"Ali Koc hat versucht, mich zu vergewaltigen"

In seinem Keller: Mörder von Georgine Krüger (†14) überfiel auch Nicole - jetzt spricht die Überlebende

Nicole Kollath wurde 2011 von Ali Koc sexuell genötigt. Sie wohnte wie auch Georgine Krüger (†14)  in derselben Straße
Nicole Kollath wurde 2011 von Ali Koc sexuell genötigt. Sie wohnte wie auch Georgine Krüger (†14) in derselben Straße.
RTL/privat

Ali Koc wird 2020 des Mordes an Georgine Krüger schuldig gesprochen. Seit 2006 ist die Schülerin spurlos verschwunden. Der Verurteilte und das 14-jährige Mädchen wohnten in derselben Straße in Berlin. Genauso wie Nicole Kollath. Die damals 17-Jährige wurde 2011 von Ali Koc in seinen Keller gelockt und sexuell genötigt. Diese Straftat bringt die Ermittler darauf, den Fall Georgine Krüger mit Ali Koc in Verbindung zu bringen.

2011 lockte Ali Koc eine 17-Jährige in seinen Keller und versuchte sie zu vergewaltigen

Berlin: Georgine Krüger, Nicole Kollath und Ali Koc wohnten in derselben Straße.
Durch das Gerichtsverfahren der sexuellen Nötigung von Nicole Kollath werden die Ermittler auf Ali Koc aufmerksam.
RTL

„Ich bin Nicole Kollath, ich hab gegenüber von Ali Koc gewohnt, 2011 lockte er mich in seinen Keller, hat mich geschlagen und versucht, mich zu vergewaltigen.“

In der Dokumentation: „Ohne Filter Spezial – Lebenslänglich! Ohne Beweise“, spricht die junge Frau über das, was damals mit ihr und dem verurteilten Mörder in dem Keller geschah, in dem auch Georgine Krüger umgebracht worden sein soll.

Die junge Frau erinnert sich auch heute noch ganz genau an den Abend, wo Ali Koc sie überfiel. Sie sei mit einer Freundin in einer Bar gewesen und wollte nur schnell Zuhause ihren Hamster füttern. Da traf sie Ali Koc. Man kannte sich vom Sehen, sprach manchmal miteinander. „Er sagte: ‘Willst du ein Handy, dann komm mit’. Da bin ich mitgegangen.“

Sie seien dann runter in den Keller von ihm. Er habe Nicole gefragt, warum sie ihn mit ihrem Freund eifersüchtig mache. „Er meinte, er liebt mich. Er wird seine Frau für mich verlassen und dann wollte er mir einen Kuss geben und dann hab ich auch schon einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen.“ Daraufhin sei die damals 17-Jährige auf den Boden gefallen, er habe sich auf sie gesetzt: „Er hat mir den Mund zu gehalten, mir ins Gesicht geschlagen und gesagt, ich solle ruhig sein, sonst bringt er mich um.“

Ali Koc behauptet trotz Geständnis vor Gericht, er habe Nicole Kollath nicht sexuell genötigt

Georgine Krüger verschwand im Jahr 2006.
Georgine Krüger verschwand im Jahr 2006.
Polizei Berlin, Polizei Berlin

Die damals 17-Jährige habe getan, womit ihr gedroht wurde und schrie nicht mehr. Dann habe der heute verurteilte Mörder von ihr abgelassen. Er habe ihr ein Tuch gegeben, womit sie ihre Tränen wegwischen sollte: „Ich hab eine geraucht mit ihm, weil ich Angst hatte, wenn ich jetzt losrenne, passiert irgendwas.“ Nicole Kollath erzählt, sie habe das Spiel mitgespielt, um von dort wieder lebend wegzukommen.

