Sie haben eine 13-Jährige über Stunden gequält
Mädchenbande aus Heide verurteilt: 50 Arbeitsstunden und Anti-Aggressionstraining
Sie haben sie bespuckt, geschlagen, getreten und mit Cola überschüttet. Das Qualvideo stellen sie dann noch ins Netz. Nun ist das Urteil gegen die vier Mädchen gefallen, doch die mutmaßliche Haupttäterin kommt ohne Strafe davon.
„Es wurden Entschuldigungen ausgesprochen, das freut uns“
Am Dienstag (6. Juni) muss die vierköpfige Mädchenbande aus Heide (Schleswig-Holstein) die Konsequenzen für ihre Taten tragen und sich vor dem Jugendschöffengericht in Meldorf verantworten. Für die Qualen, die sie ihrem Opfer angetan haben, verhängt das Gericht 50 Arbeitsstunden sowie Anti-Aggressionstraining. Doch die Jugendlichen scheinen auch zu bereuen, was passiert ist: „Es wurden Entschuldigungen ausgesprochen, das freut uns“, sagt der Opferanwalt Kaifer im Gespräch mit RTL.
Im Video: Mutter unter Tränen: "Video habe ich jede Nacht vor Augen"
Opferanwalt enttäuscht über das Urteil
Zu einer erneuten Ansicht der im Internet veröffentlichen Qual-Videos im Gerichtssaal kam es aufgrund der Geständnisse der Angeklagten übrigens nicht. Der Anwalt des Opfers Ingolf Kaifer freut sich zwar über die erzieherischen Maßnahmen und die Warnfunktion des Urteils, findet es insgesamt aber zu milde. „Man geht mit einer anderen Erwartungshaltung hier rein - insbesondere was freiheitsentziehende Maßnahmen anbelangt“.
Dass das Urteil etwas milder ausfällt, liegt unter anderem daran, dass der Vorwurf des Raubes seitens Staatsanwaltschaft und Gericht eingestellt wurde. Grund: Man wollte sich die weitere Tataufklärung ersparen. Das Opfer musste heute nicht am Prozess teilnehmen.
Presse darf nicht an der Verhandlung teilnehmen

Die gefilmten Qualen der 13 Jahre alten Förderschülerin aus Heide in Dithmarschen wurden zigtausendfach geklickt und sorgten bundesweit für Entsetzen. Der Staatsanwalt warf den vier Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren „Gemeinschaftlicher Raub und gefährliche Körperverletzung“ vor.
Heides Bürgermeister Oliver Schmidt-Gutzat will Schulen an einen Runden Tisch bringen, um solche Gewalttaten in Zukunft besser verhindern zu können. Er sieht die Verantwortung aber vor allem bei den Eltern: „In erster Linie ist das ein Erziehungsproblem der Erziehungsberechtigten. Wenn ich Kinder habe, die so etwas machen, muss ich mir die Frage stellen, welche Werte ich vermittelt habe“, betont Schmidt-Gutzat im RTL-Interview. „Und als nächstes muss sich die gesamte Gesellschaft die Frage stellen, welche Werte ich eigentlich vermitteln will. In welcher Gesellschaft will ich eigentlich leben.“
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Um die mutmaßlichen Täterinnen zu schützen, findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Haupttäterin kann strafrechtlich ohnehin nicht belangt werden, da sie zum Zeitpunkt der Tat erst 13 Jahre alt war und somit nicht strafmündig.