Stern TV begleitete die Ritters mehr als 25 JahreKarin Ritter ist tot - ein Leben zwischen Alkohol, Gewalt und Rechtsextremismus

Alkoholsüchtig, rechtsradikal, arbeitslos: Jahrzehntelang sorgte Familie Ritter aus Köthen (Sachsen-Anhalt) mit ihrem Lebensstil für Kopfschütteln. Jetzt ist ihr Oberhaupt, Karin Ritter, gestorben. Sie wurde nur 66 Jahre alt – ein Leben voller Armut und Gewalt, das Tausende im Fernsehen verfolgten. Karin Ritters Leben endete einsam.

Alkoholiker-Söhne haben keine Arbeit

Seit 1994 begleiteten unsere Kollegen von Stern TV Familie Ritter immer wieder und dokumentierten deren unfassbaren Alltag. Im Mittelpunkt der Beiträge: Karin und ihre drei Söhne Norman, Christopher und Andy – alle sind rechtsradikal. Christopher wurde sogar schon wegen schwerer Körperverletzung eines Obdachlosen und Raubs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Seine Nichte war an der Tat beteiligt. Auch gegen die anderen Söhne liefen immer wieder Verfahren.

Alte Aufnahmen von Stern TV zeigen, dass einer der Jungen schon als Neunjähriger den Arm für den Hitlergruß in die Luft streckte und sich dabei filmen ließ. Einer von Karins bekanntesten Sprüchen zu Flüchtlingen in Deutschland: „Raus mit die Viecher.“ Vier Worte, die die Gesinnung der Familie zusammenfassen.

Auch im Erwachsenen-Alter denken die Söhne in rechtsradikalen Mustern. Bilder aus dem Jahr 2018 zeigen Flaggen mit Nazi-Symbolen an den Wänden ihrer Zimmer, stilisierte Hakenkreuze und Reichsadler. Hinzu kommt das Problem mit dem Alkohol. Selbst für die Dreharbeiten legen die Männer den Flachmann nicht aus der Hand. Im Gegenteil. Einer von ihnen hält eine Flasche Wodka in die Linse und sagt: „Das ist schon die dritte Flasche heute.“

Die Söhne sind Alkoholiker, sie arbeiten nicht. Entweder sie sitzen hinter Gittern oder beziehen Sozialhilfen.

Karin Ritters Krankheiten und ihr Lebensstil

Die Kettenraucherin sprach mit den Kollegen von Stern TV auch immer wieder über ihre Krankheiten. Mal tat der Rücken weh, mal das Bein. Auch eine chronische Bronchitis und eine mögliche Lungenkrebs-Erkrankung waren Thema in der Sendung.

Im Krankenhaus sei Karin Ritter mit ihren Beschwerden aber nie gewesen. Stattdessen zeigen Aufnahmen, dass sie pausenlos am Glimmstängel hing und einen ungesunden Lebensstil pflegte.

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Bewohner von Köthen beschimpften die Ritters

In ihrem Heimatort Köthen war Karin Ritter nicht gern gesehen. Aus fahrenden Autos heraus flogen der Mutter immer wieder Beschimpfungen entgegen, die sie erwiderte. Auch der Bürgermeister der Stadt fand bei Stern TV keine schmeichelhaften Worte. Er kritisierte, man habe der Familie mehrfach Hilfe angeboten, die immer wieder ausgeschlagen worden sei.

Für Karin und ihre Kinder ging es im Laufe der Zeit immer weiter bergab. Nachdem die Mutter ihre Wohnung verloren hatte, musste sie in einem Obdachlosenheim leben. Im August 2019 wurde bekannt, dass sie selbst dort nicht bleiben durfte. Mehr dazu erfahren Sie im Video.

Enkelin Jasmin versuchte, der Familie zu entkommen

Karins Enkelin Jasmin sieht das Verhalten ihrer Verwandten kritisch. Auf die Frage hin, ob es gut für sie gewesen sei, in einem Heim aufzuwachsen, antwortete die junge Frau: „Ich habe mehr Verstand in der Birne als die.“ Harte Worte, die die schwierigen Familienverhältnisse widerspiegeln.

Doch dann stürzt auch sie wieder ab, nimmt Drogen und wird wegen Körperverletzung zu zehn Monaten Haft verurteilt. In einem Interview im August 2019 erklärte sie gegenüber Stern TV, dass sie ihrer Familie die Schuld dafür gibt. Sie bereue es, nach Köthen gezogen zu sein, nachdem sie im Alter von 18 Jahren das Erziehungsheim verlassen habe. „Ich hätte nicht herkommen dürfen. Dann wäre das alles nicht passiert“, sagte sie.

Traurig: Jasmin hat acht Geschwister, denen es nicht besser ergangen ist. Alle waren im Heim. Einer von ihnen saß in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Gemeinsam mit seinem Onkel soll er jemanden getötet haben.

Was ändert der Tod von Karin Ritter?

Zuletzt hatte Stern TV vor anderthalb Jahren über die rechtsradikale Familie berichtet. Der Titel der Sendung: „Keine Geduld mehr mit Familie Ritter“.

Wie geht es jetzt mit der Familie weiter? Karin Ritter war bislang das Familienoberhaupt. Sie gab ihre rechtsextreme Haltung an ihre Kinder weiter. Wird sich nach ihrem Tod vielleicht etwas ändern? Enkelin Jasmin hat sich bereits vor knapp zwei Jahren dazu entschlossen, sich von der Familie zu distanzieren. Ob ihre Geschwister es ihr jetzt gleichtun werden?