Die Version des Täters ist eine andere. Erstmals spricht der Mörder von Georgine Krüger in: „Ohne Filter Spezial – Lebenslänglich! Ohne Beweise“ über den Mord, die verdeckten Ermittlungen und seine Straftat im Jahr 2011. Nicht mal im Prozess äußerte er sich dazu. Den Abend, wo er Nicole Kollath überfiel, beschreibt er so: „Sie hat nach einem Handy gefragt, ich hab gesagt, ‘ok, hab eins’. Ich bin runter gegangen in den Keller und sie kam hinterher.“ Als Nicole das Handy gesehen habe, hätte sie dem Sexualstraftäter wohl vorgeschlagen, das mit Sex zu bezahlen, fing an sich an ihn ranzuschmeißen. Ali Koc habe das nicht gewollt, sie soll ihn weiter umarmt haben, er habe Nicole daraufhin geschubst und ihr ins Gesicht geschlagen, erzählt er.

Dann, nach der Abweisung habe die 17-Jährige dem Familienvater gedroht: „Ich werde deiner Frau erzählen, dass du mit mir geschlafen hast. Ich werde deine Familie zerstören.“

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Ermittler und Gericht sind von Nicole Kollaths Version überzeugt

ARCHIV - 31.07.2019, Berlin: Der Angeklagte sitzt vor Beginn der Verhandlung in einem Gerichtssaal. Mehr als 13 Jahre nach dem spurlosen Verschwinden der Berliner Schülerin Georgine Krüger wird das Urteil erwartet. Foto: Paul Zinken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Archiv: Ali Koc vor Gericht.
pdz skm fux, dpa, Paul Zinken

Auch Ali Koc´s Schwester Azur erinnert sich an Nicole Kollath: „Sie wollte eine Beziehung mit ihm. [...] Und davon wussten wir wirklich.“ Sie ist überzeugt davon, dass das abgewiesene Mädchen nicht damit klar kam, dass ihr Bruder nichts von ihr wollte. Öfter habe die Minderjährige, die genau gegenüber von Ali Koc wohnte, ihn sexuell provoziert: „Da stand sie wirklich halb nackt vor dem Fenster im Bademantel mit einer Freundin, haben sich geküsst und danach rüber gewunken.“

Ali habe ihr trotzdem bei handwerklichen Dingen weitergeholfen, da Nicole Kollath in einer WG mit Freunden wohnte, erzählt er im Interview.

Nicole Kollath stellte nach dem Überfall Strafanzeige. Der Leiter der Mordkommission war der Polizist, dem das junge Mädchen im Laufe der Ermittlungen, die Tat ein weiteres Mal schildern musste: „Dieses Ereignis, was ja schwerst belastend ist für sie, das musste sie mit mir nochmal durchlaufen. Und diese Reaktion, die können Sie nicht spielen.“ Der Beamte und das Gericht waren von der Version der damaligen Schülerin überzeugt. Vor Gericht gibt Ali Koc ein Geständnis ab. Der Grund sei aber nicht, dass er schuldig sei, erzählt er heute im Interview.

Gerichtsverfahren bringt Ali Koc mit Georgine Krüger in Verbindung

Ali Koc sagt im Interview folgendes zum Geständnis der sexuellen Nötigung von Nicole Kollath: „Mein Anwalt hat gesagt, die haben einen Deal gemacht mit der Staatsanwältin. Wenn ich das zugeben würde, dann würde ich eine Bewährung bekommen und damit ich die bekomme, hab ich gesagt, ich war das.“ Das Urteil lautet: eineinhalb Jahre auf Bewährung.

Für das Opfer Nicole schwer zu begreifen: „Er wurde einfach freigesprochen, das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht.“ Für die Mordkommission allerdings ein Treffer ins Schwarze, denn aufgrund dieses Gerichtsverfahrens konnten sie eine Verbindung zu der verschwundenen 14-Jährigen im Jahr 2006 herstellen. Und setzten verdeckte Ermittler auf Ali Koc an.

Eineinhalb Jahre werden sie Teil seines Lebens, bis sie ihm am Ende ein Geständnis im Fall Georgine Krüger entlocken konnten. Wie Ihnen das gelungen ist, sehen Sie in „Ohne Filter Spezial – Lebenslänglich ohne Beweise“ am 11. Januar um 01:15 Uhr bei RTL oder auf RTL+. (tsc / mca)