Studie zeigt verheerende Pandemie-Folgen
Depressionen, Adipositas und Angststörungen: Kinder durch Folgen von Corona immer noch belastet
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Schulunterricht von zuhause, der Sportverein geschlossen und Freunde treffen nur eingeschränkt möglich – Kinder und Jugendliche mussten in der Corona-Pandemie ganz schön zurückstecken. Mit Folgen, die auch noch nach drei Jahren Pandemie anhalten und vermutlich ohne Unterstützung auch in Zukunft anhalten werden.
Der Bericht einer interministeriellen Arbeitsgruppe des Familien- und Gesundheitsministeriums deckt die erschreckenden physischen und psychischem Folgen für Kinder und Jugendliche durch die Corona-Pandemie auf. So haben viele Mädchen Essstörungen, Angststörungen und Depressionen entwickelt, außerdem leiden Jungen und Mädchen häufiger an Adipositas als noch vor der Pandemie.
Was will die Bundesregierung dagegen unternehmen?
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Paus: Junge Menschen belastet durch Corona, Krieg, Inflation und Klimakrise
73 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind immer noch durch die Folgen der Corona-Pandemie belastet. Zu diesem Ergebnis kommt der Abschlussbericht einer interministeriellen Arbeitsgruppe. Vorgelegt haben diesen Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
„Viele junge Menschen sind durch die Einschränkungen während der Pandemie bis heute enorm gestresst,“ erklärt Paus. Dazu kämen Belastungen durch den Krieg, Inflation oder die Klimakrise. Besonders hart betroffen seien laut Paus Kinder aus ärmeren Familien. „Wir sind als gesamte Gesellschaft gefordert, die Belastungen für junge Menschen abzumildern – besonders für diejenigen, die stärker belastet sind als andere.“
Auch Bundesgesundheitsminister Lauterbach betont die Bedeutung des Berichtes und erklärt, was jetzt getan werden muss: „Das Gesundheitswesen leistet seinen Beitrag, um junge Menschen bei der Bewältigung der psychischen und psychosozialen Belastungen der Pandemie zu unterstützen. Daher kümmern wir uns um einen schnelleren Zugang zur therapeutischen Versorgung.“
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Im Video: Kinderpsychologe zu Pandemiefolgen: "Kinder sind nachhaltig beeinträchtigt"
Auch Dr. Andreas Krüger, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie vom Therapiezentrum Ankerland in Hamburg sieht die Folgen für Kinder und Jugendliche durch die Pandemie kritisch. Die Situation habe sich zwar schon gebessert, trotzdem merkt er an: „Die Kinder sind nachhaltig beeinträchtigt.“ Aggressivität, Unruhe, depressive Störungen oder Ängstlichkeit seien beispielsweise Symptome, die er und seine Kollegen in ihrem Therapiezentrum seit der Pandemie bei Kindern immer häufiger beobachten. Ein wichtiges Ziel zur Besserung der Situation der Kinder sei daher: „So schnell wie möglich Normalität wieder herstellen.“
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Das sind die wichtigsten Erkenntnisse des Berichtes
Der Bericht stützt sich auf verschiedene Studien, die sich mit den physischen und psychischen Folgen durch Corona bei Kindern und Jugendlichen, beschäftigt haben. Die Ergebnisse werden immer im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie gesetzt. Das sind die wichtigsten Ergebnisse:
- Während der Schulschließungen wurde bei Kindern und Jugendlichen bis zu 75 Prozent häufiger Depressionssymptome festgestellt, als noch vor der Pandemie.
- Bei Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren gab es einen deutlich höheren Anteil an diagnostizierten Essstörungen (54 Prozent höher als 2019).
- Ebenfalls bei Mädchen gibt es einen Anstieg bei Depressionen und Angststörungen. Bei Jungen gingen die Zahlen hingegen zurück.
- Auch die Zahlen in Fällen von Adipositas (Fettleibigkeit) sind bei Jungen und Mädchen gestiegen.
- Bei Kindern im Einschulalter gibt es teilweise „erheblich gestiegene Förderbedarfe in den Bereichen Sprache, Motorik und sozial-emotionale Entwicklung“
Und was meinen Sie? Wurden Kinder in der Pandemie zu wenig berücksichtigt?
Anmerkung der Redaktion: Ergebnisse unserer Opinary-Umfrage sind nicht repräsentativ.
Das will die Bundesregierung jetzt unternehmen
Der Bericht nennt zusätzlich zu den Ergebnissen auch entsprechende Maßnahmen, die die Bundesregierung plant oder bereits umgesetzt werden. Sie sollen Kindern und Jugendlichen in den betroffenen Bereichen im Alltag unterstützen.
- Frühe Hilfen für Familien schon kurz nach der Geburt: durch Willkommensbesuche, Lotsendienste, Familienhebammen und gezielte Informationen auf dem Instagram-Kanal „elternsein info“.
- Kindertagesbetreuung: Maßnahmen wie Kita-Ausbau, Fachkräftestrategie und das Kita-Qualitätsgesetz sollen die Kitas stärken.
- Schule: Ab dem Schuljahr 2023/24 sollen „Mental Health Coaches“ als Modellprojekt in Schulen eingesetzt werden, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Dazu gibt es weiter Schulboxenaktionen mit der „Nummer gegen Kummer“.
- Gesundheitswesen: Insgesamt bessere medizinische Versorgung, Beseitigung von Engpässen bei Kinderarzneimitteln, mehr Programme zur Suchtprävention.
- Jugend- und Familienhilfe: Programm für Elternbegleitung, digitale Hilfsangebote, Rechtsanspruch für Familien in Krisensituationen im Alltag.
(khe)
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