„Ein Gefühl der Hilflosigkeit. Die reinste Qual“

Tatverdächtiger auf freiem Fuß - Eltern von Joel (†6) bringen ihre Kinder in Sicherheit

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Till und Kathleen K. haben ihren Sohn Joel viel zu früh verloren

„Einfach nur schrecklich, unverständlich. Es ist ein Gefühl der Hilflosigkeit. Die reinste Qual.“
So reagiert die Mutter des gewaltsam getöteten Joel aus Pragsdorf auf die Nachricht, dass der mutmaßliche Täter auf freien Fuß gesetzt wurde. Auch die Anwältin der Eltern ist empört. Sie habe ihre Mandanten nur informieren können, damit sie die Möglichkeit haben, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen, so Christine Habetha. Und das haben Kathleen und Till K. jetzt tatsächlich getan.
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„Es liegt wieder ein schwarzer Schleier über Pragsdorf“

Zwei Wochen ist es her, dass das Gericht den Haftbefehl gegen den Verdächtigen aufhebt. „Völlig überraschend und abrupt“, wie die Anwältin sagt. Die Richterin habe ihr gesagt, er sei „ein freier Mann, der tun und machen und wohnen kann, wo er möchte“, empört sich Habetha. Sie beantragte sofort eine Überprüfung dieser Entscheidung. Resultat: keines. „Der Aufenthaltsort des Angeklagten ist nicht bekannt“, moniert Habetha. Sie habe am 26. Februar beim Oberlandesgericht nachgefragt – „da lag die Akte zur Entscheidungsfindung noch nicht einmal vor.“

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Die Entwicklung ist ein Schock für Joels Eltern Kathleen und Till K., die ihre Kinder jetzt aus Pragsdorf weggebracht haben. „Wir fühlen uns hier unsicher, haben unsere Kinder bei Freunden und Verwandten in anderen Bundesländern untergebracht“, sagen die beiden. Auch andere Eltern im Ort hätten Angst. Dass der Angeklagte frei sei, „ist für unser Dorf eine Katastrophe. Es liegt wieder ein schwarzer Schleier über Pragsdorf.“

Video: Joels (†6) aus aus Pragsdorf lag tot im Gebüsch

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Joels Mutter: „Unsere Kinder mussten hier aussagen, obwohl er im Saal saß“

Was Kathleen und Till K. ebenfalls übel aufstößt: während sie an jedem Verhandlungstag beim Betreten des Gerichts kontrolliert werden, könne der Angeklagte ohne jede Kontrolle durch einen Hintereingang ein- und ausgehen. „Während wir uns jedes Mal sozusagen ‚nackig machen‘ dürfen“, ärgert sich Till. Er empfinde „große Wut“, sagt K. ehrlich.

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Seine Frau pflichtet ihm bei: „Wir werden als Opfer nicht gesehen, nicht gehört.“ Niemand interessiere sich für ihre Ängste und Sorgen, so die Mutter. „Unsere Kinder mussten hier aussagen, obwohl er im Saal saß.“ Und der 14-Jährige, der ihren Sohn vermutlich umgebracht hat, „spaziert hier raus, als ob nichts ist.“ Für Kathleen K. „absolut unverständlich“.

Im Video: Joels Mutter nach der Festnahme: „Er hat mir dreckig ins Gesicht gelacht!"

Anwältin: Natürlich werden auch Joels Eltern aus dem Ort wegziehen müssen

Ihre Anwältin findet: „Die Situation wird zunehmend unerträglich.“ Christine Habetha ist sicher: „Natürlich werden sie auch aus dem Ort wegziehen müssen.“

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Der Fall Joel hatte bundesweit Empörung und Aufsehen hervorgerufen. Der damals 14-jährige Angeklagte soll das Kind in Pragsdorf geschlagen und erstochen haben. Ihm droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.