TV-Studio unter der Erde
Frühstücksfernsehen aus dem Bunker: Ukrainischer Moderator führt Sendung tapfer weiter
Während um ihn herum geschossen wird und immer wieder Sirenen heulen, meldet sich der ukrainische TV-Moderator Yegor Gordeev bei seinen Zuschauern – live aus einem Bunker. Er moderiert normalerweise eine Frühstücksshow für die ukrainische Mediengruppe 1+1 Media. Die Situation in seinem Heimatland bereite auch ihm Angst; er wisse nicht, ob er sicher sei, erklärt er. Dennoch sehe der Moderator es als seinen Job an, den Menschen etwas Normalität zu geben und berichte deshalb auch in den dunkelsten Stunden weiter.
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Moderator Yegor Gordeev moderiert aus Bunker
Auf den ersten Blick mag es dem Fernsehzuschauer vielleicht gar nicht direkt auffallen. Denn Moderator Yegor Gordeev und sein Team wollten alles so normal wie möglich gestalten. So sitzt der TV-Moderator hinter einem provisorischen Schreibtisch vor einer Wand, die mit Sperrholz, ukrainischen Flaggen und digitalen Hintergründen verschönert wurde, um die Schauer-Atmosphäre des Bunkers nicht in den Fokus zu rücken. Außerdem hat das Team sogar ein paar Accessoires aus dem ehemaligen Studio mitgebracht. Berichtet werden solle so normal wie möglich: "Wir mischen unsere Sendung mit aktuellen Nachrichten und normalen Shows, manchmal mit Witzen“, so Yegor Gordeev.
Der Moderator und ein kleines Produktionsteam sind während des Angriffs auf das Atomkraftwerk in Saporischschja in einen Bunker geflohen, um auch weiterhin über die Lage in der Ukraine berichten zu können. Dennoch gesteht der Moderator in einem Interview mit seinen englischen TV-Kollegen Kate Garraway und Ben Shephard von ‘Good Morning Britain’: „Kate, ich weiß nicht, ob ich in Sicherheit bin, aber ich hoffe es." Und fügt hinzu: „Im Moment gibt es viele Menschen in Luftschutzbunkern und sie brauchen normale Kommunikation." Zudem bräuchten sie Rat von Experten und Psychologen und einige Eltern benötigen Ratschläge, wie sie mit ihren Kindern sprechen könnten.
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"Es ist eine Mission, so viel Normalität wie möglich zu schaffen"
Yegor Gordeev erklärte außerdem, dass es in der Ukraine noch einen Fernsehsender gebe, der rund um die Uhr Informationen ausstrahlt. „Alle einzelnen Kanäle in der Ukraine haben sich zu einem Kanal zusammengeschlossen, der nicht unterbrochen ist", so der TV-Mann.
Als sein Kollege Ben Shephard aus der Britischen Morning Show im Interview von ihm wissen wollte, wie er persönlich über seine Sicherheit denke, sagte Gordeev: „Es ist eine schwer zu beantwortende Frage, weil ich ununterbrochen gearbeitet habe und die Menschen um mich herum auch. Ich fürchte um mein Leben, ich fürchte um das Leben meiner Verwandten." Seine Mutter lebe außerhalb von Kiew in einer Stadt, die von russischen Truppen umgeben ist, mit ihr halte er telefonisch Kontakt.
Trotz aller Ängste und Sorgen sehe es der Moderator als seine Mission „so viel Normalität wie möglich zu schaffen.“ Auch wenn das für ihn und sein Team bedeute, aus einem Bunker zu berichten. (kko, sli)