Abiturient Alex braucht andere Lernprinzipien, um seinen Abschluss hinzubekommen, Marie als Mitarbeiterin eines internationalen Unternehmens möchte ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern und Simon möchte in der Mitte seines Lebens endlich die Sprache seines Traumlandes Spanien erlernen, um dort vielleicht in der Rente den Lebensabend zu verbringen.
Doch klassisches Sprachen lernen kann zur Herausforderung werden, wenn die üblichen Lehrmethoden mit Vokabeln auswendig lernen nicht zum eigenen Lernverhalten passen. Einen neuen Ansatz, der das Sprachen Lernen vereinfacht, zeigt eine aktuelle Studie auf, die sich mit dem motorischen Kortex befasst.
Audio-visuelle Anreize und Aktivität förderlich für Sprachen
Lernen ist nicht gleich Lernen. Schon länger befasst sich die Wissenschaft mit verschiedenen Lerntypen, um die Effizienz von Lehrmethoden zu verbessern. Nur wenige Menschen können allein über das Pauken von Vokabeln und Grammatik neue Sprachen erfassen und anschließend mit wenig Übung praktisch einsetzen. Audio-visuelle Reize, Bewegung und Aktivitäten, die mit dem Lernen verknüpft werden, zählen schon lange zu den effizienten Lernhelfern.
Bekannt ist, dass beispielsweise die aktiven Lernprozesse bei einem Auslandsaufenthalt hilfreich sind. Auch das Schauen von Filmen in Originalsprache, das Nutzen von Sprachlernspielen bei Kindern, das Singen von Liedern in der anvisierten Sprache sowie das gemeinschaftliche Lernen gelten als förderlich. Dies hängt nicht nur mit der praktischen Übung zusammen.
Auch die aktiven Handlungen im Rahmen der Übungen sind eng mit dem Lerneffekt verbunden, die den motorischen Kortex im Gehirn betreffen, wie eine Studie unter Neurowissenschaftler Brian Mathias vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig ergab und nun in der in der Fachzeitschrift Journal of Neuroscience veröffentlicht wurde. An der Studie nahmen 1.013 Singles und Paare zwischen 18 und 65 Jahren teil, die Vokabeln einer fiktiven, und somit für alle Beteiligten unbekannten, Sprache unter besonderen Testbedingungen erlernten.
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Wo liegt die Verbindung zwischen Motorcortex und Lernverhalten?
Der motorische Kortex ist das Gehirnareal, das willkürliche (und somit gewollte) Bewegungen im Gehirn plant, auslöst und speichert, um dem dazugehörigen Körperareal die gewünschten Impulsreize zu senden.
In den Untersuchungen der Studie wurde mit den teilnehmenden Probanten zunächst ein klassisches Lernumfeld nach dem Vorbild eines Schulzimmers genutzt, um an vier aufeinander folgenden Tagen ein fremdsprachiges Vokabular einer fiktiven Sprache zu erlernen. Dabei wurde ein Teil der Vokabeln mit sensomotorischen Aspekten, beispielsweise Bewegungen, Bildern oder Geräuschen, angereichert, während andere Vokabeln lediglich auditiv gelehrt wurden.

Eine anschließende Testsituation wurde mit einer TMS-Stimulation (transkranielle Magnetstimulation) durchgeführt, wobei einige Probanten eine wirksame Stimulation erhielten, andere eine scheinbare Stimulation ohne Wirkung (Placebogruppe). Zudem zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen den sensomotorisch angereicherten Vokabeln gegenüber den rein auditiv dargebotenen Wörtern.
Eine Weiterführung der Untersuchungen folgte nach fünf Monaten mit einer Wiederholung von Lern- und Testsituation, welche die positive Wirkung der TMS-Stimulation bestätigen konnte.
Trotz der Studienergebnisse, welche sensomotorische Einflüsse beim Lernen belegen, sind die grundlegenden Mechanismen des Gehirns noch nicht ausreichend erforscht. Die Erkenntnisse legen jedoch nach, dass das Sprachen Lernen und insbesondere das Vokabeltraining durch Aktivität mehr profitiert als von akustischen Einflüssen allein.
Sprachen Lernen vereinfachen durch audio-visuelle Reize und Bewegung
Beim Sprachen Lernen können entsprechend diverse Aktivitäten und Reize gezielt eingesetzt werden, um das Einprägen von Vokabeln zu erleichtern. Schon in Sprachlernspielen für Kinder wird dieser Effekt eingesetzt, um Farben, einfache Begriffe und Alltagselemente spielerisch leicht merkbar zu machen. Die zügig eintretenden Effekte wirken sich zudem positiv auf das Lernerlebnis aus: Erfolge geben ein gutes Gefühl und steigern die Motivation.

Werden motivierende und effiziente Elemente mit motorischen Reizen in das Sprachen Lernen mit dem Alltag kombiniert, entsteht eine individuell passende Lernumgebung mit optimalen Effekten.
Dieses Fazit zieht auch der Erstautor der Studie, Brian Mathias:
Unsere Ergebnisse liefern den neurowissenschaftlichen Beleg dafür, warum Lerntechniken, die das motorische System des Körpers einbeziehen, häufiger zum Einsatz kommen sollten.
Dies kann beispielsweise durch verschiedene Vorgehensweisen umgesetzt werden:
- Vokabeln im Wohnumfeld können direkt am betreffenden Gegenstand platziert werden (z.B. “Table” am “Tisch”, wenn Englisch das Ziel bei Ihrem Sprachen lernen ist).
- Tagebücher und Notizbücher werden in der Zielsprache geführt.
- Filme und Serien, die den eigenen Interessen entsprechen, werden im Originalton angeschaut. Optimal zum Einstieg sind bereits bekannte Lieblingsfilme, da diese ein positives Gefühl ergänzen.
- Lieder in der Zielsprache zu singen kann mit dem Tanzen für den motorischen Anreiz kombiniert werden.
- Die Auseinandersetzung mit dem Land und der Kultur, in dem die Sprache gesprochen wird: Landestypische Küche beim Lernen auszuprobieren und die Zutaten zu benennen macht das Sprachen Lernen zum Genuss.
- Gleichgesinnte suchen: Schon in der Schule lernte es sich in der Gruppe oft leichter.
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