Handy-Nachrichten deuten auf „sehr schlechte Stimmung“ hin

Gerichtsmediziner zweifelt Theorie der Mutter an: Starb Archie Battersbee (†12) gar nicht wegen der Blackout-Challenge?

Richter entscheidet: Geräte bei Archie Battersbee werden abgestellt.
Warum fiel Archie Battersbee wirklich ins Koma?
deutsche presse agentur

Warum fiel Archie Battersbee wirklich ins Koma? Nachdem der zwölf Jahre alte Junge aus dem englischen Southend mit einer um den Hals gewickelten Binde gefunden wurde, vermutete seine Mutter Holly Dance, dass er an der sogenannten „Blackout-Challenge“ bei TikTok teilgenommen und sich dadurch unbeabsichtigt verletzt hatte. Laut Gerichtsmedizin gibt es dafür allerdings keinen Beweis. Auch die Polizei bestätigt britischen Medienberichten zufolge: Die Nachrichten auf dem Handy des Jungen deuten vielmehr auf eine „sehr schlechte Stimmung“ hin.
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War es doch keine TikTok-Challenge?

Mehrere Monate hatten Archies Eltern Hollie Dance und Paul Battersbee um die Verlängerung der lebenserhaltenden Maßnahmen ihres Sohnes gekämpft. Am 7. April fiel der Zwölfjährige ins Koma, am 6. August 2022 beendeten Ärzte die lebenserhaltenden Maßnahmen des Jungen. Während der gesamten Zeit war Archies Mutter überzeugt davon, ihr Sohn hätte sich nur durch Teilnahme an der Online-Challenge versehentlich stranguliert.

Wie Lincoln Brookes, leitender Gerichtsmediziner von Essex, bei einer erneuten Anhörung am Dienstag mitteilte, gebe es „zum jetzigen Zeitpunkt keine Beweise, die diese Befürchtung untermauern".

Keine Beweise für Teilnahme an Blackout-Challenge

Auch die vom Handy des toten Jungen heruntergeladenen Nachrichten deuten auf eine „sehr schlechte Stimmung“ hin. „Es gibt keine Fotos oder Videos auf dem Download, die darauf hindeuten, dass Archie an einem Online-Wettbewerb teilgenommen hat“, erklärte Sarah Weeks von der Polizei Essex. „Es gibt keine Beweise dafür, dass Archie am Tag des Vorfalls irgendwelche Videos gefilmt hat."

Zwar hatte sich Archie offenbar regelmäßig Inhalte bei YouTube angesehen, die meisten seiner Suchbegriffe bezogen sich der Polizei zufolge aber auf „MMA-Kämpfer, Boxen oder Musikvideos“. „Die meisten seiner Internetsuchen stehen im Zusammenhang mit seinen Interessen", so Weeks weiter, darunter auch eine Suche nach „Wie viel bekommen MMA-Kämpfer bezahlt?“.

Weeks erläuterte weiter, dass Archie die Social-Media-App TikTok auf seinem Smartphone hatte und sie auch am 7. April nutzte, es aber „keinen Beweis“ dafür gebe, dass er an einem Online-Wettbewerb teilgenommen hatte. Es gebe hingegen eine Reihe von Nachrichten, die Archies Stimmung widerspiegeln.

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Vollständige Untersuchung soll Fragen klären

Eine vollständige Untersuchung soll nun die medizinische Todesursache von Archie und seinen „Geisteszustand und seine Absichten am 7. April 2022“ klären. Diese soll am 7. Februar 2023 stattfinden. (akr)

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