel deutlich gesunken sind, so die Gynäkologin. Auch die Vorsorgeuntersuchungen, wie der Krebsabstrich, tragen dazu bei. Dennoch liege die Impfquote in Deutschland aktuell nur bei rund 50 Prozent.
Wer sich nicht impfen lassen möchte, sollte daher Safer Sex praktizieren.