Bei 2G- oder 3G-RegelungWas passiert mit Allergikern, die sich nicht impfen lassen können?

Endlich wieder ins Stadion, in den Urlaub oder ins Restaurant! Vorausgesetzt, die 3G-Regelung wird eingehalten. Heißt: Man ist entweder geimpft, genesen oder getestet. Einige Politiker und Virologen fordern sogar die 2G-Regelung. In diesem Fall hätten nur noch Geimpfte oder Genesene Zugang zu bestimmten Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen. Aber was passiert, wenn man Allergiker ist? Sollte man sich dann impfen lassen? Oder wenn man allergisch auf die erste Dosis reagiert hat? In einer solchen Situation befindet sich die Lehrerin Sabine Kaiser. Im Video erzählt sie, welche Sorgen sie jetzt plagen.
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Allergiker stehen vor einem Problem

Fakt ist: Jede Impfung kann allergische Reaktionen auslösen – so auch die Impfung gegen Covid-19 mit den aktuell in Deutschland zugelassenen Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca oder Johnson & Johnson. Allergiker können besonders stark auf den jeweiligen Impfstoff selbst oder auf die Hilfs- oder Zusatzstoffe, die im Impfstoff enthalten sind, reagieren. In so einem Fall kann sich eine Corona-Impfung als schwierig erweisen oder sogar völlig unmöglich sein. Dann hätten Allergiker im Bezug auf die 3G-Regelung nur noch zwei Optionen: sich regelmäßig testen lassen oder genesen sein. Letzteres geht mit einer überstandenen Corona-Infektion einher, was nicht ohne Risiken verbunden ist.

Also bleiben die Coronatests – die ab Oktober jedoch kostenpflichtig werden. Muss man dann als Allergiker jedes Mal tief in die Tasche greifen, nur um ins Café oder Kino gehen zu können? Und was ist, wenn von 3- auf 2G umgestellt und ihnen der Zugang vollends verweigert wird? Diese Fragen scheinen aktuell noch nicht endgültig geklärt. Trotzdem sind nicht alle Allergiker per se von einer Impfung ausgeschlossen, erklären Experten.

Kann ich mich auch als Allergiker impfen lassen?

Allergieexperten der deutschen allergologischen Fachgesellschaften haben sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinischen Immunologie einen Leitfaden zusammengestellt. Dieser soll besonders Ärzten dabei helfen, ihren Patienten die richtige Einschätzung und Diagnose mit auf den Weg zu geben. Professor Oliver Pfaar vom Universitätsklinikum Marburg erklärt darin, dass Patienten, die an einer schweren Form der atopischen Dermatitis oder Bronchial-Asthma sowie einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung leiden, kein erhöhtes Risiko für allergische Nebenwirkungen nach einer Covid-19-Impfung haben.

Das deckt sich mit den Informationen aus einem Infoschreiben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes, in dem es heißt, dass Patienten mit folgenden Erkrankungen aus dem allergisch, atopischen Formenkreis kein erhöhtes Risiko haben:

  • Neurodermitis

  • Nesselsucht

  • Heuschnupfen

  • Asthma (Das Asthma sollte allerdings zum Zeitpunkt der Impfung gut eingestellt sein)

  • Nasenpolypen

  • Nahrungsmittelallergien

  • Insektengiftallergie

  • Schmerzmittelunverträglichkeit

  • Antibiotikaallergie

  • Kontaktallergie (wie zum Beispiel Nickel- oder Duftstoffallergien)

Lese-Tipp: Kann ich mich impfen lassen, wenn ich Allergiker bin?

