Die "Wagner-Gruppe" - wer sie sind und was sie wollenPutins Privatarmee macht Jagd auf Selenskyj und andere ukrainische Politiker

Ukrainian President's Office
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht am Ende des ersten Tages der Angriffe Russlands zur Nation. Zelensky kündigt die Verhängung des Kriegsrechts an und fordert die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Foto: Ukrainian President's Office/ZUM
deutsche presse agentur

Der Krieg in der Ukraine tobt mittlerweile fast im ganzen Land. Von Doneszk und Luhansk im Osten bis Kiew im Westen und Odessa im Süden. Einem Bericht der britischen Zeitung „Times“ soll der Krieg aber nun noch einmal eine neue Dimension erreicht haben. Denn offenbar hat Russlands Machthaber Wladimir Putin eine private Söldnertruppe – die sogenannte „Gruppe Wagner“ damit beauftragt hochrangige ukrainische Politiker zu töten.
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Wer ist die "Gruppe Wagner"?

Ihr Name klingt so schräg, wie ihr Ruf berüchtigt ist. Die sogenannte „Gruppe Wagner“ mischt offenbar im Krieg in der Ukraine mit. Anders als die offiziellen russischen Militärs sind die Soldaten in dieser Einheit aber nicht Teil der russischen Armee. Sie gehören zu einer privaten Söldnertruppe – also einer Firma, die mit Militäreinsätzen Geld verdient – und werden für ihren Kriegseinsatz privat bezahlt.

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Offiziell ist das zwar auch in Russland verboten. Aber die „Gruppe Wagner“ ist dafür berühmt und berüchtigt, dass sie fast keine Spuren hinterlässt. Eine Verwicklung in Konflikte und Kriege ist also meist nur schwer bis gar nicht nachzuweisen. Offiziell ist das Unternehmen im Personen und Objektschutz tätig, also eine private Sicherheitsfirma, wie es sie auch in Deutschland gibt.

Logo der "Wagner Gruppe"
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OSZE

Was ist das Ziel der Killertruppe?

Wie die „Times“ berichtet haben die privaten Spezialeinheiten in der Ukraine ein klares Ziel: sie sollen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und andere hohe Politiker umbringen. Auch der Kiewer Bürgermeister und ehemalige Boxweltmeister Vitali Klitschko und sein Bruder Wladimir sollen auf dieser Killer-Liste stehen.

Aber wie sind diese Söldner überhaupt in die Ukraine gekommen? Ähnlich wie der Überfall auf die Ukraine selbst, ist der Einsatz der Miliz „Wagner“ offenbar schon lange geplant gewesen. Wie die „Times“ herausgefunden hat, sind die rund 400 Söldner wohl schon im Januar über Afrika nach Belarus geflogen und von dort auf dem Landweg illegal in die Ukraine eingedrungen.

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Immerhin: Wie die österreichische „Kronen Zeitung“ von einer Journalistin vor Ort erfahren hat, sollen es die Auftragskiller noch nicht bis in die ukrainische Hauptstadt Kiew geschafft haben, wo sich aktuell auch der ukrainische Präsident und viele seine Mitstreiter aufhalten. „Es mag schon sein, dass sich die ‘Wagner‘-Einheit irgendwo im Wald in der Nähe Kiews“ aufhalte. Sie sei aber noch nicht in der Stadt.

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Was hat Putin mit diesen Auftragskillern zu schaffen?

Offiziell hat die russische Regierung mit dieser Söldnertruppe oder auch Miliz genannt zwar nichts zu tun, denn eigentlich sind solche privaten Armeen – wie oben erwähnt – in Russland gesetzlich verboten. Deshalb ist auch nicht ganz klar, wie sich die Gruppe finanziert. Wie die „Tagesschau“ berichtet, soll der russische Unternehmer Jewgenij Prigoschin seine Finger im Spiel haben. Prigoschin gilt als Vertrauter Putins und wird wegen des Caterings, das er für den Kreml macht, auch „Putins Koch“ genannt.

Putin und Prigoschin bestreiten aber immer wieder, dass es eine solche Truppe überhaupt gibt und verweisen nur auf den legalen Part der Firma. Es gibt aber immer wieder Hinweise, die stutzig machen.

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So gehört das Trainingsgelände der „Gruppe Wagner“ beispielsweise dem russischen Geheimdienst GRU. Wie die „Tagesschau“ berichtet, haben russische Journalisten außerdem immer wieder Mitglieder der Gruppe in Kriegs- oder Konfliktgebieten gefunden, in denen auch die russische Armee im Einsatz war oder aber in denen Russland Interesse an Rohstoffen hat.

Im Krieg gegen den so genannten „Islamischen Staat“ in Syrien kämpften Söldner der Truppe beispielsweise in der Stadt Palmyra und hatten schweres Kriegsgerät im Einsatz. "Bei Bedarf bekommen sie Artillerie, Panzer, Raketenwerfer, Drohnen und Mörser“, sagte Journalist Ruslan Lewijew der „Tagesschau“.

Woher kommt der Name "Gruppe Wagner"?

Aber wieso hat eine russische Söldnertruppe einen deutschen Namen? Der geht auf den ehemaligen Kommandant der Truppe Dmitrij Utkin zurück. Der war Offizier beim russischen Militärgeheimdienst GRU und wie viele Geheimdienstler hatte auch er einen Decknamen. Weil Utkin ein großer Fan des deutsches Klassik-Komponisten Richard Wagner gewesen sein soll, entstand der Kampfname „Wagner“.

Dmitrij Utkin alias „Wagner“ war 2014 sogar im Osten der Ukraine im Einsatz, den Bezirken die Putin als Donezk und Luhansk anerkannt hat. Damals nannte sich seine Einheit „Truppe Wagner“.

(sst)

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