Einstichstelle nach Impfung magnetisch? 5 kuriose Mythen über die Corona-Impfung - und was wirklich stimmt

Eine Frau behauptet in einem Video, dass ihre Arm nach der Corona-Impfung magnetisch sein soll.
Im Netz behaupten einige Menschen, die Einstichstelle der Corona-Impfung an ihrem Arm sei magnetisch.
keep_canada_free, Instagram

Auch wenn die Impfbereitschaft in Deutschland immer weiter steigt: Viele Menschen sind immer noch unsicher, ob sie sich gegen Corona impfen lassen wollen. Da hilft es auch nicht, dass im Netz zahlreiche Mythen und Falschmeldungen über die Impfung mit Biontech, AstraZeneca und Co. verbreitet werden. Eine neue, besonders kuriose Meldung: Nach der Impfung soll der Arm des Impflings an der Einstichstelle magnetisch werden. Ist da irgendwas dran? Wir haben uns fünf bizarre Impfstoff-Mythen angeschaut und klären auf, was wirklich dahintersteckt.
+++ Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de +++

Mythos 1: "Der Corona-Impfstoff ist magnetisch"

Fakten: Eine der größten Verschwörungstheorien zur Corona-Pandemie: Angeblich soll die Bevölkerung durch die Impfung unbemerkt Mikrochips implantiert bekommen, mit Hilfe derer sie dann kontrolliert werden kann. Will man dieser bizarren Behauptung Glauben schenken, könnte eine neue Beobachtung dafür sprechen: Einige Corona-Impflinge behaupten zurzeit im Netz, die Einstichstelle sei magnetisch. Als angeblichen Beweis hängen sie Kühlschrankmagneten an ihre Arme – die augenscheinlich haften bleiben. Doch mit Magnetismus hat das rein gar nichts zu tun.

Dahinter steckt ein simples Prinzip der Physik, das auch jeder Ungeimpfte am eigenen Leibe ausprobieren kann: Adhäsion, also das Aneinanderhaften zweier Stoffe oder Körper. Das funktioniert mit leichten, glatten metallischen Gegenständen (wie Magneten) besonders gut, wenn der Arm leicht schwitzig oder ölig ist. Probieren Sie es mal aus, indem sie eine Cent-Münze auf Ihre Stirn oder Ihren frisch eingecremten Arm pressen und dann loslassen. In unserem Selbsttest hielt die Münze schon durch leichtes Aufdrücken.

Lese-Tipp: Sarah Harrison verzichtet auf Corona-Impfung - wegen ihrer Follower!

Mythos 2: "Der Corona-Impfstoff leuchtet im Dunkeln und ist radioaktiv"

Fakten: Als Ursprung der These wird eine vermeintliche Mitarbeiterin des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) genannt. Sie soll eine Ampulle aus dem Institut geschmuggelt und festgestellt haben, dass der Stoff grün leuchte und leicht radioaktiv sei. Das ist aber falsch. Im BfArM werden nämlich gar keine Impfstoffe gelagert. Außerdem: Leicht radioaktive Medizin wird zwar in der Krebstherapie eingesetzt, hat in Impfstoffen aber keinen Sinn. Und leuchten würde er aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso auch nicht.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Mythos 3: "Der Corona-Impfstoff kann unfruchtbar machen"

Fakten: Das Gerücht um die Auswirkung auf die Fruchtbarkeit von Frauen durch die Corona-Impfung hält sich hartnäckig. Zu Unrecht! Menschen, die das behaupten, stützen ihre Argumentation in der Regel auf die vermeintliche Ähnlichkeit zwischen dem sogenannten Spike-Protein des Coronavirus, mit dem der Erreger an menschliche Zellen andockt, und dem körpereigenen Protein namens Syncytin-1.

Bei gebärfähigen Frauen ist Syncytin-1 etwa für die Bildung der Plazenta verantwortlich, über die der Nachwuchs in der Gebärmutter mit Nährstoffen versorgt wird. Die These ist nun: Wenn der Körper nach einer Impfung eine Immunabwehr gegen das Corona-Spike-Protein bildet, weite sich diese Reaktion zugleich auch auf Syncytin-1 aus und verhindere so die Bildung der Plazenta.

