"Form des Rückens und auch der Schwanz sehen ungewöhnlich aus"

Raubkatzen-Experte äußert erhebliche Zweifel an Löwen-Video

Ist die Löwin nun los – oder ist alles ganz anders?
Vor allem im Süden Berlins warnt die Polizei die Bevölkerung vor einem entlaufenen Raubtier. Wegen eines Augenzeugenvideos sind sich viele sicher: Bei der Wildkatze handelt es sich um eine Löwin. Raubkatzenexperte Alexander Sliwa vom Kölner Zoo äußert jedoch Zweifel an der Theorie und erklärt diese in unserem Video.

Der Raubkatzen-Experte des Kölner Zoos, Alexander Sliwa, hat erste Zweifel geäußert, dass es sich bei den Aufnahmen des mutmaßlich entlaufenen Raubtiers im Süden Berlins tatsächlich um eine Löwin handelt. Das Video auf Twitter lasse ihn zweifeln, sagte er im ntv-Interview. "Die Form des Rückens und auch der Schwanz sehen ungewöhnlich aus. Aber wenn die Polizei sagt, dass es sich um eine Raubkatze handelt, dann kann ich das nicht anzweifeln", so Sliwa.

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Tier könnte Puma sein - oder auch gar keine Raubkatze

Laut Sliwa könnte es sich bei dem Tier um einen Puma, aber eben auch um keine Raubkatze handeln. "Es könnte ein Reh oder eine andere Hirschart sein. Ein entlaufenes Tier, das nicht in seiner natürlichen Umgebung unterwegs ist, hätte auf das Scheinwerferlicht reagiert." Es sei denn, das Tier habe dort gefressen. "Aber ich nehme an, dass man dann auch den Kadaver des Beutetiers dort gefunden hätte."

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Zirkuschef: "Wenn das ein Löwe ist, fresse ich einen Besen"

Zweifel, dass es sich um eine Raubkatze handelt, äußerte auch Teltower Zirkuschef Michel Rogall, bei dem sich die Polizei nach einem entlaufenen Löwen erkundigt hatten. "Deutschlandweit hält kein Zirkus mehr Löwen oder Tiger", sagte Rogall dem Tagesspiegel. Er kenne niemanden in der Region, der sich privat ein Raubtier angeschafft habe. "Wir sind nicht mehr in den 80ern, das macht man nicht mal mehr illegal. So etwas spricht sich doch sofort herum." "Wenn das ein Löwe ist, fresse ich einen Besen", sagte er. Das Tier sei viel zu schmächtig und zu klein.

20.07.2023, Brandenburg, Kleinmachnow: Ein Mann steht mit einem Gewehr bei einer Suchaktion nach einem freilaufenden gefährlichen Wildtier im Bereich der südlichen Landesgrenze von Berlin. Ein gefährliches Wildtier ist in der Nacht zum Donnerstag in Brandenburg entlaufen und hat eine große Suchaktion ausgelöst. Wie die Polizei auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, suchten Einsatzkräfte mit Hubschraubern in Kleinmachnow und angrenzenden Gemeinden nach dem Tier. Foto: Sven Käuler/TNN/dpa - ACHTUNG: Person , Kennezichen und Schild auf Pkw wurden aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Polizei sucht in Brandenburg nach gefährlichem Wildtier
dpa, Sven Käuler
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Wer das Tier sieht, soll sich nicht umdrehen und wegrennen

Für den Fall einer entlaufenen Raubkatze sprach der Experte von einer "gefährlichen Situation", da das Tier unter starkem Stress stehe. Sollten Bürgerinnen und Bürger auf eine Raubkatze treffen, rät Sliwa dazu, sich "auf jeden Fall" nicht umzudrehen und wegzurennen. Man solle sich langsam zurückziehen, den Blickkontakt aber nicht abbrechen. "Sollte sich das Tier nähern, macht man sich groß und schreit."

Hinweis: Dieser Text erschien zuerst bei ntv.de.