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Ist man als Allergiker beispielsweise regelmäßig von Heuschnupfen geplagt, stellt die Covid-19-Impfung keine Gefahr dar.
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Allergologin bestätigt: In diesem Fall ist die Corona-Impfung für Allergiker sogar wichtig

Prof. Dr. Dr. med. Julia Vent aus Köln, die unter anderem auf den Bereich der Allergologie spezialisiert ist, bestätigt „Die meisten Allergiker sollten sich impfen lassen, vor allem diejenigen, die an chronischen Atemwegsentzündungen, also an Asthma und Nebenhöhlenbeschwerden, leiden.“ Der Grund? „Unser Immunsystem schützt unseren Körper vor gefährlichen Stoffen. Manchmal sind diese schützenden Zellen jedoch überaktiv, sodass sich daraus eine überschießende Reaktion ergibt, die schadet. Diese unnötigen Entzündungsreaktionen der Atemwegsschleimhäute – also Allergien- müssen eingedämmt werden, indem man die Allergie behandelt. Trotzdem sind Allergiker anfälliger für virale Atemwegsinfekte, wie zum Beispiel Schnupfen, weil die Schleimhäute empfindlicher sind.“ Die Medizinerin bestätigt damit , dass eine Corona-Impfung bei Allergikern nicht nur sinnvoll, sondern teils ausdrücklich empfohlen wird.

Bei diesen allergischen Reaktionen ist die Covid-19-Impfung eher nicht ratsam

Ist es bei Ihnen in der Vergangenheit zu schweren allergischen Reaktionen auf andere Impfungen oder nach der Einnahme bestimmter Medikamenten gekommen, empfiehlt die Expertin, sich zur individuellen Situation von einem Allergologen beraten zu lassen. Entweder wird die Covid-19 dann gänzlich ausgeschlossen oder nur mit einer erhöhten Risikobereitschaft in Erwägung gezogen. Unter schweren allergischen Reaktionen versteht des DGAKI „das plötzliche Auftreten von Hautsymptomen mit Luftnot und/oder Kreislaufreaktionen, die eine sofortige, ärztliche Therapie erforderlich gemacht haben.“

Lese-Tipp: Corona-Impfstoffe: Wie lange sollte ich Nebenwirkungen beobachten?

Was, wenn ich auf die erste Dosis allergisch reagiert habe?

Definitiv nicht geimpft werden sollten Patienten mit einer bekannten früheren schweren allergischen Reaktion auf einzelne Inhaltsstoffe des Impfstoffes oder auf die erste Dosis der Covid-19-Impfung. Das Paul-Ehrlich-Institut erklärt dazu auf seiner Website: „Kontraindikationen sind dagegen eine bekannte Allergie auf Inhaltsstoffe des COVID-19-Impfstoffs sowie eine allergische Reaktion auf die erste Dosis. Dann sollte die zweite Dosis nicht geimpft werden.“ Unter einer Kontraindikation versteht man in der Medizin einen Umstand, der eine diagnostische oder therapeutische Maßnahme verbietet. Zeigt man also nach einer ersten Dosis eine allergische Reaktion – wie im Falle Sabine Kaisers im Video – sollte man eine zweite Impfung für sich ausschließen.

Lese-Tipp: Bei welchen Allergien ist der Biontech-Impfstoff nicht ratsam?

SYDNEY COVID19 VACCINATION CLINIC, A patient receives the Pfizer COVID-19 vaccination by a nurse at the Belmore Medical GP in the suburb of Belmore, Sydney, Saturday, August 28, 2021. Dr Jamal Rifi from Belmore Medical GP will be providing second doses to people who paid for their Pfizer vaccine at a GP clinic in Campsie.  ACHTUNG: NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG, KEINE ARCHIVIERUNG UND KEINE BUCHNUTZUNG SYDNEY NSW AUSTRALIA PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xBIANCAxDExMARCHIx 20210828001570362466
Hat man als Allergiker nach der ersten Impfdosis allergisch auf einen Inhaltsstoff reagiert, kommt einer zweite Dosis eher nicht in Frage.
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Bei Unsicherheit immer mit einem Arzt sprechen

Generell gilt, dass Allergiker vorher mit einem behandelnden Arzt oder mit ihrem Allergologen sprechen sollten, damit individuell geschaut werden kann, ob man auch als Allergiker für die Corona-Impfung in Frage kommt – oder eben nicht. (vdü)

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