Es gebe jedoch überhaupt keine besondere Ähnlichkeit zwischen den beiden Proteinen, so "dass eine Kreuzreaktion des Impfstoffs im Grunde unmöglich ist", sagte die Leiterin der Forschungsgruppe Biochemie und Bioorganische Chemie an der Universität Leipzig, Annette Beck-Sickinger, der "Freien Presse".

Lese-Tipp: Corona-Impfung trotz Kinderwunsch? Daniela Katzenberger zeigt sich skeptisch

Mythos 4: "Eine Impfung kann bewirken, dass mein Corona-Test positiv ausfällt"

Frau zeigt positiven Corona-Test in die Kamera
Kann die Corona-Impfung bewirken, dass mein Corona-Test positiv ausfällt?
Violeta Stoimenova, iStockphoto

Fakten: Wer durch die Schutzimpfung mit Fieber, Schüttelfrost und anderen Grippesymptomen im Bett liegt, braucht sich vor einem Corona-Schnelltest nicht zu fürchten. Denn eine Impfung kann nicht zu einem positiven Ergebnis führen, sagt das Paul-Ehrlich-Institut. Das liegt daran, dass bei der Impfung ein Protein gebildet wird, das die meisten in Deutschland eingesetzten Antigenschnelltests nicht nachweisen. Nach der mRNA-Impfung bilden sich in den Immunzellen und in anderen Körperzellen Spike-Proteine. Die Antigenschnelltests dagegen reagieren auf das Nucleocapsid-Protein. Es gibt aber auch Tests, die das S-Protein nachweisen.

Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia erklärt im Gespräch mit RTL: "Wo die Injektion stattfindet, in der Regel im Oberarm, werden ein paar Proteine gebildet – das aber auch nur über eine ganz kurze Zeit. Die Schnelltests dagegen finden […] mit einer Probenentnahme im Rachen [statt]. Das ist ein ganz anderer Ort." Es ist nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts deshalb unwahrscheinlich, dass im Nasen-Rachenraum eine ausreichende Menge des S-Proteins vorliegt und der Test dieses erfasst.

In welchen drei Fällen ein Test nicht aufgrund, aber TROTZ der Corona-Impfung positiv ausfallen kann, erklärt Dr. Zinn hier.

Mythos 5: "Die mRNA-Impfstoffe können unser Erbgut verändern"

Fakten: Bisherige Impfstoffe wie etwa gegen die Grippe beinhalten meist abgetötete oder geschwächte Viren oder Teile davon. Die Corona-Mittel von Biontech und Moderna funktionieren anders, nämlich erstmals über die sogenannte mRNA (das "m" steht für "messenger", "RNA" für "Ribonukleinsäure"). Dabei werden keine abgetöteten Sars-CoV-2-Erreger injiziert, sondern nur die Bauanleitung für einen Bestandteil des Virus - das Botenmolekül mRNA.

Die Informationen der RNA können dabei nicht in die menschliche DNA eingebaut werden. Das verhindert schon die unterschiedliche chemische Struktur beider. Zudem erreicht die mit der Impfung aufgenommene mRNA gar nicht die Zellkerne, in denen das Erbgut in Form von DNA lagert. Die Botenmoleküle wandern nur ins Zellplasma, wo sie abgelesen und dann rasch abgebaut werden - so schnell, dass es lange als ausgeschlossen galt, sie überhaupt therapeutisch nutzen zu können. (dpa/RTL/dhe)

Lese-Tipp: Grafik zeigt: Welcher Impfstoff wirkt wann wie gut?

Im Video: Weitere häufige Corona-Impfstoffmythen im Check

TVNOW-Dokus: Corona und die Folgen

Das Coronavirus hält die Welt seit mehr als einem Jahr in Atem. Auf TVNOW finden Sie jetzt spannende Dokumentation zur Entstehung, Verbreitung und den Folgen der Pandemie.

10 Fakten zur Corona-Impfung

Für viele Menschen rückt der erste Corona-Impftermin immer näher. Aber noch sind viele Fragen offen und täglich kommen neue hinzu. Wann kann ich mir einen Termin machen? An wen kann ich mich für einen Impftermin wenden? Worauf müssen Menschen mit Krebserkrankung und Schwangere achten? Darf ich mir meinen Wirkstoff selbst aussuchen und muss ich nach der Impfung die AHA-Regeln beachten? Sollte ich mich impfen lassen, obwohl ich schon Corona hatte? Diese und mehr Fragen beantworten wir in unserer Web-Story hier.