Fünf Tote nach Amokfahrt

So erlebten Augenzeugen den Horror von Trier

Fünf Menschen starben, als ein mutmaßlicher Amokfahrer am Dienstag durch die Trierer Fußgängerzone raste und gezielt Menschen überfuhr. 14 weitere Menschen wurden verletzt. Das jüngste Todesopfer war gerade mal neun Wochen alt: ein Mädchen, dessen Vater (45) ebenfalls starb. Im Video berichten Augenzeugen, wie sie den Horror von Trier erlebten.

Gaffer filmten mit dem Handy

Es sei ein Bild des Chaos und des Grauens gewesen, berichtet Peter Bettendorf. "Ich habe gesehen, wie die Verletzten und Toten auf dem Boden gelegen haben", sagt er. Patrick Namegabe erinnert sich, dass er zunächst Frauen auf dem Boden sah – und einen Kinderwagen. Dann habe er nach dem Kind geguckt und gesehen, dass drei Sanitäter versuchten, das Kind wiederzubeleben.

Offenbar waren nicht nur Rettungskräfte, sondern auch Schaulustige in Trier vor Ort. "Es waren auch viele Gaffer unterwegs", empört sich Wolfgang Steil. "Menschen, die gemeint haben, sie müssten mit ihren Handys das Ganze drehen und in Sozialen Medien verteilen."

Im Zickzackkurs durch die Trierer Innenstadt

Nach den bisherigen Ermittlungen war der mutmaßliche Amokfahrer mit einem PS-starken Geländewagen durch die Trierer Innenstadt gerast. Er sei im Zickzackkurs unterwegs gewesen, berichtete der rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz (SPD). Rund vier Minuten nach dem ersten Notruf konnten Polizisten den Autofahrer festnehmen.

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Wohl kein politischer oder religiöser Hintergrund

Das Motiv des Mannes ist noch unklar, einen politischen oder religiösen Hintergrund schließen die Ermittler bislang aus. Auch gebe es keine Hinweise auf Mittäter oder Komplizen des Festgenommenen. Der Verdächtige ist Deutscher und gebürtig aus Trier. Er war zur Tatzeit betrunken, bei ihm wurden 1,4 Promille festgestellt. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen Mordes, Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung. Nach Angaben der Ermittler lebte er in den Tagen vor der Tat in dem Auto.

Mutter des Babys überlebte Amokfahrt von Trier

Zu den Todesopfern zählen neben dem Baby und seinem Vater drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren. Sie alle stammen aus Trier. Die Mutter des Babys hat überlebt und liegt laut Behördenangaben ebenso im Krankenhaus wie ihr eineinhalb Jahre alter Sohn.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) sprach nach der Amokfahrt vom schwärzesten Tag für die Stadt in der Nachkriegsgeschichte. Am Mittwochvormittag (10:00) wird am Trierer Wahrzeichen Porta Nigra der Opfer gedacht. Im Trierer Dom beteten bereits am Dienstagabend rund 100 Menschen für die Toten, die Verletzten und ihre Angehörigen.

Die Innenstadt wurde nach der Tat für die weiteren Ermittlungen weiträumig abgesperrt. In der Nacht waren die Tatortarbeiten dann abgeschlossen, die Fußgängerzone wurde wieder freigegeben.

Tatverdächtiger hat bei Polizei ausgesagt

SUV-Fahrer rast Menschen in Trier tot - Bernd W. festgenommen
Bernd W., der mutmaßliche Amokfahrer von Trier.
Privat

Der dringend Tatverdächtige soll am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden. Nach ersten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft gibt es Hinweise auf eine psychische Erkrankung bei dem 51-Jährigen. Die Justizbehörde muss daher noch entscheiden, ob sie Untersuchungshaft beantragt oder die Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung. Laut Polizei hat der Tatverdächtige ausgesagt. "Er spricht mit uns", teilte ein Polizeisprecher am Mittwochmorgen mit. Zu den Inhalten der Aussage könne man aber keine Angaben machen.

Was dem mutmaßlichen Täter Bernd W. jetzt droht, erklären wir hier.