Ein Bundesland macht vor, wie es gehen kann

Eltern fordern: Schluss mit dem Quarantäne-Unsinn!

Ein Pooltest in der Schulklasse, ein positiver Fall - und schon müssen alle in Quarantäne - ob sie gegebenenfalls Kontakt zu dem Positiv-Fall hatten oder nicht. Doch bis Klarheit herrscht, wer angesteckt ist und wer nicht, vergehen oft Tage. Und so lange bleiben die Kinder in Quarantäne. Und passiert zwei Wochen später das Gleiche, geht es wieder von vorne los. Eltern fordern jetzt: Schluss mit dem Quarantäne-Chaos! Warum auch Politiker und ein Hygiene-Experte die derzeitige Regelung nicht sinnvoll finden, sehen Sie im Video.
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Eltern werden komplett im Stich gelassen

In der Klasse der 8-jährigen Lina aus Grefrath am Niederrhein gab es einen Corona-Fall. Deswegen darf sie seit fünf Tagen das Grundstück nicht mehr verlassen - für insgesamt zwei Wochen. So will es der Kreis Viersen in NRW. Irrsinn, findet Mutter Annika Gerbitz - vor allem, weil sie und Linas Schwestern nicht in Quarantäne müssen. "Das ist ein absolutes Chaos", sagt sie uns, "wir Eltern werden komplett im Stich gelassen, wir werden von den Behörden nicht informiert und wissen nicht weiter."

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Komplette Klasse für 14 Tage nach Hause

In vielen Bundesländern geht der Unterricht wieder los. Neben den AHA-Regeln wird zwei mal wöchentlich getestet. Ist jemand Corona-positiv, müssen in NRW eigentlich nur die unmittelbaren Sitznachbarn in Quarantäne. Aber viele Kommunen hier, aber auch andere Bundesländer wie Hamburg, schicken die komplette Klasse für 14 Tage nach Hause. Und Freitesten ist nicht erlaubt. "Ich bin absolut für Sicherheit der Kinder", sagt uns Annika Gerbitz, "auch dass man schaut, wer muss wirklich in Quarantäne, aber warum man Kinder 14 Tage einsperren muss, verstehe ich wirklich nicht."

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Auch Elternbeiräte von Kitas fordern Änderungen

Aber auch Eltern von Kita-Kindern fordern vom Bund und von der NRW-Landesregierung eine Änderung der Quarantäne-Regeln in Kindergärten. „14 Tage Quarantäne für alle Kontaktpersonen sind nicht verhältnismäßig“, kritisierte der Landeselternbeirat (LEB) der Kindertageseinrichtungen in NRW am Dienstag. Es müsse geprüft werden, ob im Infektionsfall nicht auch mildere Mittel, wie Tests anstatt Quarantänen infrage kämen. Das neue Kita-Jahr habe vor gerade einmal vier Wochen begonnen. In der Zeit hätten bereits unzählige Kinder aus Kindertageseinrichtungen und Tagespflegen für 14 Tage in Quarantäne gehen müssen. Viele Eltern beklagten, dass die Quarantäneregeln unverhältnismäßig seien.

Jugendlichen stecken sich nicht in der Schule an

Diese unterschiedlichen Regeln versteht auch der NRW-Landeschef der SPD, Thomas Kutschaty, nicht. Deswegen fordert er jetzt neue verbindliche Quarantäneregeln. Fest steht: Die Zahlen der infizierten jungen Menschen steigen explosionsartig an. Die 7-Tage-Inzidenz in der Alstergruppe der 10- bis 14-Jährigen liegt bei rund 143 bundesweit. Die Inzidenz in der Gesamtbevölkerung bei 75,8. Aber die Jugendlichen stecken sich nicht in der Schule an – sondern meistens Zuhause oder im Urlaub. Das sagt auch Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia, in unserem Video.

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Baden-Württemberg macht es anders

Helfen können nur Regeln mit Augenmaß, die im Sinne der Kinder sind. Denn die starten schon ins dritte Corona-Schuljahr und wollen alles andere, als wieder wochenlang zu Hause zu bleiben ohne Kontakt zu ihren Mitschülern. In Baden-Württemberg greifen deswegen bereits neue Regeln: Sollte ein Mitschüler infiziert sein, müssen sich alle Schüler einer Klasse fünf Tage lang täglich testen - anstatt einer zweiwöchigen Quarantäne. Genau so eine Regelung wünschen sich auch Familie Gerbitz aus Grefrath. (dpa/ija)

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