Beerdigungsfeier in Rom
Papst Benedikt beigesetzt: Engster Vertrauter Gänswein verabschiedet sich mit besonderer Geste
Mit einem festlichen Totenamt hat die katholische Kirche den gestorbenen Papst Benedikt XVI. geehrt - während der amtierende Papst Franziskus mit dabei war. Trotz dieser historischen Besonderheit hielt sich der Andrang in Grenzen. Der engste Vertraute verabschiedete sich von Papst Benedikt mit einer besonderen Geste. Vor seine Beisetzung lag Benedikt drei Tage aufgebahrt im Petersdom.
Besondere Geste: Papst-Vertrauter Gänswein küsst den Sarg

Vor dem Requiem für den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. hat dessen langjähriger Vertrauter und Privatsekretär Georg Gänswein mit einer besonderen Geste Abschied genommen. Der Erzbischof beugte sich am Donnerstagmorgen über den Sarg auf dem Petersplatz und küsste ihn.
Niemand stand Benedikt in den vergangenen Jahren näher als Gänswein. Er war 2012 von seinem Mentor zum Kurienerzbischof - also einem Bischof mit einer Funktion im Vatikan, aber ohne Diözese - ernannt worden, nachdem er bereits knapp zehn Jahre Assistent und Sekretär von Benedikt war. Die beiden arbeiteten schon zusammen, als Benedikt noch unter seinem Geburtsnamen Joseph Ratzinger Präfekt der Glaubenskongregation war.
Sarg in den Petersdom getragen - Blaskapelle aus Unterpfaffenhofen spielt Bayernhymne
Im Vergleich zu der Totenmesse für den „Jahrhundertpapst“ Johannes Paul II. im Jahr 2005 war der Andrang der Gläubigen eher gering. Dem Vatikan zufolge nahmen schätzungsweise rund 50.000 Gläubige teil. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde der frühere Papst im Anschluss im Petersdom beigesetzt. Benedikt, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, war am vergangenen Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben.
Der amtierende Pontifex Franziskus stand auf dem Petersplatz dem Requiem vor. Kardinal Giovanni Battista Re zelebrierte die Messe am Altar, Franziskus hat die Predigt gelesen, aber nur wenig direkten Bezug auf seinen Vorgänger genommen. Er sprach vor allem über Hingabe für Gott und Vertrauen auf den Herrn. Erst ganz am Schluss sagte der Argentinier vor dem Holzsarg des emeritierten Papstes: „Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!“ Jesus wird in der katholischen Kirche oft als Bräutigam bezeichnet.
Nach der Totenmesse für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. ist dessen Sarg unter Applaus der Gläubigen in den Petersdom getragen worden. Nach der Trauermesse gab es sehr vereinzelte „Santo subito“-Rufe („Sofort heilig“) von den Trauergästen. Diese Forderung stand auch auf einem großen Transparent, das einige Gläubige in die Höhe hielten. Während Benedikts Sarg in den Petersdom getragen wurde, spielte die Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr Unterpfaffenhofen die Bayernhymne.
Steinmeier, Scholz und Söder waren vor Ort

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete die Trauerfeier als „bewegend“. Benedikt sei in der ganzen Welt hoch geachtet gewesen. „Er hat den reichen Schatz der katholischen Kirche mit Vernunft und mit Seele an die Gläubigen weitergetragen“, sagte Steinmeier, der selbst evangelischer Christ ist. „Das wird die Erinnerung an ihn prägen.“ Was den sexuellen Missbrauch in der Kirche betreffe, so habe sich Benedikt zur Aufarbeitung verpflichtet gesehen.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Oppositionsführer und CDU-Chef Friedrich Merz und andere Berliner Spitzenpolitiker nahmen an der Trauerfeier teil. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte: „Er war nicht nur einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, er war ein Philosoph, ein Intellektueller - und er war halt Bayer.“ Besonders groß war die Abordnung aus Benedikts bayerischer Heimat: Dazu gehörten Gebirgsschützen, Trachtler, eine Blaskapelle und die freiwillige Feuerwehr aus Pentling bei Regensburg, wo Ratzinger eigentlich seinen Lebensabend hatte verbringen wollen.
Benedikt war am Silvestermorgen gestorben
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. - mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger - war von Montag bis Mittwoch im Petersdom aufgebahrt worden. 195.000 Menschen kamen in dieser Zeit in die Basilika, um Abschied zu nehmen. Benedikt starb am Silvestermorgen um 9.34 Uhr in seiner Vatikan-Residenz Mater Ecclesiae. Das Kloster in den Vatikanischen Gärten war sein letzter Wohnsitz in den Jahren nach dem Rücktritt 2013.
Benedikts letzte Worte: "Herr, ich liebe dich"
Zur genauen Todesursache machte der Vatikan bislang keine Angaben. Sein langjähriger Vertrauter und Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, sagte am Mittwoch dem vatikaneigenen Medienportal Vatican News, dass sein Todeskampf nicht länger als 45 Minuten gedauert haben dürfte. Benedikts letzte Worte waren ihm zufolge auf Italienisch „Herr, ich liebe dich“. In den Tagen vor seinem Ableben habe er Atemprobleme gehabt. „Jetzt hat er es geschafft“, fügte Gänswein an.
Papst Franziskus hatte in der Generalaudienz vom 28. Dezember des zurückliegenden Jahres zum Gebet für Benedikt aufgefordert, weil der „sehr krank“ sei. Damit machte er überhaupt erst publik, dass es seinem 2013 zurückgetretenen Vorgänger, Ex-Chef der mächtigen Glaubenskongregation und früheren Erzbischof von München und Freising, schlecht ging.
Benedikt lebte seit seinem Rücktritt zurückgezogen in Mater Ecclesiae. 2022 holte ihn mit der Veröffentlichung des Münchener Missbrauchsgutachtens die Vergangenheit wieder ein. Die Gutachter warfen ihm darin Fehlverhalten in seiner Zeit als Erzbischof vor.
Die Opfervereinigung Eckiger Tisch forderte von der nun zur Beisetzung anreisenden Delegation aus Deutschland, sich in Rom auf die Seite der Missbrauchsopfer zu stellen. Sie solle der „Mythenbildung über die Rolle des Verstorbenen“ in Bezug auf die Aufdeckung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kleriker der katholischen Kirche entgegen treten, hieß es in einer Mitteilung. (dpa/eku)
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